Spezialisten für Zweiräder
Schon seit Mitte der 1990er gibt es den Mailänder Entwickler Milestone. Dieser hat sich eigentlich seit seiner Gründung ausschließlich den Rennspielen gewidmet, mal auf vier Rädern, mal auf zwei. Als Fan der Moto GP kennt man das Studio vielleicht auch durch das offizielle Spiel zur Motorrad-Weltmeisterschaft. Und Motorräder sind es eigentlich auch, die Milestone in den vergangenen Jahren hauptsächlich beschäftigt haben. Egal ob auf dem Aspahalt mit eben „Moto GP“ oder abseits der Strecke mit seinen Motocross- oder Supercross-Spielen.
Vor fünf Jahren veröffentlichte man außerdem den ersten Teil der „Ride“-Serie, die man eigentlich als Motorrad-Gran Turismo bezeichnen könnte. Hier wird viel Wert auf den Simulationsaspekt gelegt, außerdem ist die Präsentation der Zweiräder ähnlich perfekt wie in Sonys Rennspiel-Reihe.
Nun ist man hier schon bei Teil 4 angekommen, der nun für die aktuelle Konsolengeneration erschienen ist. Wir haben uns die PS4-Fassung mal genauer angeschaut und verraten euch, wie „Ride 4“ gelungen ist.
Ganz nach oben!
„Ride 4“ bietet keinen besonders komplexen Story- oder Karrieremodus. Nachdem ihr euch für einen Piloten oder eine Pilotin entschieden habt und ein paar Einstellungen in Sachen Hautfarbe und Outfit vorgenommen habt, schickt euch das Spiel sofort auf die erste Rennstrecke. In einer ersten Testrunde müsst ihr gleich einmal beweisen, ob ihr der Herausforderung gewachsen seid.
Danach könnt ihr entweder gleich in die Karriere starten und eine von drei Ligen auswählen oder ihr geht ins das Hauptmenü und setzt euch erst einmal mit den Grundlagen auseinander.
Aber noch mal kurz zur Karriere. Hier gibt es neben den üblichen Rennen auch hin und wieder einige Herausforderungen wie Zeitfahrten, spezielle Events oder Lizenzprüfungen. Außerdem müssen weitere Turniere und Rennen freigeschaltet werden und verlangen so einiges an Siegen von euch.
Seid ihr in den Rennen erfolgreich, gibt es natürlich auch allerlei Credits, die ihr wiederum in neue Motorräder oder deren Tuning investieren könnt. Außerdem gibt es in „Ride 4“ ein Erfahrungssystem wie es in vielen Rennspielen, jüngst zum Beispiel „Project CARS 3“, genutzt wird. Neben Punkten für euren Fahrer gibt es auch welche für das genutzte Bike und die verwendete Marke.
Renn-Usus und Editoren
Abseits der Karriere gibt es neben den normalen Rennen auch noch Ausdauerrennen und einen Multiplayer-Modus. Hier ist also die übliche Auswahl geboten wie man sie aus einem Rennspiel erwartet.
Was „Ride 4“ als neu bewirbt, ist der umfangreiche Editor. In diesem könnt ihr nun nicht nur euer Motorrad mit allerlei Stickern, Lackierungen und Nummern versehen, auch den Anzug und den Helm des Piloten beziehungsweise der Pilotin können euren Vorlieben angepasst werden.
Beim Händler könnt ihr außerdem aus über 10 verschiedenen Motorrädern von Herstellern wie Yamaha, Honda oder Ducati wählen. Neben richtigen Rennmaschinen gibt es auch ganz reguläre Straßenbikes, teilweise sogar in der schwächeren 125er-Version.
In Sachen Streckenauswahl legt „Ride 4“ einen sehr großen Fokus auf Rennstrecken rund um den Globus, immerhin sind aber auch ein paar Fantasiestrecken dabei, die euch zum Beispiel in das ländliche Japan bringen. Alles in allem geht die Auswahl ok, mehr Kreativität wäre hier dennoch wünschenswert gewesen.
Schickes Bike!
Die Grafik von „Ride 4“ bewegt sich eigentlich auf einem recht anständigen Niveau. Die kleinteiligen Motorräder sind sehr detailliert gestaltet und gefallen mit der Darstellung der unterschiedlichen Materialien. Auch die Rennstrecken an sich gehen in Ordnung, leiden aber vor allem bei den offiziellen Kursen etwas unter Abwechslung und optischer Finesse. Da sind die Straßenstrecken etwas einfallsreicher gestaltet, aber hier ist noch mehr Luft nach oben.
Die Menüs sind recht übersichtlich und man findet sich schnell gut zurecht. Dennoch ist die Inszenierung, vor allem im Karrieremodus, stinklangweilig und bieder. Auch die Musik ist eher Nebensache, immerhin geht der Motorensound der Bikes gut in den Gehörgang.
Die KI der Mitfahrer ist durchschnittlich, viel zu oft wurden wir von diesen in der Kurve vom Motorrad geholt und mussten die Rückspul-Funktion nutzen. Wer als Neuling in „Ride 4“ einsteigen will und nicht mit der Steuerung vertraut ist, kann einigen Fahrhilfen aktivieren. Neben einer Bremshilfe und ABS kann man auch eine gekoppelte Bremse aktivieren, so dass man sich erst einmal nicht auf Hinter- und Vorderradbremse konzentrieren muss.
FAZIT: Zum großen Durchbruch reicht es wieder einmal nicht
Eigentlich sollte MIlestone mit all ihrer Erfahrung doch mittlerweile regelmäßig Rennspiele mit Traum-Wertungen abliefern, oder? Warum das nicht so ist? Keine Ahnung. Immer wieder leiden die Spiele unter neuen Mängeln oder die alten werden nicht ausgebügelt. Schon bei Teil 2 kritisierten wir die langweilige Streckenoptik und die hohe Einstiegshürde für Motorrad-Anfänger. Hat sich daran etwas geändert? Ich denke, ihr kennt die Antwort.
In einigen Teilen merkt man, dass das Entwicklerstudio mit Herz bei der Sache ist, beim Großteil hat man aber leider mittlerweile den Verdacht, dass man hier einfach nur per Copy & Paste arbeitet. Eigentlich schade, denn zumindest stimmt der Gesamteindruck der Optik und der Umfang. Aber auch hier macht die langweilige Inszenierung viel kaputt und den Karrieremodus zu einem Menü-Overkill mit Rennen zwischendrin.
Für Motorrad-Fans gibt es aktuell dennoch keine andere Wahl und sicherlich hat „Ride 4“ seine Momente und bietet dem geneigten Zweirad-Fan einige Gründe zum Kauf. Genre-Neulinge und Interessierte gewinnt man damit aber sicherlich nicht.
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