Eines von vielen Geburtstagskindern!
In den vergangenen zwei Jahren haben viele ikonische Videospiel-Figuren einen runden Geburtstag gefeiert, darunter unter anderem Super Mario, Link und nun auch Kirby. Der rosafarbene Einwohner des Planeten Pop Star hatte seinen ersten Auftritt nämlich im Game Boy-Klassiker „Kirby’s Dream Land“ im Jahr 1992.
Ähnlich wie andere Nintendo-Maskottchen durfte sich Kirby seitdem in vielen Genres ausprobieren, zum Beispiel in Beat’em Ups, Rhythmusspielen oder einem abgefahrenen Golf-Titel auf dem SNES. Außerdem war er Gast in anderen Spielen des Traditions-Unternehmens, hier vor allem hauptsächlich in der „Super Smash. Bros.“-Reihe.
Passend zu seinem 30.Geburtstag hat Nintendo nun „Kirby und das vergessene Land“ für die Switch veröffentlicht. Wie der Titel gelungen ist, verraten wir euch in unserem Test.
In einem Land nach unserer Zeit?
Eigentlich ist es ein herrlicher Tag auf dem Planeten Pop Star. Die Sonne scheint, das Gras ist grün und die Stimmung gut als Kirby so durch die Gegend spaziert. Doch plötzlich erscheint ein Wirbel am Himmel und zieht unseren rosafarbenen Helden hinauf zu sich.
Als Kirby wieder erwacht, findet er sich in einer verfallenen Welt wieder, die unserer gar nicht so unähnlich ist. Relativ schnell findet er heraus, dass die Bewohner – die Waddle-Dees – von seltsamen Bestien entführt worden sind. Nun liegt es also an Kirby, diese zu retten und deren Heimat wieder aufzubauen…
In „Kirby und das vergessene Land“ steuert ihr euren Helden in wechselnden Perspektiven mit relativ starrer Kamera durch unterschiedliche Level und sucht die Waddle-Dees. Dass sich euch dabei natürlich allerlei Feinde entgegenstellen, versteht sich ja von selbst, obendrauf sorgen aber auch ein paar Schalterrätsel für beanspruchte Gehirnzellen.
Das Alleinstellungsmerkmal hier ist aber Kirbys Fähigkeit andere Wesen einzusaugen und dabei deren Charakteristika zu übernehmen. So könnt ihr dann Feuer spucken, wirbelt wie ein Tornado umher oder werft Bomben auf eure Gegner. Neu ist dabei der Vollstopf-Modus, in dem ihr größere Gegenstände wie Treppen, Verkehrspylone oder sogar ein Auto einsaugen und auf deren Fertigkeiten zurückgreifen könnt. Dies wird für allerlei Rätsel und Kämpfe genutzt und sorgt für viel Abwechslung.
In jedem Level gibt es außerdem zahlreiche Aufgaben zu erfüllen, was dann mit Waddle-Dees belohnt wird. So müsst ihr mal einen geheimen Raum finden, eine bestimmte Zahl an Postern von der Wand reissen oder einen Feind mit einer bestimmten Attacke besiegen. Obendrauf gibt es auch noch zahlreiche Münzen, die ihr anderweitig benutzen könnt. Dazu kommen wir jetzt…
Sammeln bis man Rosa wird!
Abseits der rund drei Dutzend, in sechs Abschnitte unterteile Level bietet „Kirby und das vergessene Land“ nämlich noch so einiges an Nebenbeschäftigungen. Dreh- und Angelpunkt ist hier Waddle-Dee-Stadt, das zu Beginn einer Ruine gleicht und erst mit dem Sammeln der Bewohner wieder nach und nach in altem Glanz erstrahlt. Dort könnt ihr im Kino Zwischensequenzen anschauen, im Kolosseum einen Boss-Rush-Modus absolvieren oder eine Runde angeln gehen. Weiterhin könnt ihr euch in Shops mit neuen Items versorgen oder eure gesammelten Spezialfertigkeiten mit Hilfe von Blaupausen weiter verbessern.
Unerlässlich dafür sind neben Münzen auch Sterne, die ihr in den Straße der Schätze-Levels bekommt. Diese Herausforderungen widmen sich immer einer speziellen Fertigkeit und müssen in einem bestimmten Zeitlimit erreicht werden.
Habt ihr Lust auf eine kleine Multiplayer-Partie steht euch im Stadtzentrum außerdem der „Assistent“ zur Verfügung, den dann der zweite Spieler übernehmen kann.
Ein großer Sammelspaß im Spiel sind die überall versteckten Mini-Figuren, ähnlich wie in den japanischen Gashapon-Automaten. Insgesamt könnt ihr hier über 200 der kleinen Skulpturen sammeln, einen spielerischen Mehrwert haben diese jedoch nicht.
Schöner Stil!
„Kirby und das vergessene Land“ ist technisch sicherlich kein perfektes Spiel, aber immerhin eines der besseren von Nintendos Exklusiv-Titeln der letzten zwei Jahre. Die Grafik gefällt mit ihrem schönen und bunten Stil und sieht dank Weichzeichnern und Kamera-Effekten häufig aus wie ein Diorama. Außerdem bekommen viele Gegenstände so eine tolle Plastizität.
Die Framerate blieb sowohl im TV- als auch Handheld-Modus meist recht stabil, lediglich in Szenen mit sehr vielen Gegnern kam es hin und wieder mal zu einem Stottern. Aber wirklich nur ganz selten. Unschöner waren da einige Effekte der Umgebung, vor allem bei Transparenzen. Diese verkommen oft zu Gittergrafiken und erinnern so an schaurige Sega Saturn-Zeiten, der auch so seine Probleme mit solchen Dingen hatte.
Auf eine Vertonung muss man traditionellerweise verzichten, die Musikuntermalung gefällt aber mit einigen echten Ohrwürmern und tollen Melodien. Nach wie vor komplett umständlich gelöst ist Nintendos Anbindung der Spiele an das Internet. Statt einfach die bestehende Verbindung zu nutzen, wird jedes Mal nachgefragt und diese manuell gestartet. Bei „Kirby und das vergessene Land“ sind die Online-Funktionen immerhin überschaubar. So werdet ihr in Waddle-Dee-Stadt von einem Professor informiert, wie sich andere Spieler*innen geschlagen haben und wie viele Münzen, Waddle-Dees oder andere Dinge schon gesammelt wurden.
FAZIT: Kunterbuntes Spiel für düstere Zeiten!
Schon mit dem Release von „Animal Crossing: New Horizons“ hatte Nintendo einen guten Zeitpunkt gewählt, musste sich der Großteil der Menschheit damals doch in den eigenen vier Wänden vor der Corona-Pandemie isolieren. Und auch „Kirby und das vergessene Land“ erscheint zu einem guten Zeitpunkt, denn angesichts deprimierender Nachrichten wünscht man sich doch gerne in eine kunterbunte Spielwelt wie man sie hier geboten bekommt.
Davon abgesehen ist das neue Abenteuer von Kirby jedoch eine spaßige Angelegenheit und überzeugt wieder einmal mit großer Kreativität. Die Level sind abwechslungsreich gestaltet und dank der verschiedenen Fertigkeiten kann man sich wunderbar austoben. Auch die vielen Nebenaufgaben werden nie zur mühevollen Pflicht, sondern können wunderbar nebenbei gelöst werden.
Kritisch wird es aber in Sachen Spielzeit. Denn gegen Ende wird „Kirby und das vergessen Land“ extrem gestreckt und so müsst ihr nach einigen Boss-Rush-Welten auch noch gegen sage und schreibe vier Endbosse antreten. Und das war dann doch irgendwie nervig und passte nicht zum kreativen Rest des Spiels. Geübte Spieler*innen kommen sicherlich in sechs bis acht Stunden durch die Kampagne.
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