Grenzwertige Vermarktung
Seit Jahren ist es immer das Gleiche: während die großen Haupt-Plattformen Xbox und PlayStation eine vollwertige Version von „FIFA“ bekommen und diese meist mit Neuerungen wie dem Story- oder Volta-Modus ausgestattet sind, schauen Besitzer älterer oder etwas schwächerer Konsolen und Handhelds in die Röhre.
So erschien für die Nintendo Switch im Jahr 2017 zwar noch ein regulärer „FIFA“-Ableger, alle anderen Teile danach waren nur noch die sogenannte Legacy Edition. EA legt sich bei diesen auf die faule Haut und bietet dem Käufer dieser Version lediglich ein Kader-Update sowie eine Anpassung der Menüs und Grafiken an die Fassung für die „großen“ Plattformen. Auch wenn es Modi wie FUT oder Karriere gibt, müssen Switch-Besitzer auf Vieles verzichten.
Wir haben uns das diesjährige „FIFA 21“ auf der Switch angeschaut und verraten euch in unserem Test, ob sich ein Kauf trotz der wenigen Neuerungen lohnt.
Volles Paket
Kurz nach dem Start präsentiert sich ein altbekanntes „FIFA“-Bild. In verschiedenen Kachelmenüs wählen wir aus Freundschaftsspielen, FIFA Ultimate Team oder der Karriere als Manager beziehungsweise Spieler. Außerdem gibt es noch ein Skill-Training, individuelle Turniere, einen Editor für Spieler und natürlich einige Online-Modi wie Saisons. Dieser Modus kann übrigens auch lokal mit anderen Switch-Besitzern gespielt werden.
Wie üblich ist auch das Paket an Lizenzen vollgestopft mit Ligen aus aller Welt. Egal ob chinesische Super League, die polnische Ekstraklasa oder die amerikanische MLS…Nischenligen sind hier kein Problem. Aber auch die hohen Spielklassen Englands, Deutschlands oder Spaniens fehlen hier natürlich nicht und gehen teilweise bis zu deren dritter oder gar vierter Liga hinunter. Wieder dabei sind viele Nationalmannschaften der Damen, auf nationale Ligen mit weiblicher Beteiligung muss man leider immer noch verzichten.
Da fehlt doch was?
Wer sich jetzt fragt, wo der Volta-Modus ist, muss enttäuscht werden. Denn der fehlt komplett, die einzige Langzeitmotivation ergibt sich hier wirklich nur aus dem Karrieremodus oder eben FUT, in dem man eine perfekte Mannschaft aufbauen muss und dafür Spielerkarten sammelt beziehungsweise kauft. Aber auch diese beiden Modi basieren auf der Version von „FIFA 18“ und sind somit wesentlich rudimentärer als auf PS4 & Co. So fehlen in der Karriere die Pressekonferenzen, Interviews und Transfergespräche, die auf den anderen Konsolen in Form von interaktiven Zwischensequenzen präsentiert werden.
Auch auf dem Platz merkt man deutlich, dass einige neue Funktionen fehlen. Auch in diesem Jahr gibt es keinen Schnellwechsel, auch die Handhabung der Freistöße und Elfmeter wurde nicht an die neue Form von „FIFA 21“ auf PlayStation & Konsorten angepasst. Immerhin hat die Switch dennoch ein Alleinstellungsmerkmal und so kann man die Steuerung auf die limitierte Button-Auswahl des JoyCons anpassen.
Gute Optik, aber eben alt
Die Optik von „FIFA“ war auf der Nintendo Switch schon immer sehr ordentlich. So erkennt man die großen Stars recht gut, bei kleineren Teams sind viele Spieler ihrem realen Vorbild aber sehr unähnlich. Das ist aber bei „FIFA 21“ auf den anderen Plattformen nicht groß anders. Wie zu befürchten, hält man auch immer noch an den alten Charaktermodellen fest, die durch ihre etwas seltsame Körperhaltung – hochgezogene Schultern – auffallen.
Sehr gut gefällt die Beleuchtung und Lichtstimmung der Stadien und Arenen. In Kombination mit den Fans und der recht guten Akustik entsteht hier ein stimmiges, audiovisuelles Erlebnis. Dieses wird auch durch die zahlreichen lizensierten Liga-Logos und -Grafiken unterstrichen. Hier kann man wirklich nicht viel meckern.
Sowohl im mobilen wie auch stationären Betrieb lief „FIFA 21“ rund und ohne Ruckler oder andere Ärgernisse. Im Gegensatz zu den „großen“ Konsolen kann man hier sogar das Menü ohne Verzögerung und Ladezeiten bedienen. Ein Pluspunkt für die Switch-Version!
FAZIT: Tolle Fußball-Sim, die leider stehen geblieben ist
„FIFA 21“ auf der Nintendo Switch ist ein zweischneidiges Schwert, dessen Erwerb man sich gut überlegen sollte. Wer bisher noch keinen Ableger der Reihe für die Konsole besitzt, ist sicherlich mit dem Kauf des neuen Teils gut beraten, anders verhält es sich für Besitzer der Vorgänger. Denn außer den neuen Teams und Kadern hat sich wirklich nichts getan. Und das – so viel kann man wohl behaupten – obwohl die Switch sicherlich locker einen Volta-Modus und andere kleine Features wie den Schnellwechsel stemmen könnte.
Das ist einfach nur faul von Electronic Arts und wirklich einzig und allein auf Geldmacherei ausgelegt. An sich ist das Spiel nämlich recht gelungen. Auch wenn wenn es sich um eine alte Version von „FIFA“ handelt, macht das Geschehen auf dem Platz Spaß und auch der Umfang stimmt. Mit FUT und der Karriere kann man sicherlich einige Stunden verbringen und langweilt sich garantiert nicht.
Würde man das Spiel wenigstens für 35,- oder 40,-€ anbieten, könnte man über die wenigen Anpassungen hinwegschauen. Wer ein mobiles Fußballspiel für unterwegs sucht, hat aber letztlich keine Alternative auf der Switch.
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