13 Sentinels: Aegis Rim [PlayStation4]

Kult-Studio mit ganz eigenem Charme

Vanillaware. Dieser Name entlockt dem ein oder anderen Videospiel-Fan ein entzücktes Staunen. Denn der Entwickler aus Osaka, Japan versteht es seit Jahrzehnten eine prächtige Grafik im 2,5D-Stil mit grandiosem Gameplay zu vermischen. Egal ob „Odin Sphere Leifthrasir“, „Muramasa: The Demon Blade“ oder „Dragon’s Crown“, das Studio weiß einfach wie es seine Fans glücklich macht.

Wie schon erwähnt, sticht dabei vor allem immer die Grafik besonders ins Auge. So überzeugen die Spiele mit großen, handgezeichneten Sprites voller Details, bieten Scrolling auf verschiedenen Ebenen und generell ein schönes Artdesign. Meist ist das Gameplay recht actionreich und entstammt dem Brawler- oder Hack’n Slay-Genre und mischt dort Rollenspiel-Elemente mit rein. 

Ihr neuester Streich, „13 Sentinels Aegis Rim“ geht jedoch in eine völlig andere Richtung und mischt Visual Novel, Adventure und Taktikschlachten mit einer apokalyptischen Geschichte, die nicht selten an „Neon Genesis Evangelion“ erinnert. In unserem Test lest ihr, wie sich die PS4-Version schlägt.

Die Welt geht vor die Hunde, Baby

Japan, Mitte der 1980er. Die beiden Schüler Juro und Iori leiden unter mysteriösen Alpträumen. In denen befinden sie sich in seltsamen Robotern, den Sentinels, und kämpfen gegen die bösartigen Kaijus, die die Erde erobern wollen. Als Juro eines Tages aus Versehen einen dieser Sentinels heraufbeschwört, nimmt das Drama seinen Lauf.

Denn die beiden gehören zu einer Gruppe von 13 Jungen und Mädchen, die sich gegen die außerirdische Bedrohung zur Wehr setzen müssen und sich dazu eben hinter das Steuer eines Sentinels setzen müssen. Dabei nimmt die Geschichte nicht nur im Japan der 80er Jahre ihren Platz ein, sondern umspannt eine Ära von über 170 Jahren, angefangen in der Nachkriegszeit des WWII bis hin ins Jahr 2105.    

 

 

Taktische Gespräche

„13 Sentinels: Aegis Rim“ ist eine Mischung aus Visual Novel, Grafik-Adventure und einem rundenbasierten Taktikspiel. Dabei überwiegen aber die ersten beiden Komponenten, so spielt ihr immer einen Abschnitt zu einem der dreizehn Charakter, welcher dann von einer Kampfsequenz abgerundet wird. In dieser erinnert das Spiel sehr an den Mech-Taktiker „Front Mission“, was sicherlich auch an der isometrischen Perspektive liegt.

Das Spiel entführt euch in die verschiedensten Szenarien und Zeiten. Mal wollt ihr an einem Schrein im Jahr 1944 eurem Schwarm eure Liebe gestehen, mal werdet ihr am Ufer eines Sees in der Zukunft von einem Mech fast erschlagen. In diesen Sequenzen seid ihr eigentlich hauptsächlich mit dem Lesen der Textboxen oder dem Zuhören(bei aktivierter englischer Sprachausgabe) beschäftigt, hin und wieder fällt ein Begriff, den ihr dann als Gedanke weiterspinnen könnt. Dialoge sind jederzeit noch einmal einsehbar, um so noch eimal wichtige Parts oder Anweisungen nachlesen zu können. Hin und wieder müsst ihr euch zu einem gewissen Punkt bewegen oder das Gespräch mit einem bestimmten Charakter suchen, um die Handlung weiterzuführen. Das war es in spielerischer Hinsicht aber in diesen Teilen von „13 Sentinels: Aegis Rim“. 

Abwechslungsreicher wird es hier dann in den schon erwähnten Taktik-Parts. 

Fernangriffe, Sprünge, Energie

Die Gefechte mit den feindlichen Kaijus finden meist auf einer recht kleinen Karte statt, auf der es häufig gilt ein bestimmtes Terminal zu verteidigen. Hierfür habt ihr einen oder mehrere Sentinels zur Verfügung, die ihr im Stile klassischer Strategiespiele befehligt. So bewegt ihr den Mech an eine bestimmte Position, startet einen Nah- oder Fernkampfangriff oder wählt in kluger Voraussicht den Verteidigungsbefehl, falls eine starke Attacke des Gegners droht.

Durch erfolgreiches Hantieren ladet ihr außerdem die EP-Anzeige auf, durch die ihr stärkere Manöver starten könnt. Auch ziemlich vernichtende Angriffe durch die Terminals, die sogenannten Terminal Commandos, könnt ihr nach einer bestimmten Zeit auslösen und eurem Feind so gehörig einheizen.

Während eure Figuren für erfolgreiche Kämpfe Erfahrungspunkte bekommen, könnt ihr auch euren Sentinel nach und nach verbessern. Hierfür gibt es die Meta-Chips. Generell sind die euch wohlgesinnten Roboter in verschiedene Kategorien eingeteilt und haben unterschiedliche Stärken und Schwächen. Mal verfügt einer über besonders starke Nahkampfangriffe, anderen können sich gegen fliegende Feinde besser zur Wehr setzen. 

 

 

Wunderschöne Endzeit

„13 Sentinels: Aegis Rim“ besticht mal wieder vor allem mit seiner Optik. Auch wenn die Animationen etwas minimiert sind, die Sprites der Figuren sind groß und detailliert gestaltet. Ein ganz besonderes Highlight sind aber sicherlich die Hintergründe, die man sich durch die Bank weg so auch ins heimische Wohnzimmer als Tapete machen würde. Egal ob sonnendurchflutetes Klassenzimmer, nächtlicher Schrein oder kaltnasses Regenwetter an einem See…hier liefert Vanillaware gehörig ab.

Die Profilbilder der Charaktere während der Kämpfe erinnern an Yoshitaka Amanos „Final Fantasy“-Designs, allerdings sind diese das einzige Highlight in diesen Sequenzen. Generell wirkt die Karte durch den Tiltshift-Effemt zwar wie eine Spielzeuglandschaft, ist aber auch sehr grob aufgelöst. So verschwimmen Feinde gerne mit dem Grau der Stadt, auch wichtige Anzeigen wie eure Energie sind leider etwas arg außerhalb des Sichtfelds platziert und machen das Spiel somit etwas unübersichtlich.

Neben einer sehr empfehlenswerten japanischen Synchronisation, gab es mit dem Day 1-Patch des Spiels auch eine englische Sprachfassung. Diese geht in Ordnung, wer es aber authentischer möchte, sollte hier Japanisch wählen. In Sachen Musik wird das Geschehen immer passend untermalt und sorgt so für einen stimmigen, audiovisuellen Gesamteindruck.

  • Story
  • Grafik
  • Gameplay
  • Spielspaß
4.1

FAZIT: „Evangelion“ als Videospiel

„13 Sentinels: Aegis Rim“ kommt spielerisch sicherlich nicht an frühere Vanillaware-Titel heran. Dafür fehlt es schlichtweg an Abwechslung und der Spieltiefe von Titeln wie „Odin Sphere“. Doch hier bekommt man dafür eine tolle SciFi-Story geboten, die vor allem Anime-Fans glücklich machen sollte. Besonders „Neon Genesis Evangelion“ sei hier als Referenz genannt. Das versprüht schon ähnliche Vibes und sorgt so für den eine gute Atmosphäre. Auch viele popkulturelle Anspielungen lassen das Herz eines jeden Otaku höher schlagen.

Aber wie gesagt, spielerisch ist das alles sehr limitiert. Ich habe mich häufig dabei ertappt, wie ich mir mehr Interaktionsmöglichkeiten zwischen den Figuren gewünscht habe. Auch die Taktik-Kämpfe sorgen hier nur bedingt für Abwechslung, sind die doch recht unübersichtlich und anfangs wirklich recht verwirrend.

Aber wenn man sich nach ein bis zwei Stunden an alles gewöhnt hat, entfaltet der Titel so langsam seine Faszination. Außerdem ist die Strukturierung der Geschichte – man spielt immer wieder kurze Abschnitte der einzelnen Charaktere – recht gelungen. So wird ein guter Spannungsbogen aufgebaut und man freut sich immer schon auf die Fortsetzung der einzelnen Kapitel.

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Über Christian Suessmeier 3855 Artikel
Nachdem ich schon in jungen Jahren Prinzessinnen aus den Klauen bösartiger Reptilien rettete und mich mit einem kleinen Raumschiff durch das Weltall ballerte, ließ mich die Faszination Videospiele nicht mehr los. Besonders japanische Spiele haben es mir angetan, außerdem war ich auch immer ein großer Fan von spezielleren Konsolen wie dem Sega Saturn. Ein Herz für Außenseiter quasi! In Sachen Spielen verehre ich die "Yakuza"-Reihe, mag filmische Abenteuer wie "The Last of Us" und absolviere gerne mal eine Partie "PES" zwischendurch. Ansonsten schlägt mein Herz aber auch für den japanischen Film, Regisseure wie Shion Sono, Shinya Tsukamoto oder Takeshi Kitano sind einfach Gold wert. Weiterhin investiere ich meine Zeit aber auch gerne in Comics und dem kreativen Arbeiten(Schreiben, Zeichnen...).

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