Folgenreiches Taktieren!
Bei „Fire Emblem“ handelt es sich um eine traditionsreiche Reihe an Strategie-Rollenspielen, die es nun schon seit über 30 Jahren für Nintendo-Konsolen und vor allem -Handhelds gibt. Denn nachdem die Reihe mit einigen Ablegern für das NES und SNES zwar recht erfolgreich war, fand man sie in den Folgejahren fast nur noch auf Game Boy Advance, DS oder eben 3DS wieder.
Und gerade die Ableger für Nintendos 3D-Handheld sorgten für große Erfolge und die Rückkehr in den Fokus der Spieler*innen. Denn neben den strategischen Schlachten mit unterschiedlichsten Einheiten sorgte auch der Schwierigkeitsgrad mit dem drohenden Verlust lieb gewonnener Figuren und die weitreichenden Entscheidungen für einen besonderen Spielspaß-Kniff.
Auf der Switch erschien bisher neben dem klassischen „Fire Emblem: Three Houses“ auch ein Ableger der beliebten Musou-Reihe namens „Fire Emblem Warriors“, in dem sich eure Held*innen in Massenschlachten stürzen und Hunderte Soldaten gleichzeitig mit ihren Kombos und Spezialangriffen besiegen können.
Und genau dafür gibt es nun einen Nachfolger, den wir uns für einen Test mal genauer angeschaut haben. Ob „Fire Emblem Warriors: Three Hopes“ ähnlich überzeugen kann wie Links Musou-Abstecher? Wir verraten es euch in unserem Review.
Für das Königreich!! Aber für welches?
Wie auch schon „Fire Emblem: Three Houses“ spielt auch der neueste „Warriors“-Ableger auf dem Kontinent Fodlan, der von drei Königreichen beherrscht wird. So treffen wir erneut auf die Häuser Faerghus, die Allianz von Leicester und das Adrestianische Königreich. Auch das Kloster Garreg Mach und die dortige Militärakademie spielt natürlich wieder eine Rolle und befindet sich immer noch im Zentrum des Kontinents.
Ihr schlüpft dabei in die Rolle von Shez(wahlweise als Mann oder Frau spielbar) und seid gleich voll im Kampfgeschehen. Denn zusammen mit eurer Truppe stellt ihr euch dem sogenannten bleichen Dämon Byleth entgegen. Doch all eure Kraft und Aufwendung nützt nichts und so findet ihr schnell den Helden-Tod. Das war es auch schon mit dem Spiel…mit rund 15 Minuten handelt es sich hier sicherlich um eines der kürzesten Musou, das ich je gespielt habe…Quatsch. Glücklicherweise rettet euch ein nämlich eine rätselhafte Gestalt namens Arval das Leben. Angetrieben von dem Durst nach Rache steht für Shez einzig und allein der Kampf gegen Byleth und die damit verbundene Revanche im Mittelpunkt. Zumindest bis sie eines Tages auf die Schüler*innen der Militärakademie trifft und das Angebot bekommt, sich einem der Häuser anzuschließen.
Massenschlachten leicht gemacht
Bei Musou denkt man natürlich erst mal an weitläufige Areale, tausende von Soldaten, feinstes Hack’n Slay-Gameplay und ausufernde Spezialangriffe. Und das deckt das Kern-Element von „Fire Emblem Warriors: Three Hopes“ schon ganz gut ab. So bewegt ihr euch auf den Schlachtfeldern Fodlans zunächst als Shez von einem Kriegsplatz zum nächsten und nehmt so nach und nach bestimmte Punkte auf der Karte ein. Um euch gegen die Feinde zu erwehren, stehen euch gewisse Standardangriffe mit eurer Waffe zur Verfügung, zusätzlich dazu öffnet ihr über den Druck auf die Schultertaste ein Menü mit Sonderfertigkeiten. Hier ist aber darauf zu achten, dass ihr diese Manöver nur begrenzt einsetzen könnt und manche davon eine bestimmte Abklingzeit haben.
Weiterhin füllt ihr durch erfolgreiche Angriffe eine Spezialleiste und könnt dann per Druck auf die A-Taste einen sogenannten Kriegerspezialangriff auf eure Feinde loslassen. Dieser wird auch immer mit einer speziellen Animation begleitet und ist schon recht beeindruckend inszeniert. Während der Schlachten müsst ihr verschiedene Aufgaben erledigen und so einmal ein Bollwerk einnehmen, mal Gegner XY besiegen oder den Feind an dem Sieg über einen befreundeten Charakter hindern. Hier unterteilt sich das Spiel aber klar in Haupt- und Nebenmissionen und belohnt euren erfolgreichen Feldzug mit Erfahrungspunkten, neuen Waffen oder anderen hilfreichen Items.
Doch es gibt mehr!
So viel zu den Grundlagen des eigentlichen Spiels. Doch da ihr als Teil eines Heeres unterwegs seid und immer mit bis zu drei anderen Kameraden in die Schlacht zieht, könnt ihr ab einem bestimmten Zeitpunkt im Spiel auch in die Rolle anderer Charaktere schlüpfen. Ihr könnt euch aber auch voll und ganz auf Shez konzentrieren und schickt die anderen Mitglieder per Kommando an wichtige Brennpunkte der Karte.
Wie ihr und eure anderen Helden sich schlagen, hängt außerdem von zwei weiteren Faktoren ab. Zum einen könnt ihr in den Lagern zwischen den Kämpfen neue Ausrüstungsgegenstände und Waffen kaufen, außerdem sind alle Figuren in der Lage ihre Klasse zu ändern beziehungsweise mit Trainingseinheiten weiter zu verbessern. So könnt ihr immer dafür sorgen, dass eure Truppe einen gewissen Schwerpunkt hat oder sehr ausgeglichen ist und so auf dem Schlachtfeld eine gute Figur macht. Obendrein ist aber – typisch „Fire Emblem“ – das Miteinander und die Beziehung zwischen den Figuren ein wichtiger Faktor für den Erfolg im Feld. Denn versteht ihr euch mit den Mitstreitern gut, hebt dies auch die Wirksamkeit der unterschiedlichen Fertigkeiten. Wie schon in der Haupt-Reihe könnt ihr die Beziehung mit verschiedenen Geschenken oder Unternehmungen festigen und verbessern.
Dies geschieht immer zwischen den eigentlichen Schlachten in eurem Lager, das euch außerdem unzählige weitere Möglichkeiten bietet. Neben speziellen Händlern, könnt ihr auch zusätzliche Bataillone anwerben oder verwaltet eure erbeuteten Items und Rohstoffe. Letztere sind nicht nur für das Schmieden neuer Waffen gut, sondern auch für den Ausbau der einzelnen Lager-Teile.
Gewohnter Musou-Standard
Technisch sind die Musou-Spiele ja noch nie ein echtes Brett gewesen und so kämpfen selbst PlayStation5-Ableger mit vielen Macken und Unzulänglichkeiten. Gemessen daran, läuft „Fire Emblem Warriors: Three Hopes“ auf der Switch ganz passabel. Zwar ruckeln besonders die Sequenzen im Lager munter vor sich hin beziehungsweise „verwöhnen“ das Auge mit sehr geringen Framerates, aber im Kampfgeschehen werden zumindest die 30fps gehalten. Hier waren Ruckler oder ähnliche Aussetzer kaum vorhanden, es fühlte sich stets alles flüssig an. Im TV-Modus fällt auf der 4K-Glotze mal wieder die extreme Treppchenbildung an den Kanten auf, was vor allem die schönen Charaktermodelle etwas an Glanz verlieren lässt.
Und während die Level an sich recht abwechslungsreich sind – mal geht es in einem Schloss zur Sache, dann mal wieder in einem Wald oder einer Stadt – sind die eigentlichen Abschnitte aber recht unspektakulär und schlauchhaft gehalten. Dies wird nochmal unterstützt durch die immer gleichen Soldaten- und Heeres-Einheiten und vor allem die recht spät ins Bild ploppenden Figuren. Während das in den Kämpfen vor lauter Action gerne mal unter geht, stört diese Macke aber zum Beispiel im Lager extrem und sorgt für Kopfschütteln.
Die Steuerung ist zwar recht ausufernd mit allerlei Kommandos belegt, geht aber nach einiger Zeit gut von der Hand. Gleiches gilt für die Menüs und die UI. Zu Beginn erschlägt einen die Flut an Infos und verschiedenen Punkten, irgendwann manövriert man aber recht sicher und schnell durch die einzelnen Reiter und weiß wo was abgelegt ist. Dies gilt nicht für die vielen Einblendungen im Kampf, die vor allem das Switch-Display schnell zu klein wirken lassen. Wenn man hier auch noch die japanische Synchro gewählt hat und auf das Lesen des Textes angewiesen ist, verliert man schnell die Übersicht.
FAZIT: Musou funktioniert auch mit „Fire Emblem“ sehr gut!
Die Musou-Spiele von Omega Force stehen und fallen immer wieder mit der verbundenen Franchise und den damit verwobenen Spielmechaniken. So gewann zum Beispiel der letzte „Hyrule Warriors“-Ableger extrem durch die Physik-Spielereien eines „Breath of the Wild“, genau wie nun eben „Fire Emblem Warriors“ von den Mechaniken der Haupt-Reihe profitiert. Zum einen wären da die vielen taktischen Kniffe, die man auf dem Schlachtfeld anwenden kann und so nicht nur seine Gefährten an diverse Hotspots schickt, sondern eben auch damit gegnerische Generäle zum Überlauf zu animieren. Zum anderen sind da die Beziehungsgeschichten, die das Band unter den Protagonisten stärken und auch auf dem Schlachtfeld zu einer gewissen Verbundenheit führen. Dass das Setting um den Kontinent Fodlan und die vielen bekannten Charaktere aus „Three Houses“ zu einem großen „Hallo“ führen, ist die Sahne auf der Kirsche.
Das sind schon mal alles echte Plus-Punkte für „Fire Emblem Warriors: Three Hopes“, die dann noch von einem actionreichen und gut von der Hand gehendem Gameplay begleitet werden. Doch bis man mal alles an Optionen und Möglichkeiten durchschaut hat, dauert es. Selbst nach fünf Stunden werden noch neue Figuren im Lager und mit diesen neue Einrichtungen eingeführt, was in Kombination mit den zahlreichen Charakteren und deren Verwaltung leicht überfordert. Auch die technische Seite ist nicht frei von Mängeln, hier nervt vor allem das Geruckel im eigentlich unspektakulären Lager und zu guter Letzt die maue Auflösung der Charaktermodelle. Aber ansonsten kann man hier getrost zuschlagen. Egal ob als Action- oder „Fire Emblem“-Fan!
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