Hack-Tradition
„OneeChanbara“, oder auch „Onechanbara“, hat seinen Ursprung in der Simple 2000-Serie von D3. Dort gab es seit PlayStation-Zeiten immer wieder mal Spiele, die zu einem günstigen Preis angeboten wurden und technisch auf einem entsprechenden Niveau unterwegs waren. Auch in Sachen Genres und Spielmechanik waren diese eher einfach gehalten und haben sich an anderen, größeren Marken orientiert.
Bei „OneeChanbara“ handelt es sich um ein klassisches Hack’n Slay mit Musou-Anleihen, denn die Anzahl an Gegnern ist nicht gerade gering und so schlachtet man sich durch Dutzende an Zombies. Alleinstellungsmerkmal der Reihe ist sicherlich ihre sehr knapp bekleidete Heldin im Bikini mit Schal, Arschgeweih und Cowboyhut.
Neben unzähligen Ablegern für Handhelds und Konsolen hat es die Reihe sogar zu zwei Realverfilmungen geschafft, die es unter dem Titel „Zombie Killer“ auch im deutschsprachigen Raum auf DVD gibt.
Zum 15.Geburtstag der Reihe hat man nun die ersten beiden Teile genommen und in Form eines Remakes unter dem Namen „Onee Chanbara Origin“ veröffentlicht. Ein gutes Jahr nach dem Release in Japan hat es die PS4-Version nun auch zu uns geschafft und somit auch in unser Testlabor.
Untote, Schwestern und viel Blut
Die Geschichte von „Onee Chanbara Origin“ passt eigentlich auch auf den winzigen Bikini, den Aya während des Spiels trägt. So spielt das Ganze in Japan im Jahr 20XX nach einer verheerenden Zombie-Apokalypse. Während sich Aya mit dem Jagen der Untoten ihr Taschengeld verdient, ist ihre Halb-Schwester Saki dem Bösen verfallen und treibt allerlei übernatürlichen Schabernack. So will sie unter anderem ihre Mutter wieder von den Toten erwecken. Natürlich kann sich Aya das Treiben ihrer bösen Schwester nicht länger anschauen und will diesem Wahnsinn Einhalt gebieten.
Und somit fällt der Startschuss für allerlei abgetrennte Körperteile, Blutfontänen und Höschen-Blitzer. Willkommen in der Welt von „Onee Chanbara“!
Hacken, hacken, hacken
In Sachen Gameplay ist „Onee Chanbara Origin“ ein ganz typisches Hack’n Slay. Neben zwei Buttons für unterschiedlich starke Angriffe und einen Spezialangriff, der aber die Energie einer dazugehörigen Leiste benötigt, könnt ihr feindliche Angriffe parieren und per Dash ausweichen.
Gerade die Standard-Feinde sind aber eher Kanonenfutter und können mit eurem Katana problemlos weggesäbelt werden. Acht geben müsst ihr hier aber auf dessen Verschmutzungsgrad, denn wenn das Schwert zu blutig ist, schneidet es nicht mehr gut. Hier hilft ein Druck auf L1 und schon reinigt Aya es mit einem Ruck.
Stichwort Blut: da die Action recht blutig ist und ihr die vielen Feinde köpft, halbiert oder ihnen Glieder abschlagt, wird auch eure Hauptfigur mit der Zeit ziemlich besudelt. Ist der Großteil ihres Körpers mit Blut bedeckt, kann ein Berserker-Modus aktiviert werden, der euch stärker und schneller macht.
Zwischen den Arena-Kämpfen müsst ihr auch mal ein paar Parcours-Passagen erledigen, die aber dank der schwammigen Steuerung vor allem beim Springen nerven.
Habt ihr ein Kapitel erfolgreich hinter euch gebracht, bekommt Aya Erfahrungs- und Talentpunkte, die ihr in Energie, Angriff oder Abwehr investieren könnt. Außerdem gibt es ein bißchen Geld, mit dem man sich im Shop heilende Items oder Ringe kaufen kann. Letztere sorgen zum Beispiel dafür, dass Aya mehr Energie hat oder über einen stärkeren Angriff verfügt.
Grellbunt, aber nicht so schön
„Onee Chanbara Origin“ leidet mal wieder unter einem bekannten Problem japanischer Low Budget-Spiele. Die Figuren sind recht schön und detailliert gestaltet – auch wenn es hier und da ein paar grobe Texturen gibt – aber die Umgebung ist an Langeweile kaum zu übertreffen. So schlachtet ihr euch durch Wälder, verlassene Schulen oder urbane Gegenden, letztlich ist aber keines der Szenarien wirklich überzeugend.
Die Feinde sind abwechslungsreicher gestaltet. Neben den regulären Zombies gibt es Polizei-Zombies mit Pistolen und Schilden oder Schlammwesen, die sich nur mit bestimmten Attacken besiegen lassen. Die großen Bossgegner verlangen viel von euch ab und sind ziemlich abgefahren gestaltet.
Das Kampfsystem an sich geht einfach von der Hand, verlangt aber in einigen Momenten gutes Timing vom Spieler. Leider versaut einem aber die Kamera häufig den Spaß und nervt mit ihrem ständigen Hin- und Herschalten. Vor allem größere Bosse verliert man deswegen schnell aus den Augen und ehe man sich versieht, landet dieser auf einem und man wird schon wieder in ein anderes Eck der Arena geschleudert.
Auch akustisch fällt „Onee Chanbara Origin“ leider immer wieder mal negativ auf. Die Musik dudelt so vor sich hin, auch die englische Synchro ist häufig nicht lippensynchron. Dass sowas im Jahr 2020 noch sein muss…
FAZIT: Kurzweilige Schlachtplatte mit veralteten Ansichten
Spielerisch ist „Onee Chanbara Origin“ zweifellos eine unterhaltsame Sache. Würde man solche Mängel wie die schwammigen Sprungpassagen und die zickige Kamera noch ausbessern, wäre das Hack’n Slay eine wirklich solide Angelegenheit. Doch vor allem die ständigen Perspektivwechsel machen zumindest Bosskämpfe mit schnellen Gegnern zu einer nervigen Sache.
Auch Ayas Design schreit so sehr „Ich bin direkt aus dem Jahr 2000“ und wirkt heutzutage einfach nur peinlich und unzeitgemäß. Zum Glück wird man nicht von Fanservice à la „Senran Kagura“ erschlagen und somit bleiben peinliche Kamerafahrten auf Hintern oder Brüste aus.
Die Level sind meist innerhalb von zehn Minuten erledigt, auch das eigentliche Spiel kann man in gut sieben bis acht Stunden durchgespielt haben. Recht motivierend ist das Fortschrittsystem mit den verbesserbaren Skills und den vielen zusätzlichen Gimmicks, auch die Bosskämpfe wissen mit ihren unterschiedlichen Mechaniken zu gefallen.
Ob einem das Spiel aber wirklich knapp 50,-€ wert ist, sollte man sich gut überlegen. Ist wohl eher mal ein Titel, den man sich im Rahmen eines Sales zulegt.
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