Kein Grund zum Heulen!
Die Geschichte von „Devil May Cry“ ist so verrückt wie das Gameplay selbst. Zunächst als Ableger bzw. Fortsetzung von „Resident Evil 2“ für die PlayStation2 gedacht, war das Grundgerüst so radikal anders, dass man daraus einen eigenen Titel, eben „Devil May Cry“ gemacht hat.
Nachdem das Spiel drei Fortsetzungen im regulären Japano-Hack’n’Slay-Stil spendiert bekam, sich aber schon leicht abgenutzt hatte, gab Capcom im Jahr 2013 die Geschicke an das renommierte Studio Ninja Theory, die die Serie neu starten sollten, weiter. Doch auch wenn der Titel spielerisch und inszenatorisch überzeugen konnte und mindestens so bekloppt wie die vorangegangenen Teile war, fand das junge Design von Dante nicht so viele Fans und sorgte für einen ordentlich Shitstorm.
Also entschied man sich bei Capcom wieder für einen regulären Serienteil und kündigte im vergangenen Jahr „Devil May Cry 5“ an. Mit alten Bekannten wie Nero und Dante, aber auch Frischfleisch wie V oder Nico könnte das Actionspiel an die guten alten Tage anknüpfen und mal wieder gutes Hack’n’Slay-Futter liefern. Ob das gelingt, klärt unser Test.
Dämonen wollen euch an die Wäsche
In Red Grave City geschehen eines Tages komische Dinge. Denn ein überdimensionierter „Baum“ fällt vom Himmel und saugt die Lebensenergie der Stadtbewohner aus. Dieses Gebilde hört auf den Namen Qliphoth und stößt außerdem allerlei dämonisches Getier aus, das die Stadtbewohner terrorisiert.
Um dem Ganzen Einhalt zu gebieten, engagiert V unseren alten Dämonenschnitzler Dante, der sich sogleich zusammen mit seinen Assistentinnen Trish und Lady an die Arbeit macht. Doch so recht gelingen will ihm der Auftrag nicht und so müssen ihm letztlich Nero und V zur Hilfe eilen. Was folgt ist ein irrsinniger Schlagabtausch mit allerlei Ungeheuern aus der Hölle, eine Reise in Dantes Vergangenheit und eine Aneinanderreihung von wahnwitzigen Kämpfen!
Dreierlei vom Metzger
„Devil May Cry 5“ bietet euch als Grundgerüst zwar das klassische Hack’n’Slay-Grundgerüst wie man es aus den Vorgängern oder ähnlichen Spielen wie „Bayonetta“ kennt, spendiert euch aber gleich drei spielbare Charaktere, deren Kampfarten nicht unterschiedlicher sein könnten.
Bereits den Prolog beginnt ihr als Nero, der mit seinen Handfeuerwaffen und dem Schwert ein ganz klassisches Steuerungsschema bietet. So habt ihr einen Button für Fernkampfangriffe sowie eine Taste für Nahkampfattacken. In Kombination mit der R1-Taste, mit der ihr eure Feinde anvisiert, und verschiedenen Richtungseingaben per Analogstick könnt ihr so eure Feinde zum Beispiel in die Luft schleudern und dort mit zusätzlichen Hieben eindecken. Das Alleinstellungsmerkmal von Nero ist der Devil Breaker, ein Aufsatz für seinen rechten Arm, mit dem ihr Gegner zu euch hinziehen könnt und sie gefrieren lasst oder mit Elektroschocks brutzelt.
V hingegen setzt komplett auf Magie. Da er sich selbst als zu schwach empfindet, die Gegner zu schlagen, hetzt er seine beiden tierisch-magischen Begleiter Griffon und Shadow auf die Feinde. Wurden diese von den Attacken der beiden ausreichend geschwächt, versetzt V ihnen den Todesstoß. Außerdem kann der magiebewanderte Tattooträger Nightmare herbeirufen, einen Giganten der alles kurz und klein schlägt. Letzteres kann er allerdings nur so lange wie die entsprechende Energieleiste reicht.
Dante spielt sich schließlich etwas wie ein perfekter Allrounder. Dank der Kombination von Hieb- und Schusswaffen lasst ihr Angriffe um Angriffe auf eure Feinde regnen. Was den Serienhelden aber so besonders macht, ist zum einen der Angriff mit dem Devil Trigger und die verschiedenen Kampfstile die ihr wählen könnt. So kämpft ihr zum Beispiel mit wesentlich effektiveren Nahkampfangriffen oder legt den Fokus auf die Defensive.
Rote Orbs
Während ihr euch also so durch die Gegnermassen schnetzelt, hinterlassen eure Feinde nach ihrem Ableben rote Orbs, die ihr einsammeln solltet. Denn dafür bekommt ihr bei der feschen Nico zwischen den Missionen oder an Telefonzellen im Level die Möglichkeit, eure Fertigkeiten aufzubessern.
Dabei habt ihr die Wahl aus unterschiedlichen, neuen Moves, stärkeren Angriffen für eure Waffen oder im Fall von Nero aus weiteren Aufsätzen für den Arm. Dank der roten Orbs könnt ihr aber auch eure Energieleisten – Lebensenergie oder bei V bzw. Dante Devil Trigger – verbessern oder euch mit goldenen Kugeln eindecken, die euch nach einem Bildschirmtod wiederbeleben.
Während der Missionen findet ihr außerdem immer wieder grüne Kristalle, die eure Lebensenergie auffüllen und gerade bei einigen Bosskämpfen wichtig für euer Überleben sind.
Schon immer legte man bei „Devil May Cry“ einen großen Fokus auf den Faktor, wie stylish man einen Gegner um die Ecke bringt. Auch der fünfte Teil macht hier keine Ausnahme und bewertet eure Kampffertigkeiten mit Noten. Die Höchstleistung ist hier die SSS-Wertung, werdet ihr während einer Kombo von einem Gegner getroffen, stuft euch das Spiel allerdings sofort wieder auf D zurück.
In den Level sind Geheimmissionen versteckt, die ihr anhand eines Perspektivrätsels starten könnt. So müsst ihr euch in der Nähe dieser Wandkritzeleien auf den richtigen Punkt stellen und so das Symbol vervollständigen. Die folgende Mission belohnt euch dann mit zusätzlichen Orbs und Items und kann im Hauptmenü erneut gespielt werden.
Außerdem findet ihr im Startbildschirm eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse aus den Spielen und neben einer Trainingsoption in „Die Leere“, könnt ihr euch in der Galerie außerdem die Figuren und Feinde aus dem Spiel genauer ansehen.
Teuflische Optik
Bereits beim siebten Teil der „Resident Evil“-Reihe hat Capcom bewiesen, was die RE Engine alles leisten kann und auch „Devil May Cry 5“ profitiert davon extrem. So sind auch hier die Charaktermodelle samt Animationen, Gestik und Mimik auf einem extrem hohen Niveau. In Kombination mit den fantasievollen Kreaturen aus der Hölle entsteht hier ein richtig tolles Gesamtbild.
Die Action läuft absolut flüssig und rund, dank verzögerungsfreier Steuerung hat man immer die volle Kontrolle über das Geschehen. Was uns in Sachen Steuerung aber nicht so überzeugt hat, ist die seltsame Belegung der Tasten. So kann man mit der Spielfigur nur dann ausweichen, wenn man den Gegner zeitgleich mit R1 anvisiert hat. Somit wird euer Zeigefinger der Dauergast auf diesem Button.
Die Vertonung des Spiels ist wirklich gut, auch wenn japanischer Ton vorhanden ist, passt die englische Synchro hier aber wesentlich besser zum Spiel. Mal wieder ein sehr positiver Punkt ist die Musik, die einen während den Kämpfen mit treibenden Beats zu Höchstleistungen bringt und die Metzeleien gut untermalt.
Etwas störend hingegen waren die teils recht langen Ladezeiten während des Wechsels vom Spiel zurück ins Menü und zwischen verschiedenen Menüs. Da wirkt „Devil May Cry 5“ etwas altbacken.
FAZIT: Der Teufel soll es holen...nicht!
Mit „Devil May Cry 5“ meldet sich Capcom beeindruckend im Genre der Hack’n’Slay-Spiele zurück und bestätigt den Aufwärtstrend des Unternehmens aus Osaka. Sowohl in technischer als auch spielerischer Hinsicht, kann man beim aktuellen Ableger der Traditions-Reihe nicht viel meckern.
Zwar kann man zu Beginn des Spiels mit der Steuerung und der Tastenbelegung etwas überfordert sein, spätestens nach drei Missionen hat man den Dreh aber raus und kann ganz ordentliche Kombos vom Stapel lassen. Auch an das Pacing des Spiels muss man sich etwas gewöhnen, denn die vielen kurzen Arena-Kämpfe bremsen einen hin und wieder doch ganz schön aus, außerdem wird die Geschichte doch recht wirr mit vielen Zeitsprüngen erzählt. Dafür entschädigen aber wieder die atemberaubenden Zwischensequenzen, die wirklich großartig inszeniert und mit vielen kleinen Details ausgestattet sind.
Lange musste man auf einen richtig guten Vertreter des Japano-Hack’n’Slays warten, nun ist mit „Devil May Cry 5“ ein richtig guter Titel verfügbar. Capcom beweist hier eindrucksvoll, dass man auch abseits von „Resident Evil“ und „Monster Hunter“ noch Spiele entwickeln kann und sollte den eingeschlagenen Weg fortführen.
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