Boxen macht Spaß!
Das Genre der Box-Spiele nahm eine ähnliche Entwicklung wie andere Sportarten in Videospiel-Form. Nachdem man zu Zeiten von Atari und NES nur sehr rudimentäre Mechaniken umsetzen konnte, konzentrierte man sich damals eher auf Spaß als auf Realismus ausgelegte Umsetzungen. Heraus kamen dabei unter anderem Hits wie „Punch-Out“, die erst spät und mit Einzug der Technologie einer PlayStation von ernsthaften Simulationen wie „Fight Night“ abgelöst wurden.
Doch auch wenn viele Titel immer realistischer wurden, verschwand das Genre der Arcade-Boxereien nie ganz von der Mattscheibe. So waren „Ready 2 Rumble Boxing“ oder das Boxen in „Wii Sports“ immer für eine Runde des schweißtreibenden Kampfsports gut.
Doch nichts liegt natürlich näher als ein Box-Videospiel mit der Lizenz des „Rocky“-Universums in einen Topf zu werfen, oder? Das dachten sich im Jahr 2018 auch die Entwickler*innen von Survios und brachten einen VR-Titel mit Apollo Creed in der Hauptrolle heraus. Vermutlich motiviert von den positiven Kritiken nahm man sich dann ein vollwertiges Spiel vor, das man nun unter dem Namen „Big Rumble Boxing: Creed Champions“ veröffentlicht hat und das in Sachen Arcade-Boxerei den Sieg erringen will.
Wie hau ich jetzt wem auf die Nase?
Im Gegensatz zu aktuellen Sportspielen bietet euch Survios’ Box-Titel keinerlei große Kampagne. Nach dem Start findet ihr euch schnell im übersichtlichen Hauptmenü wieder, in dem ihr aus den Punkten Arcade, Versus und Training euren Wunsch-Modus auswählen könnt. Zusätzlich dazu gibt es natürlich noch ein Optionsmenü und eine digitale Spielanleitung, die euch mit den Grundlagen vertraut macht.
Wir entscheiden uns gleich für den Arcade-Modus und können daraufhin aus einem von zehn Kämpfern wählen, darunter unter anderem Adonis Creed, Rocky Balboa, Clubber Lang und Ivan Drako. Weitere zehn Kämpfer könnt ihr durch das Absolvieren des Modus’ freischalten, ebenso wie neue Kostüme für diese.
Die folgende „Story“ wirft uns in mehrere Kämpfe, die durch Zwischensequenzen miteinander verbunden sind. Neben Auseinandersetzungen mit den Kontrahenten steht aber auch mal eine Trainingseinheit an, in der ihr auf Rinderhälften einschlagt oder euch auf dem Laufband fit haltet.
Leichtgewicht
In Sachen Steuerung gibt sich „Big Rumble Boxing: Creed Champions“ recht einfach und unterstreicht damit dessen Arcade-Anspruch. Neben einem Button für einen Standardangriff gibt es eine weitere Taste für einen harten Schlag. Mit A könnt ihr den Gegner klammern, mit B weicht ihr dessen Schläge aus. Natürlich darf man beim Boxen auch die Deckung nicht vergessen, diese wird durch die rechte Schultertaste gesteuert.
So weit, so einfach. Etwas Tiefe bekommt das Gameplay durch die vielen möglichen Kombos und die Kombination aus Richtungs- und Schlagtaste. Hieraus ergeben sich verschiedene Schlagvariationen, die dem Gegner das Leben schwer machen. Habt ihr genügend Treffer gelandet, füllt sich eure Super-Anzeige am unteren Bildschirmrand. Drückt ihr dann auf eine der linken Schultertasten könnt ihr einen Superschlag aktivieren, der dem Gegner ordentlich Energie abzieht.
Stichwort Energie: die Kämpfer verfügen über zwei Leisten. Eine davon ist die reguläre Lebensenergie, die andere gibt an was eure Deckung noch aushält. Ist diese Anzeige erschöpft, kann man durch eine feindliche Attacke leicht betäubt werden und ist somit weiteren Faustschlägen schutzlos ausgeliefert.
Xbox One-Grafik
Optisch ist „Big Rumble Boxing: Creed Champions“ absoluter Standard ohne wirkliche Höhe- oder Tiefpunkte. Während die verschiedenen Kämpfer samt deren Details schön modelliert sind und sich auch deren Kampfanimationen sehen lassen können, ist das Drumherum aber recht karg. Und hier ist es egal, ob ihr im Ring in Vegas oder Moskau, in einer Trainingshalle oder in einem düsteren Hinterhof kämpft.
Wo man sicherlich stark hinter den Möglichkeiten geblieben ist, sind die Zwischensequenzen während des Arcade-Modus’. Die sind nämlich weder vertont – beziehungsweise hört man immer nur ein Grunzen und Stöhnen – noch vollkommen animiert. Hier gibt es lediglich Standbilder, die sich immer wieder mal ändern.
Wesentlich besser gefiel einem da schon die Musik, die verschiedene Genres mit sich bringt. Egal ob Hip Hop oder Electro Pop, das ging alles ganz gut ins Ohr. Und natürlich darf auch „Eye of the Tiger“ von Survivor bei solch einem Spiel nicht fehlen.
Die Steuerung des Spiels ist ok und nicht überbelegt. Dennoch hatte man in den Kämpfen selbst immer mal wieder das Gefühl, das einige Kommandos nicht so ankommen wie man das gerne hätte. Vor allem beim Ausweichen vor gegnerischen Super-Angriffen scheint hier König Zufall zu reagieren.
FAZIT: Es gibt bessere Alternativen!
„Big Rumble Boxing: Creed Champions“ ist ein sehr mittelmäßiges Spiel. Technik ok, aber ohne große Aha-Effekte. Grafik ok, aber leider – Stichwort Zwischensequenzen – mit verschenktem Potential. Und der Umfang…ja, der ist wohl der größte Knackpunkt.
Klar, jeder der Kämpfer hat im Arcade-Mode seine eigene kleine Geschichte, die aber mal mehr, mal weniger belanglos ist. Immerhin kann man durch das Absolvieren dieser – je 30 bis 40 Minuten langen Stories – ein paar Sachen für das Spiel beziehungsweise die Kämpfer freischalten. Doch das war es dann auch schon. Training ist schön und nett und der Versus-Modus bietet keinerlei Besonderheiten oder spezielle Finessen.
Somit ist Survios’ Box-Spiel einer dieser klassischen Lizenz-Titel. Großer Name und einiges an Potential, inhaltlich aber kaum die Rede wert. Da findet man sicherlich spannendere und vor allem spaßigere Genre-Vertreter!
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