The Last of Us Part I [PlayStation5 – Review]

Ein Klassiker vor dem Herrn

Ja, Naughty Dog hatten für die ersten beiden PlayStation-Konsolen mit „Crash Bandicoot“ und „Jak & Daxter“ schon wichtige Spiele geschaffen, doch erst mit der Power der PlayStation3 lief das Studio aus Santa Monica zur Höchstform auf. Denn zunächst schuf man das männliche Pendant zu Lara Croft, Nathan Drake, und erzählte mit „Uncharted“ eine Hollywood-reife Abenteuer-Geschichte in mehreren Akten. Und dann…ja, dann kam „The Last of Us“. 

Als dieses 2013 für die PlayStation3 erschien, war deren Zeit schon fast zu Ende, denn im November des gleichen Jahres sollte schon die PS4 erscheinen. Dennoch sorgte das Action-Adventure mit Survival Horror-Anleihen für Furore und wurde somit knapp ein Jahr später nochmals als Remastered-Version auf der aktuellen Sony-Konsole veröffentlicht. 

Umso größer ist deshalb die Diskussion um „The Last of Us: Part I“, das nun in Form eines Remakes für die PlayStation5 erschienen ist. Braucht es acht Jahre nach dem Release denn wirklich schon eine solche Überarbeitung? Und – die wohl dringlichere Frage – ist das Spiel 80,-€ wert? Diese und alle anderen Punkte werden wir hoffentlich in den folgenden Absätzen unseres Tests klären können.

Unsere letzte Hoffnung

Im Jahr 2013 sorgt der Ausbruch einer seltsamen Krankheit für weltweites Chaos. Der Pilz, der Menschen über die Sporen in der Luft oder durch direkten Kontakt infizieren kann, macht seinen Wirt zu einer aggressiven Bestie und lässt die Gesellschaft zusammenbrechen.

Zwanzig Jahre später schlüpfen wir in „The Last of Us: Part I“ in die Rolle von Joel, der den Ausbruch der Krankheit damals schmerzhaft am eigenen Leib erleben musste und so seine Tochter verlor. Zusammen mit der Schmugglerin Tess lebt er in einer abgeschlossen Quarantänezone von Boston und verdient sich als Schwarzhändler etwas nebenbei. 

Immer wieder wird das regierende Militär von einer Rebellentruppe namens Fireflies angegriffen, denen Joel und Tess auch recht nahe stehen. Eines Tages treffen sie im Rahmen eines gescheiterten Auftrags auf deren Anführerin Marlene, die ihnen Ellie vorstellt. Das Mädchen soll aus der Stadt gebracht werden, denn sie könnte die Lösung zur Heilung der Krankheit sein. Doch es läuft nicht alles so wie geplant und so sind Joel und Ellie schnell auf sich alleine gestellt.

 

 

Vorzeige-Action Adventure

„The Last of Us: Part I“ vereint nicht nur klassische Action Adventure-Elemente mit einer filmreifen Inszenierung, es wirkt in vielen Momenten auch wie ein astreiner Survival Horror-Klassiker. So erkunden wir mit Joel und Ellie die verlassenen Städte und Gebiete der östlichen USA und stellen uns allerlei Gegnern gegenüber. Während man bei Kontakten mit dem Militär oder irgendwelchen feindlich gesinnten Gruppierungen gerne mal auf Schusswaffen zurückgreifen kann, empfiehlt sich bei den Infizierten eher das lautlose Vorgehen. Denn – zumindest die Clicker – können euch nicht sehen und sind so – ein Messer vorausgesetzt – leichte Beute für euch. 

Für diese Konfrontationen gibt euch „The Last of Us: Part I“ allerlei Werkzeuge an die Hand. Neben Verbesserungen für eure Waffen, könnt ihr auch auf andere Gadgets wie Molotowcocktails zurückgreifen oder ihr lockt die Feinde mit Hilfe eines Backsteins oder einer Flasche in ein anderes Eck des Raums.

Ein weiterer Aspekt von Ellies und Joels Reise ist das Erkunden an sich. So sucht ihr euch euren Weg durch die Ruinen und überwucherten Gebäude der Zivilisation und müsst mal Planken an passende Stellen positionieren oder Ellie durch hohes Wasser helfen. Außerdem findet ihr in Gebäuden Material zum Craften oder Briefe von Menschen, die euch deren Geschichte erzählen. 

Zwar verzichtet das Remake von „The Last of Us“ auf die Beigabe des damals recht beliebten Multiplayer-Modus’, dafür bekommt man aber auch die überarbeitete Version des DLC „Left Behind“ spendiert. Dieser erzählt euch Ellies Vorgeschichte und setzt deutlich mehr auf Narration als auf Kampf.

Options-Monster mit Bomben-Grafik

Natürlich war auch die Remastered-Fassung von „The Last of Us“ eine Augenweide und verzauberte in einigen Momenten mit seinem Lichtspiel und den atmosphärischen Settings. Was Naughty Dog hier aber mit dem Remake an den Tag legt, ist der pure Wahnsinn. Die Welten begeistern mit ihren unzähligen und vielen Details, vor allem die Vegetation lässt hier echte Endzeit-Stimmung aufkommen. Dies beginnt bei Pfützen, geht über Spiegelungen und hört bei Kakerlaken auf, die durch euer Taschenlampenlicht aufgescheucht werden.  Auch die Farbgebung ist eine komplett andere und somit wesentlich realistischer und geerdeter als noch bei der Ur-Version des Spiels. 

Aber auch die Charaktermodelle und vor allem deren Mimik sind mal wieder auf einer ganz anderen Ebene unterwegs wie man es von der Konkurrenz kennt. Auch wenn die Animationen manchmal etwas hüftsteif wirken, vor allem beim Laufen, sind die Figuren in Kombination mit der tollen Synchro hervorragend gelungen. Das gleiche gilt für die Gegnermodelle, vor allem die Infizierten sind teils richtig schön eklig. Zum Soundtrack von Gustavo Santaollala sollte man an dieser Stelle nichts mehr sagen müssen…der gehört eh in jede Sammlung eines Musik-Fans.

Ein ganz dickes Lob gibt es erneut für die Options-Vielfalt des Spiels beziehungsweise dessen Barrierefreiheit. Man kann so ziemlich alles individuell einstellen und auf persönliche Einschränkungen anpassen. Schwierigkeitsgrad, Bedienungshilfen oder gar optische und akustische Unterstützung sollten jedem das Spielen so gut wie nur möglich erleichtern. So muss das im Jahr 2022 sein.

 

  • Story
  • Grafik
  • Gameplay
  • Spielspaß
4.8

FAZIT: Ein Spiel für die Ewigkeit mit fragwürdiger Preispolitik

Schon vor rund acht Jahren urteilte ich an anderer Stelle über „The Last of Us“ als eines der besten Videospiele aller Zeiten. Das bezieht sich sicherlich nicht auf Gameplay-Mechaniken, denn diese entsprechen den bekannten Action Adventure-Elementen und sind alles andere als revolutionär. Doch die Story reißt einen immer noch mit und begeistert zum einen mit der dichten Atmosphäre, den astrein geschriebenen Charakteren und vor allem zahlreichen, unvergesslichen Momenten. Die Eröffnungssequenz mit Joels Tochter ist immer noch eines der intensivsten Spiele-Erlebnisse, das man haben kann. Man begleitet die Hauptfiguren einfach gerne auf ihrer Reise und kann miterleben wie sich deren Beziehung entwickelt und beide an den Herausforderungen wachsen. Großes Videospiel-Kino!

Da sind die Technik und großartige Grafik nur die Sahne auf der Kirsche. Zwar schafft es das Spiel im 4K-Modus auch nicht auf lupenreine 60fps, verwöhnt das Auge aber mit einem knackscharfen Bild. Dennoch hat sich im Test auch die 1440p-Auflösung als richtig gut erwiesen und gibt das Spiel dann auch noch mit voller Framerate aus. 

Der einzige Kritikpunkt ist und bleibt aber der Preis von rund 80,-€. Ja, das Spiel wurde in Sachen Optik und Gameplay mehr an „The Last of Us Part II“ angepasst und somit war die Arbeit damit sicherlich recht aufwendig. Dennoch könnte man das Original aktuell in einer absolut vollwertigen Remaster-Fassung wesentlich kostengünstiger auf der PlayStation5 spielen. So muss sich am Ende jeder selber die Frage stellen, ob ihm eine modernere Optik wirklich das Geld wert ist. Denn in Sachen Gameplay-Mechaniken entspricht das Remake der Vorlage beinahe 1:1.

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Über Christian Suessmeier 3855 Artikel
Nachdem ich schon in jungen Jahren Prinzessinnen aus den Klauen bösartiger Reptilien rettete und mich mit einem kleinen Raumschiff durch das Weltall ballerte, ließ mich die Faszination Videospiele nicht mehr los. Besonders japanische Spiele haben es mir angetan, außerdem war ich auch immer ein großer Fan von spezielleren Konsolen wie dem Sega Saturn. Ein Herz für Außenseiter quasi! In Sachen Spielen verehre ich die "Yakuza"-Reihe, mag filmische Abenteuer wie "The Last of Us" und absolviere gerne mal eine Partie "PES" zwischendurch. Ansonsten schlägt mein Herz aber auch für den japanischen Film, Regisseure wie Shion Sono, Shinya Tsukamoto oder Takeshi Kitano sind einfach Gold wert. Weiterhin investiere ich meine Zeit aber auch gerne in Comics und dem kreativen Arbeiten(Schreiben, Zeichnen...).

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