Indie-Lieblinge
Die Damen und Herren von „The Game Bakers“ waren schon ein paar Mal in unserer Review-Sektion vertreten. Zum einen mit dem bekloppten „Squids Odyssey“, zum anderen mit dem neongeschwängerten „Furi“.
Nun ist das Studio aus Paris mit „Haven“ zurück und verbindet in diesem Mechaniken aus Survival-Spielen mit einer Beziehungs-Simulation. Klingt verrückt? Es macht das Spiel zumindest zu etwas besonderem. Schließlich schaffen es Spiele häufig leider immer noch nicht, Liebesbeziehungen vernünftig darzustellen und authentisch wirken zu lassen.
Ob dies dem kleinen Entwickler aus Frankreich gelungen ist und wie „Haven“ generell geworden ist, lest ihr im Test der PlayStation5-Version.
Auf der Flucht
Yu und Kay sind bei ihrer Flucht aus dem mysteriösen „Korb“ mit ihrem Raumschiff auf einem Planeten gestrandet, der aus vielen kleinen Ebenen besteht. Verbunden sind diese mit mysteriösen Energiebrücken, außerdem breitet sich dort ein rätselhafter Rost aus und bedroht sowohl Pflanzen wie auch Tiere.
Nun heißt es für die beiden erst einmal, das Raumschiff wieder einigermaßen herzurichten und den Planeten zu erforschen. Außerdem ist auch ihre Beziehung immer wieder Thema und Mittelpunkt der Geschichte.
Fliegen, sammeln, kämpfen
Yu und Kay sind immer im Doppelpack unterwegs und können dank der Flut-Energie über die Planetenoberfläche fliegen. Dort sammelt ihr nicht nur Rohstoffe ein, die ihr später zu Mahlzeiten verarbeiten könnt, auch Teile zum Reparieren des Raumschiffs sind auffindbar sowie schöne Begegnungen mit den einheimischen Kreaturen erlebbar.
Doch kommen diese Lebewesen mit dem Rost in Berührung – den Yu und Kay übrigens auch sammeln und somit verschwinden lassen können – werden diese zu gefährlichen Bestien und greifen das Paar an. Dann schaltet das Spiel in einen Kampfmodus, in dem ihr die Angriffe der beiden simultan manövrieren und die Gegner mit einem taktischen Spiel aus Blocks und Angriffen besiegen müsst. Habt ihr die Energieleiste des Feindes geleert, stirbt das Tier aber nicht, sondern wird von Yu und Kay beruhigt und somit wieder normal.
Ist das Herumfliegen auf den verschiedenen Ebenen anfangs noch recht verwirrend, bekommt ihr nach und nach einige Hilfen wie eine Kartografiefunktion und eine Schnellreise, die das Spiel wesentlich komfortabler machen.
Reden und Leveln
Neben dem Erkunden des Planeten nimmt aber auch die Zeit im Raumschiff, dem sogenannten Nest, einiges an Platz im Gameplay ein. Dort bereitet ihr nicht nur Mahlzeiten für eure Trips vor oder craftet Energiekapseln oder andere Hilfsmittel für die Kämpfe, auch Gespräche zwischen Yu und Kay stehen auf der Tagesordnung. Mal drehen sich diese darum, wie sie sich kennengelernt haben, was auf ihrem Planeten passiert ist oder generell um ihre Beziehung. Dabei geht es gerne auch mal etwas schlüpfriger zur Sache, aber nie platt oder geschmacklos. Hin und wieder könnt ihr auch aus verschiedenen Dialogoptionen wählen, die auch Auswirkungen auf die Statuswerte der beiden haben können. Außerdem bekommt ihr dafür Erfahrungspunkte für eure Beziehung und jeder Levelaufstieg wird mit besseren Werten und neuen Angriffen belohnt. Reden lohnt sich also…
Schön, manchmal aber etwas trist
Kommen wir somit zur technischen Seite von „Haven“. Hier kann vor allem die etwas hakelige Steuerung nicht unbedingt überzeugen, beim Fliegen gibt es doch immer wieder mal verwirrende Momente und ungewollte Schlenker nach links, rechts, oben oder unten. Auch mit einigen Rucklern hat „Haven“ trotz der einfachen Optik zu kämpfen, besonders nervig sind aber die zwar kurzen, aber leider vorhandenen Ladescreens. Vor allem zu Beginn beim Reisen von Ebene zu Ebene wird das schnell ein Fest der Ladebildschirme…
Ansonsten erinnert die Optik an „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“. Sie ist recht simpel gehalten und bietet einen Celshading-Look mit vielen großen Flächen und wenig Details. Die Monster sind sehr außergewöhnlich, der Fokus beim Design lag schon deutlich bei den Hauptfiguren Yu und Kay. Deren Animationen sind gut, besonders die kleinen Details gefielen hier. So nehmen sie sich in den Arm, wenn sie kurze Zeit mal nicht bewegt werden oder reichen sich beim Fliegen die Hände.
Die englische Vertonung ist prima geworden, hier kann man nicht meckern. Ein kleines Highlight ist die Synthie-Musik, die das Geschehen untermalt. Zwar gibt es hier nicht viele unterschiedliche Tracks, aber das Erkunden macht gleich nochmal so viel Spaß, wenn der Sound stimmt, oder?
FAZIT: Tolles kleines Spiel von einem tollen kleinen Entwickler
The Game Bakers haben mal wieder bewiesen, dass sie besondere Spiele schaffen können. Auch wenn „Haven“ trotz seiner technischen Macken wie den vielen Ladezeiten oder dem unrunden Spielverlauf schon einige deutliche Kritikpunkte offenbart, macht besonders das Zusammenspiel von Yu und Kay Spaß. Nicht nur deren Hintergrundgeschichte ist interessant und wird nur langsam aufgedeckt, auch deren Miteinander ist sehr natürlich und gefällt mit einer gewissen Dynamik und Ungezwungenheit.
Der Einstieg von „Haven“ ist wie bei vielen Spielen dieser Art etwas mühsam, besonders das Navigieren über die Ebenen ohne Karte am Anfang ist aufgrund der recht ähnlichen Optik sehr kompliziert. Aber dennoch bleibt man gerne am Ball, denn man möchte schließlich wissen, wie es mit den beiden weitergeht und was sich auf der nächsten Ebene des Planeten versteckt.
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