Endlich ein gelungener „Alien“-Shooter ?
Wenn man auf die Videospiel Geschichte von Spielen mit einer „Alien“- Lizenz blickt, bekommt man eine wirklich riesige Liste an Einträgen geboten. Schaut man sich dann noch die einzelnen Titel an, so findet man unter diesen kaum nennenswerte Spiele. Der letzte Eintrag „Alien: Isolation“ war für viele SciFi Fans ein echtes Highlight und konnte gut die Stimmung des ersten „Alien“-Film einfangen.
Als 2015 Cold Iron Studios gegründet wurde und ihr Debüt namens „Alien: Fireteam Elite“ ankündigte, war die Euphorie sowie Ablehnung gleichermaßen vertreten. Erste Gameplays haben uns einen knallharten Horde-Shooter im Stil von „World War Z“ oder „Left 4 Dead“ versprochen, nur mit eben einer „Alien“-Lizenz.
Nun ist der Third-Person-Shooter endlich für PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series sowie auf dem PC verfügbar. Wir zeigen euch in unserem Test ob es der langersehnte „Alien“-Shooter geworden ist oder eine weitere Katastrophe wie „Aliens: Colonial Marines“.
Im Weltraum hört dich niemand schreien
„Aliens: Fireteam Elite“ spielt 23 Jahre nach den ursprünglichen Alien-Filmen und erzählt eine eigenständige Geschichte. Die Geschichte folgt einer Gruppe von Colonial Marines an Bord der USS Endeavour. Sie reagieren auf einen Notruf einer äußeren Kolonie und werden schnell von Xenomorphs überrannt. Der Großteil der Geschichte wird während der Missionen über Funkgespräche erzählt, was es schwierig macht, dieser auch zu folgen.
Oft verpasst man wichtige Informationen, weil man mit einer Welle von Feinden beschäftigt ist. Oder ein Mitglied des Teams verlangt nach Wiederbelebung, während sich ein dramatischer Story-Beat entfaltet. Wenn man nicht gerade auf Mission ist, kann man im Hub der Endeavour herumlaufen und mit den Besatzungsmitgliedern sprechen. Dabei werden interessante Hintergrundgeschichten offenbart, die leider sehr monoton erzählt werden.
Das Alien-Universum-Setting ist der stärkste Aspekt des Spiels. Der retro-futuristische Look überträgt sich stark auf die komplette Kampagne. Die Kampagnenmissionen führen durch eine Reihe interessanter Orte, von düsteren Raumstationskorridoren bis hin zu verfallenden Ruinen mit beeindruckenden antiken Monumenten. Cold Iron Studios kann man definitiv die Liebe zu den Filmen nicht abstreiten.
Ballern bis der Xenomorph platzt
„Aliens: Fireteam Elite“ bietet vier Kampagnen mit jeweils drei Missionen. Jede Mission dauert etwa 30 Minuten. Wenn man das Spiel beendet, schaltet man einen nicht nennenswerten Hordenmodus frei. Gespielt werden kann im Einzelspielermodus mit zwei KIs an der Seite oder im Online-Koop mit maximal drei Spielern*innen pro Einsatzteam. Cold Iron Studios empfehlen generell nur im Online-Koop bestenfalls mit zwei Freunden zu spielen. Diese Aussage kann man nur deutlich unterstreichen, denn im Solomodus kommt tatsächlich schnell Langeweile und Frust auf.
Bevor man in das Gefecht zieht, stehen zunächst vier Charakterklassen zur Auswahl: Schütze, Zerstörer, Techniker und Doc. Wenn man die Kampagne abschließt gibt es noch eine fünfte Klasse, nämlich den Späher. Jede Klasse hat ihre eigenen einzigartigen Fähigkeiten, Vorteile und Waffen. Es macht Spaß mit jedem einzelnen zu experimentieren, dennoch steigen die Klassen unabhängig voneinander auf. Dadurch geht leider ein wenig Abwechslung verloren, da man einen Favoriten bestimmen muss um in der Kampagne gut durchzukommen.
Im Gefecht selber bekommen wir es mit elf verschiedenen Gegnertypen zutun. Die Standard-Xenomorphs sind dabei unsere Hauptfeinde und echtes Kanonenfutter. Wohin gegen die Kriegerklasse der Aliens eine echte Herausforderung werden können. Wenn man nicht aufpasst, kann dieser schnell den ganzen Trupp auslöschen, Teamarbeit ist hier enorm wichtig.
Außerdem kommen später noch die bewaffneten Androiden ins Spiel. Gegen diese Feinde kommen wir nur an, wenn wir uns eine Deckung suchen und konzentriert zusammenarbeiten. Seltsamerweise machen Feuergefechte gegen Androiden häufig mehr Spaß, als gedankenlos Wellen von Xenomorphs niederzumähen. Ein echtes Highlight sind auch die Level, in denen beide aufeinandertreffen und sich gegenseitig bekämpfen.
Ein hartes Stück Arbeit
Es ist erwähnenswert, dass „Aliens: Fireteam Elite“ ein hartes Spiel ist. Zu Beginn stehen drei Schwierigkeitsstufen zur Auswahl, zwei weitere werden nach Abschluss des Spiels freigeschaltet. Selbst auf der Standard-Schwierigkeit wird man öfters den Bildschirmtod erleben. Um in den härtesten Schwierigkeitsstufen zu überleben, braucht man einen hochrangigen Kader, eine starke Zusammenarbeit und eine gute Klassenverteilung (Sanitäter ist ein Muss).
Leider bietet selbst der einfachste Schwierigkeitsgrad keine Kontrollpunkte in der Mitte der Mission. Stattdessen bestraft das Spiel einen gnadenlos für alle Fehler. Dreißig Minuten damit zu verbringen durch ein hartes Level zu kriechen, nur um an der letzten Hürde zu fallen und wieder an den Start geschickt zu werden, ist frustrierend. Selbst zu Beginn des Spiels, gibt es keine Gnade bei der Schwierigkeit. Die Entwickler selbst empfehlen von Anfang an auf dem Schwierigkeitsgrad Schwer zu spielen, das sollte man definitiv als Casual-Spieler*in schnell überdenken.
Grafik und Sound
„Aliens: Fireteam Elite“ ist nicht das grafisch beeindruckendste Spiel auf der Xbox Series X, hat aber ein hervorragendes visuelles Design. Das Spiel macht einen soliden Job dass Aussehen der Filme nachzubilden. Es ist jedoch enttäuschend, dass sich einige Bereiche sorgfältig gestaltet anfühlen, während andere uninspiriert aussehen. Oft kämpft man durch nahezu identische Korridore, während andere Level wirklich beeindruckend sind.
Eines der ersten Dinge, die man bemerken wird, sind die steifen Charakteranimationen. Insbesondere die Art und Weise, wie Ihr Colonial Marine Waffen tauscht, sieht geradezu albern aus. Die Xenomorph-Bewegungen sind jedoch eine angenehme Überraschung. Die Kreaturen kriechen über den Boden oder springen Wände hoch, genau solche Animationen können sich sehen lassen.
Das Sounddesign ist gemischt. Während die Xenomorphs erwartungsgemäß kreischen und die Waffen mit viel akustischem Schwung feuern, ist der Soundtrack sehr merkwürdig. Oft bekommen wir dramatische Musikstücke zu hören, die auch tatsächlich in das Setting passen aber manchmal verfehlt es leider das Ziel komplett. Zum Beispiel bietet eine Mission mitten im Spiel eine seltsam fröhliche Hintergrundmusik. Wie zu erwarten, passt der Kampf gegen Wellen aggressiver Aliens mit flotten Melodien im Hintergrund nicht besonders gut.
Solche Fehltritte sind mit Freunden im Online-Koop aber kaum störend bzw. können auch unterhaltsam werden. Ein riesiger Minuspunkt ist aber die Stabilität des Spiels. Oft wurde mein Koop-Partner mitten im Spiel einfach rausgeworfen, dadurch stürzt automatisch die ganze Mission ab und wir können erneut alles von vorne machen. Dort müssen die Entwickler definitiv einen Patch liefern, denn sonst werden Spieler*innen sehr schnell die Lust verlieren und zur Deinstallation greifen.
FAZIT: Spaßiger Hoordeshooter mit viel Luft nach oben.
„Aliens: Fireteam Elite“ ist ein spaßiger Third-Person-Shooter im Titeluniversum, wenn man ihn im Online-Koop spielt. Ich hatte Spaß daran Horden um Horden von Xenomorphs mit dem M41A Pulse Rifle zu vernichten. Das Ausprobieren verschiedener Klassen, Fähigkeiten und freischaltbarer Waffen trägt dazu bei, dass das Gameplay während des ersten Laufs erfrischend bleibt. „Fireteam Elite“ möchte jedoch wiederspielbar sein, dafür gibt es bisher aber keine Motivation. Oft wiederholendes Leveldesign und die ständigen Abstürze im Online-Koop machen das Beenden von Missionen eher zu einer lästigen Pflicht als zu einem Triumph. Fans von den Filmen die Spaß daran haben unzählige Horden an Aliens zu vernichten, werden trotzdem auf ihre Kosten kommen. Cold Iron Studios muss sich definitiv etwas einfallen lassen, ansonsten wird dieses Spiel gegenüber anderen Koop-Shootern schnell untergehen und in Vergessenheit geraten.
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