Massenschlachten im alten China
Die Geschichte Chinas ist schon Jahrtausende alt und somit voller Sagen, Mythen und natürlich Auseinandersetzungen. Vor allem die Zeit der Drei Reiche fand dabei schon häufiger Verwendung in Videospielen, unter anderem in der gleichnamigen, mehrteiligen Reihe, die es noch heute für Konsolen und PC gibt. Während man sich hier eher in strategischen Schlachten miteinander misst, gehen die „Dynasty Warriors“-Titel in eine komplett andere Richtung. Denn hier wird geschnetzelt und geschlachtet bis die Klinge glüht.
Koei Tecmos Reihe bringt es mittlerweile auf neun Hauptspiele und mehrere dazugehörige Spin-offs. In den letzten Jahren wurden im Westen außerdem Ableger zu „The Legend of Zelda“ oder „Fire Emblem“ populär.
Ganz frisch erschienen ist „Dynasty Warriors 9: Empires“, welches nicht mit dem eigentlichen neunten Teil zu verwechseln ist. Anhand des „Empires“-Zusatzes wissen Kenner nämlich, dass es sich hierbei um den strategischeren Ableger des Spiels handelt.
Doch was kann die PlayStation5-Version des Massenschlacht-Simulators wirklich? In unserem Test erfahrt ihr mehr.
Die Drei Reiche
Wie oben schon erwähnt, versetzt euch auch „Dynasty Warriors 9: Empires“ in das China vergangener Tage und lässt euch dabei allerlei entscheidende Schlachten miterleben. Dies könnt ihr in Form eines der vielen vorgegebenen Charaktere machen oder ihr erstellt euch eure eigene Heldin oder euren Helden mit dem ihr anschließend bei verschiedenen Herrschern anheuern könnt.
Wollt ihr euch vorher nochmal über die verschiedenen Arten von Schlachten informieren, könnt ihr diese anhand mehrere Tutorials spielen und seid somit einigermaßen gut auf den Eroberungsmodus vorbereitet. In diesem geht es nämlich nicht nur um Auseinandersetzungen auf dem Feld, es geht auch um allerlei Bedürfnisse abseits der Schlacht. So findet ihr euch in einem umfangreichen Menü wieder, in dem ihr allerlei Aktionen ausführen könnt. Sammelt Rationen für euer Heer, spioniert feindliche Kriegsherren aus oder veranstaltet ein Bankett, um die Beziehungen zu euren Kameraden zu festigen. Jede Aktion verbraucht dabei einen Monat Zeit, einiges an Vorräten und bringt euch somit näher an den Kriegsrat, der über die kommenden Maßnahmen entscheidet. Zusätzlich zu den verschiedenen Interaktionen, könnt ihr auch in den Städten spazieren gehen und dabei einige Erledigungen machen. Werbt andere Hauptmänner und Offiziere an oder startet besondere Ereignisse, um Bündnisse mit anderen zu verbessern. Dies kann sogar soweit gehen, dass ihr heiraten und ein Kind bekommen könnt.
Geht es jetzt endlich los?
Viele denken sich jetzt sicherlich: Fortpflanzung und Socialising schön und gut, aber ich will endlich in den Krieg ziehen!!! Geduld…denn habt ihr eure Vorkehrungen in Sachen Armee getroffen, müsst ihr auch euch selbst vorbereiten. So könnt ihr aus einem großen Pool an Waffen wählen und euch für Zweihänder, Äxte, leichte Schwerter oder Speere entscheiden. Dank eines Bogens seid ihr auch immer für Fernangriffe gut ausgestattet, obendrauf bringt euch ein Pferd bei Bedarf schnell von A nach B auf der Karte.
Neben Geheimplänen, die eurer Armee gut unter die Arme greifen können – so gibt es zum Beispiel verschiedenen Wettereffekte wie Hitze oder Eis oder magische Wolfs- und Bärenrudel – könnt ihr vier verschiedene Spezialangriffe auswählen und eure Waffe mit Juwelen verstärken. Auch die Wahl eures Titels bringt euch durchaus zusätzliche Effekte auf Angriff oder Verteidigung, es ist also einiges an Vorbereitung nötig.
Und dann kann es endlich auf’s Schlachtfeld gehen. Und hier präsentiert sich „Dynasty Warriors 9: Empires“ mit altbekannten Elementen. Neben zwei Buttons für unterschiedlich starke Angriffe, sammelt ihr Energie für einen Super-Schlag oder kombiniert eure Aktionstasten mit R1 und löst somit verheerende Attacken aus. Die taktische Komponente kommt hier mit den Kommando-Funktionen über eure Armee, der ihr immer sagen könnt was sie tun soll.
Und während ihr häufig in der angreifenden Situation seid und feindliches Lager um Lager erobern müsst, um die Entscheidungsschlacht herbeizuführen, kommt es hin und wieder auch vor, dass ihr angegriffen werdet. Somit müsst ihr nun eine Burg oder ähnliches verteidigen und dafür einige Leben beenden.
Wo geht es denn hier zur Next Gen?
Die „Dynasty Warriors“-Spiele waren zwar schon immer dafür bekannt, dass sie einige technische Macken haben, aber der „Empires“-Ableger des neunten Teils schießt hier den Vogel ab. So läuft das Kampfgeschehen mit seinen zahlreichen Kämpfern zwar recht flüssig ab, doch lassen furchtbar starkes Tearing und ein später Bildaufbau den Titel wie ein frühes PS3-Spiel wirken. Obendrauf kommen langweilige und grobe Texturen und – vor allem außerhalb der Kämpfe – steife Animationen und nicht gerade ansehnliche Charaktere.
Auch der Open World-Teil mit den Städten und weitläufigeren Gebieten, bietet keine optischen Highlights. Hier offeriert sich den Spieler*innen meist ein Matsch aus tristen Farben und schlechten Texturen.
Immerhin ist die akustische Seite gelungen. Die wichtigen Dialoge sind gut – auf Japanisch – vertont, das Geschehen wird von treibender Musik unterlegt. Manchmal passt diese zwar nicht ganz so gut auf das altertümliche Setting, aber geht gut ins Ohr.
Die Steuerung ist eingängig und kann trotz ihrer ausufernden Belegung überzeugen, besondere DualSense-Features gibt es aber nicht. Die Menüs sind recht kleinteilig gehalten und bieten unfassbar viele Unteroptionen und Tutorial-Texte. Das ist vor allem zu Beginn ganz schön viel und will erst mal alles erfasst werden.
FAZIT: Es könnte ja cool sein, aber…
Also in spielerischer Hinsicht ist „Dynasty Warriors 9: Empires“ schon recht gelungen. Zwischen den unterhaltsamen, zugegebenermaßen nicht gerade abwechslungsreichen Kämpfen, sich mit den Geschicken des Reiches zu beschäftigen und Verbindungen zu knüpfen oder die Armee zu stärken, ist schon unterhaltsam. Das ist zwar alles auf eine recht biedere Art und Weise umgesetzt, bietet aber eine gelungene Abwechslung zum Haudrauf-Gameplay in den Schlachten.
Wäre da nur nicht diese Technik…die man auf der PlayStation5 eigentlich wirklich ganz klar als unverschämt bezeichnen könnte. Ich glaube, ich hörte meine Konsole sogar gähnen weil sie so unterfordert von dem Gebotenen war.
Dass ein Spiel im Jahr 2022 auf einer Current Gen-Hardware immer noch so starkes Tearing zu bieten hat und man so wenig Wert auf eine vernünftige Grafik legt, verstehe ich einfach nicht. Würde diese Seite einen besseren Eindruck machen, könnte „Dynasty Warriors 9: Empires“ vielleicht auch Leute außerhalb dieser Musou-Bubble ansprechen, so kann man es für Neulinge eigentlich kaum weiterempfehlen. Da hat man mit dem „The Legend of Zelda“-Ableger wesentlich bessere Arbeit geleistet und das Setting auch liebevoller umgesetzt.
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