Heute hätte der philippinische Regisseur Lino Brocka seinen 83ten Geburtstag gefeiert. Als Andenken an den Mann, der Martin Scorsese stark beeinflusst hat. Viellicht wird ja dadurch auch der eine oder andere auf diesen großartigen Regisseur aufmerksam.
Lino Brocka hat sich zeit seines Lebens ganz der Filmkunst verschrieben und hat Kunst generell immer schon als Waffe gesehen. Als Waffe gegen Unterdrückung und Ungleichheit.
„Wir müssen auf die hören, die ihr Leben und ihre Existenz täglich aufs Spielsetzten. Sie zeigen uns, was das Wichtigste für einen Künstler sein muss: Er muss sich etwas ganz und gar verschreiben, muss auf die Seite des Unterdrückten, der entmenschlicht, unterdrückt und misshandelt wird. Ganz egal, was der Künstler als sein Instrument wählt, Pinsel, Stift oder Kamera.“
Und Brocka wusste ganz genau von was er da redete, da er selbst als subversiver Künstler in seinem Heimatland, den Philippinen unter Präsident Ferdinand Marcos, galt. Marcos kam bereits 1965 als zehnter Präsident der Philippinen an die Macht und wurde erst am 25.Februar 1986 während der EDSA-Revolution durch das Volk gestürzt. Normalerweise darf ein Präsident nur einmal für sechs Jahre kandidieren. Jedoch hebelte er diese Regelung aus, indem er 1972 die Philippinen in den Status des Kriegsrechts versetzte. Als Anlass nahm er den Anschlag auf Verteidigungsminister Juan Ponce Enrile. Dieser war jedoch fingiert, wie später herauskam. In dieser Zeit legte er eine blutige und korrupte Diktatur über den Inselstaat.
Mit „Manila – In the Claws of Light“ erregte er 1975 erstmals auch das Interesse außerhalb seiner Heimat: Der Film dreht sich um den jungen Julio, welcher auf der Suche nach seiner Freundin Ligaya (grandios Hilda Koronel) ist. Sie hat das Dorf verlassen, um in Manila Arbeit zu finden und Geld zu verdienen. Seitdem er nichts mehr von ihr gehört hat, reist er ihr in die philippinische Hauptstadt nach. Tagsüber verdingt er sich als Bauarbeiter und wird gnadenlos ausgenutzt, nachts folgt er jeder noch so kleinen Spur um seine Liebe zu finden. Manila wird dabei selbst zu einem Charakter im Film: Düster, bedrohlich aber auch verführerisch und vielversprechend. Brocka fängt die Atmosphäre genial dreckig, düster und real ein. Als er Ligaya tatsächlich findet, löst er eine gnadenlose Spirale der Gewalt aus…
Wenn man bei „Manila – In the Claws of Light“ und Martin Scorseses „Taxi Driver“ die beiden finalen Szenen vergleicht, fällt auf, dass sie sehr viele Ähnlichkeiten aufweisen. Das liegt daran, dass Scorsese sich sehr von „Manila“ hat beeinflussen lassen. Er wird auch nicht müde den Film als einen der besten überhaupt anzupreisen. So war es ihm eine Ehre, als er den Film zusammen mit Kameramann Mike DeLeon 2014 restaurieren durfte.
Nur ein Jahr später legte Lino Brocka „Insiang“ vor. Wieder mit Hilda Koronel, die mit diesem Film zu einem absoluten Superstar aufsteigen sollte. Sie spielt die titelgebende Rolle und ist zugleich das Symbol für die unterdrückte Frau auf den Philippinen. Insiang wird von ihrer Mutter wie eine Sklavin gehalten. Die Situation wird noch unerträglicher, als die Mutter Dado kennenlernt, welcher sich fortan bei den beiden einnistet. Er schleicht sich jede Nacht zu Insiang um diese zu vergewaltigen. Die Mutter jedoch schenkt ihr keinen Glauben und so muss sich Insiang anders helfen. Lino Brocka drehte in meisterhaften Bildern einen Rape and Revenge Movie, der noch lange nachhallt. Allein die Einstellungen, wenn Dado hinter Insiang auftaucht (gefilmt im engen 4:3 Format und dann mit Ruel Vernal, einem 1,90m Hünen, gedreht) sind wahrhaft beängstigend.
Das sind nur zwei Beispiele des Meisters, der leider viel zu früh mit nur 52 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam.
Durch seine Filme wird er aber hoffentlich noch in vielen Generationen weiterleben.
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