Eine lang ersehnte Fortsetzung
Im Jahr 2016 veröffentlichte Capcom einen unerwarteten Spin-off-Titel in seinem langjährigen Monster Hunter-Franchise namens „Monster Hunter Stories“. Es war ein JRPG, das dass Monstersammelnde JRPG-Subgenre mit dem Action-Jagd-Gameplay von Monster Hunter verschmolzen hat. „Monster Hunter Stories“ war eine einzigartige und unterschätzte Version der Monster Hunter-Serie, und viele Fans hatten sich eine Fortsetzung gewünscht die das Konzept erweitert.
Fünf Jahre später veröffentlicht Capcom endlich die lang erwartete Fortsetzung „Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin“. Als das Unternehmen das Spiel im September 2020 ankündigte, war der Hype bei den Spieler*innen spürbar groß gewesen. Wir haben uns das Spiel auf der Nintendo Switch näher angeschaut und verraten euch, ob die Fortsetzung tatsächlich den Erwartungen gerecht werden kann.
Eine Welt voller Monster
Unsere Geschichte beginnt eines Nachts im Dorf Mahuna. Ein ominöses rotes Licht erscheint während eines Festivals über dem Ozean, und plötzlich beginnt ein riesiger Schwarm Wyvern namens Rathalos in Richtung Horizont zu fliegen. Dazu gehören Hakolos Beschützer und der Monstie (Monster mit denen man eine Bindung eingehen kann) unseres verstorbenen Großvaters Red, Wächter Ratha. Als frischgebackener Rider, den wir individuell gestalten können, hilfst man zu untersuchen, warum Wächter Ratha die Insel verlassen hat.
Bei der Suche stößt man auf ein junges Wyverianer-Mädchen namens Ena, die einst Red kannte. Sie sagt, dass Rathalos weltweit verschwinden und diese roten Lichter aus riesigen Gruben stammen, die Monster mit unkontrollierbarer Wut füllen. Unsere Aufgabe besteht also darin, dass Verschwinden aufzuklären und die drohende Gefahr aufzuhalten.
Nach „Monster Hunter World“ und „Monster Hunter Rise“ muss „Monster Hunter Stories 2“ in wirklich große Fußstapfen treten, und zu Beginn fragt man sich, ob es das auch kann. Schließlich geht es in den Spielen darum Monster zu töten und zu plündern, außerdem ist viel Taktik gefragt. Aber auch genau darum geht es in dem Spiel – nur ein wenig anders.
Sammelfans werden ihre Freude haben
„Monster Hunter Stories 2“ ist ein Spiel zum Sammeln von Kreaturen wie in „Pokémon“, aber es gibt einige wichtige Unterschiede. Ja, man kämpft in freier Wildbahn gegen die Monsties, aber man fängt sie dort nicht ein. Stattdessen muss man sich in zufällig generierte Dungeons wagen, um Eier zu finden. Anschließend müssen dann die Eier ausgebrütet werden, um den Monstie zum Team hinzuzufügen.
Im Laufe des Spiels steigen die Monsties auf und lernen neue Fähigkeiten. Durch den Ritus der Überlieferung können diese dann zu echten Kampfmaschinen aufgerüstet werden, um ihnen eine einzigartige Fähigkeit oder einen einzigartigen Buff zu verleihen. Das Aufrüsten kann im weiteren Verlauf bei Kämpfen sehr nützlich sein, muss aber nicht zwingend gemacht werden.
Die Kämpfe haben eine überraschende Mischung aus klassischem „Monster Hunter“ und rundenbasierten RPG-Mechaniken. Es gibt kein kompliziertes Typeffektivitätssystem wie bei den Pokémon-Spielen. Stattdessen dreht sich der Kampf hauptsächlich um eine Stein-Schere-Papier-Dynamik zwischen Kraftangriffen, technischen Angriffen und Geschwindigkeitsangriffen. Sogar die besonderen Fähigkeiten eines Monstie fallen unter diese Kategorien. Schlussendlich muss man immer den jeweilig überlegenen Angriff auswählen um zu gewinnen.
Mit der richtigen Waffe zum Sieg
Als Rider kämpfst man an der Seite eines Monstie mit einer Fülle von Rüstungen und Waffen aus den „Monster Hunter“-Spielen. Bestimmte Waffen sind gegen Körperteile eines Feindes effektiver als andere, daher ist es eine gute Idee immer eine Auswahl griffbereit zu haben. Unser Charakter und auch unser Monster können sich für einen mächtigen Doppelangriff zusammenschließen, um massiven Schaden zu verursachen. Wenn wir bemerken, dass unsere Waffe für das Monster zu schwach ist, haben wir sogar die Möglichkeit diese im Kampf zu wechseln, das gleiche gilt auch für unser Monstie.
Außerhalb des Kampfes können Spieler*innen auch etwas die Welt erkunden. Jedes Monster verfügt über einen besonderen Trick, sei es springen, klettern oder schreien, um schwache Bedrohungen abzuschrecken. Im Laufe der Zeit wird dies auch für spätere Kämpfe gegen einige der tödlichsten Kreaturen des Franchises wichtig sein.
Für die meiste Zeit des Spiels hat man verschiedene Verbündete, die sich einen anschließen, oder man kann online mit einem Freund spielen. Es gibt nicht viele kooperative RPGs, daher könnte dieses Spiel eine einzigartige Nische für manche Multiplayer-Spieler*innen sein.
Der Anime zum selber spielen
Zumindest funktioniert der Stil von „Monster Hunter Stories 2“ hervorragend für das, was es sein möchte: Spieler*innen eine andere Seite des Franchises vorstellen und gleichzeitig einen neuen Weg eröffnen, etwas eigenständiges zu sein. Es fühlt sich auch definitiv genauso an und muss sich vor seinen großen Vorgängern keineswegs verstecken.
Obwohl „Monster Hunter Stories 2“ auf realistische Grafiken für einen Animestil verzichtet, kann sich das Spiel optisch sehen lassen. Das grafische Design des Spiels motiviert zum Erkunden der Welt, die sehr farbenfroh und liebevoll gestaltet ist. Die sehr detaillierten Charaktere, Monsties und Umgebungen spiegeln weit mehr wieder als manch ein anderes RPG. Jede Facette dieser Welt fühlt sich wirklich lebendig, üppig an und bettelt darum, entdeckt zu werden.
Leider kann die Framerate auf der Switch manchmal das Genießen der fast bildschönen Welt von „Monster Hunter Stories 2“ zu einer Herausforderung machen. Egal ob man im Dockingmodus oder im Handheld spielt, immer wieder kommt es zu spürbaren Verlangsamungen. Diese treten vor allem dann auf wenn man Gebiete erkundet, die von mehreren Monsties bevölkert sind. Diese Framerate-Einbrüche können störend sein und die Reaktionsfähigkeit der Spielsteuerung unterbrechen. Hier muss definitiv nochmal ein Patch geliefert werden.
Auf der anderen Seite verdient der Soundtrack des Spiels einen Platz auf jeder Gaming-Playlist. Während man die Schauplätze des Spiels erkundet, wird man mit charmanten Themen verwöhnt die perfekt zur Atmosphäre passen. Die Kampfmusik ist gut gewählt und kündigen oft größere Gruppen von Monsties oder Bossgegnern an. Leider sind die englischen Stimmen der NPCs dafür sehr lieblos, da wäre mehr drin gewesen. Und trotzdem ist „Monster Hunter Stories 2“ von Anfang bis Ende eine aufregende Fahrt.
FAZIT: Eine wirklich gelungene Fortsetzung !
„Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin“ erfindet das Genre nicht neu und macht nichts unglaublich Einzigartiges, aber es ist ein riesiges JRPG mit viel zu tun. Es gibt eine tolle Kampagne die mindestens für über 40h Unterhaltung sorgen wird und sogar teilweise echt epische Momente für uns hat. Der Stil im Anime-Look ist durchaus Geschmackssache, aber trotzdem sehen die Gebiete und Monster fantastisch aus. Leider kommt es häufig zu Performanceverlusten bei größeren Gebieten wie den Hubs, dadurch gibt es auf der Nintendo Switch öfters Einbuße bei der Bildrate. Das Gameplay ist auf den ersten Blick einfach gestaltet, macht dadurch aber auch sehr viel Spaß. Gerade das Sammeln und Trainieren der Monsties weiß zu überzeugen. „Monster Hunter Stories 2“ braucht sich bei seinen großen Vorgängern nicht verstecken und ist eine würdige Fortsetzung.
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