Der König der Prügler?
In den 90er Jahren waren Prügelspiele das Nonplusultra in den Spielhallen und auf den heimischen Konsolen. Und auch wenn SNES und Mega Drive so einige Fighting-Perlen abbekamen, schielten Freunde des gepflegten Prügelns gerne mal Richtung SNK und dem leistungsstarken Neo Geo. Dieses überzeugte mit 1:1-Ports von Arcade-Hits, schreckte viele aber mit Preisen von nahezu 550,-€ für die Hardware und 150 bis 250,-€ für die Spiele ab.
Doch man bekam eben recht viel für sein Geld, darunter unter anderem die kongeniale „The King of Fighters“-Reihe, die die besten Kämpfer*innen aus SNK-Spielen versammelte. Während man von 1994 bis 2003 jährlich einen neuen Teil veröffentlichte und auf einer Erfolgswelle ritt, geriet die Serie dann ziemlich ins Stocken und wurde nur noch alle paar Jahre veröffentlicht. Immerhin blieb man sich bis zu Teil 13 aber treu und präsentierte den Fans einen wunderschönen Pixel-Look samt vieler Details und wunderschöner Animationen.
Doch dann kam „The King of Fighters XIV“ und mit ihm die Polygone. Während man spielerisch auf einem hohen Niveau blieb, schreckte viele die detailarme 3D-Optik ab und vergraulte somit viele Fans. Wie es nun um den frisch erschienenen fünfzehnten Teil der Reihe steht, erfahrt in unserem Review der PS5-Version.
Zusammen ist man stark
Seien wir ehrlich…in den meisten Prügelspielen ist die Story nicht wirklich relevant und so ist es auch bei „The King of Fighters XV“. Die Geschichte um ein neues „KoF“-Turnier und die Suche nach einem mysteriösen Siegel ist nur der Aufhänger für ordentliche Handkanten-Action. Dafür sucht ihr euch ein Team aus drei Kämpfer*innen zusammen, darunter Akteure aus „Fatal Fury“, „Art of Fighting“ oder „Ikari Warriors“, und steigt in den Ring. Ihr habt dabei die Wahl, ob ihr ein vorgefertigtes Team nutzt oder dieses frei aus den 39 Protagonist*innen zusammensetzt.
Neben einigen Story-Sequenzen, die sich je nach Team unterscheiden, wird die Kampagne mit einem dicken Endkampf gegen mehrere Bosse abgeschlossen.
In Sachen Singleplayer-Komponenten war es das bei „The King of Fighters XV“ dann leider auch schon wieder. Eure Zeit könnt ihr euch höchstens noch mit ein paar Herausforderungen vertreiben, in denen ihr eine bestimmte Kombo abliefern müsst und damit Musik im Ingame-Player freispielen könnt. Mit dem umfangreichen Trainings-Modus könnt ihr euch außerdem perfekt auf Kämpfe vorbereiten, der Rest der Modi besteht aus allerlei Online-Wettbewerben und nimmt fast 2/3 des Hauptmenüs ein. Hierfür sollte man allerdings einige Skills mitbringen…Fighting-Communities sind ja immer besonders hart.
Schicke Klopperei!
Schon der erste Trailer ließ darauf hoffen, dass „The King of Fighters XV“ deutlich besser aussieht als der Vorgänger und dies ist auch tatsächlich so. Auch wenn SNK der Polygon-Optik treu geblieben ist, hat man die Figuren dank einem erhöhten Detailgrad und einer besseren Beleuchtung wesentlich ansehnlicher gemacht. Die Animationen sind wie immer auf einem hohen Niveau und gefallen mit ihrer Vielfalt. Die Effekte in den Kämpfen selber können sich ebenfalls sehen lassen.
Auch wenn man den Fokus meist auf die Kämpfer*innen legt, sind natürlich auch die Hintergründe in Kampfspielen wichtig. In „The King of Fighters XV“ sind diese auch detailliert gestaltet und gefallen mit einigen Cameos und Verweisen auf andere SNK-Spiele. Gemessen an der Vielfalt an Charakteren hätte man aber gerne noch die ein oder andere Stage verbauen können.
Vertont ist der Prügler auch ordentlich und gefällt mit seinen klassischen Sprüchen nach Siegen samt cooler Pose. Die Musik bleibt recht im Hintergrund und daher auch leider unauffällig.
FAZIT: Ordentlicher Prügler, dem es an Inhalt fehlt
„The King of Fighters XV“ merzt einen der größten Kritikpunkte des Vorgängers aus und präsentiert sich diesmal mit einer richtig schicken Optik, die nicht so belanglos wie in Teil 14 wirkt und teilweise etwas an die letzten „Street Fighter“-Ableger erinnert. Daher sieht der Prügler schon mal richtig gut aus, auch spielerisch bleibt das Ganze auf einem hohen Niveau und gefällt mit seinem wuchtigen Kampfsystem.
Was leider nicht ganz so gelungen ist, ist der Umfang für Einzelspieler*innen. Denn auch wenn euch das Spiel hier sage und schreibe 39 Kämpfer*innen vor die Nase setzt, hat man den Story-Modus in nicht einmal 45 Minuten durchgespielt. Klar, durch unterschiedliche Team-Zusammensetzungen kann man verschiedene Enden sehen, aber ob das wirklich für die Langezeit-Motivation reicht? Obendrein nervt der letzte Boss mit einem unfairen Move-Set…
Hier wären ein, zwei weitere Modi oder eine umfangreichere Story wirklich cool gewesen. Aber wer Freude daran hat, sich online zu prügeln bekommt hier ordentlich was geboten für sein Geld und kann bedenkenlos zuschlagen. Solange er Oldschool-Prügler mag…
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