Die große Wiedervereinigung
Bis zum sechsten Teil gehörten Nintendo und die „Final Fantasy“-Reihe eigentlich untrennbar zusammen, doch mit dem epischen „Final Fantasy VII“ änderte sich alles. Das Vorzeige-Rollenspiel unter den JRPGs wanderte nämlich auf die wesentlich potentere PlayStation und nicht wie geplant auf das Nintendo 64.
Daraus folgte eine jahrelange Eiszeit zwischen Square und Nintendo, letztlich landeten somit alle nachfolgenden „Final Fantasy“-Spiele auf der Sony-Konsole. Doch nach dem grandiosen Flop des CGI-Films „Final Fantasy: The Spirits Within“ musste sich das Unternehmen wieder mehreren Optionen öffnen und begann nach fast zehnjähriger Abstinenz von Nintendo-Konsolen die Entwicklung von „Final Fantasy Crystal Chronicles“ exklusiv für den GameCube.
Bei seinem Release im Jahr 2004 ergatterte das Action-Rollenspiel sehr gute Wertungen, vor allem das Gameplay und der frische Grafikstil wurden gelobt. Das Spin-off zur Hauptreihe bot außerdem die Möglichkeit, den Game Boy Advance als Controller für bis zu drei Mitspieler zu nutzen.
In unserem Test nehmen wir nun die Remasterd-Fassung auf der Switch genauer unter die Lupe und verraten euch, wie gut oder schlecht das Rollenspiel gealtert ist.
Schaff’ den Tau ran!
1000 Jahre vor der eigentlichen Handlung im Spiel hat ein Meteorit die Erde getroffen und dabei den Großen Kristall zerstört, der eure Welt mit Energie versorgt hat. Zu allem Übel kam damit auch noch eine außerirdische Lebensform auf den Planeten, die diesen mit einem Gas namens Miasma vergiftet hat.
Immerhin haben sich einige Splitter des Kristalls quer über die Welt verteilt und halten dort das gefährliche Gas von den letzten Überlebenden fern. Doch diese kleineren Kristalle müssen regelmäßig mit dem Tau der Myrrhe erneuert werden und dies bedarf meist einem abenteuerlichen Unterfangen.
So machen sich regelmäßig kleinere Karawanen mit bis zu vier Teilnehmern auf die Reise und die Suche nach dem schützenden Gut. Die Geschichte in „Final Fantasy Crystal Chronicles“ dreht sich dabei um die Bewohner des Örtchens Tipa und ihre eigene Kristall-Karawane.
Wer willst du sein?
Ganz ungewohnt für die „Final Fantasy“-Reihe beginnt „Crystal Chronicles“ mit der Charakter-Erstellung. Hier habt ihr die Auswahl aus vier unterschiedlichen Rassen, so zum Beispiel aus den menschen-ähnlichen Clavat oder den tierhaften Selkie. Anschließend entscheidet ihr euch für euer Geschlecht und den Beruf eurer Familie. Als Sohn oder Tochter eines Schmieds könnt ihr somit Anleitungen für Rüstungen und Waffen finden, die dann für euch hergestellt werden. Seid ihr hingegen der Nachkomme eines Händlers, bekommt ihr Rabatte in den einzelnen Shops im Spiel. Insgesamt gibt es acht solcher Berufe, die euren Charakter bzw. dessen Fähigkeiten beeinflussen. Glücklicherweise habt ihr aber auch acht verschiedene Charakter-Slots und könnt somit zahlreiche Variationen erstellen und ausprobieren.
Nach einem kurzen Intro geht es dann endlich in das eigentliche Spiel über. Dort findet ihr euch auf einer Weltkarte, über die ihr eure Karawane bewegt. Neben Dungeons gibt es auch Dörfer oder Kreuzungen an denen ihr andere Charaktere treffen könnt. Von der Karte aus könnt ihr außerdem auf euer Tagebuch zugreifen oder euch mit anderen Mitspielern über die Online-Funktion der Switch zu einem Abenteuer verabreden.
Echtzeit-Kämpfe
Was zunächst in den Dungeons auffällt, ist der Kelch den eure Figur mit sich herumträgt. Dieser schützt euch mit seiner Aura vor dem giftigen Gas, kann glücklicherweise aber auch an euren Mog-Begleiter abgegeben werden.
In einer isometrischen Vogelperspektive erkundet ihr also dann die verschiedenen Level und tretet dabei allerlei fiesen Kreaturen gegenüber. Das Kampfsystem läuft dabei in Echtzeit ab und wird eigentlich nur über zwei Knöpfe gesteuert. So wählt ihr mit L bzw. R aus bis zu vier Aktionen aus und habt einen Knopf zum Ausführen dieser. Neben Standard-Optionen wie Angriff oder Verteidigen, könnt ihr noch bis zu zwei Zauber ausrüsten.
Durch mehrmaliges Drücken der A-Taste im regulären Angriff-Modus, führt eure Figur eine Kombo aus, die kleine Gegner recht schnell unschädlich macht. Bei größeren Brocken, vor allem den Endgegnern ist gutes Taktieren und meist der Einsatz von Magie nötig. Achten solltet ihr dabei immer auf eure Lebensenergie, denn gehen euch die Herzen aus, war es das und ihr startet vom letzten Checkpoint. Zum Glück könnt ihr statt Zauber auch Items wie Phönixfedern ausrüsten, die euch dann sofort wiederbeleben.
Wie in einem ordentlichen Rollenspiel üblich, rüstet ihr euch nach und nach mit besseren Waffen und Items auf und werdet somit stärker.
Voll retro!
Da es sich bei „Final Fantasy Crystal Chronicles“ um eine Remastered-Fassung handelt, wurde hier eigentlich nur etwas an der Auflösung des Spiels gedreht – von kleineren inhaltlichen Änderungen wie neuen Waffen & Co. mal abgesehen. Die Texturen sind etwas feiner und klarer als beim Original, selbiges gilt für die Menüs und die Zwischensequenzen.
Leider ist die Optik aber nicht sehr gut gealtert, vor allem die Level wirken eintönig und langweilig. Daran kann auch die Farbpalette nichts ändern, die die Monotonie teilweise noch unterstreicht. Auch die Übersicht ist trotz Minimap nicht gerade die Beste und lässt eine größere Kartenansicht vermissen.
Was damals und heute in Ordnung geht, ist die musikalische Untermalung des Geschehens. Zwar gibt es in einigen Abschnitten nervtötende Dudelmusik, allerdings gibt es auch einige echt epische Tracks, die wohlbekanntes „Final Fantasy“-Feeling aufkommen lassen.
Summary
FAZIT: Kein guter Wein = schlecht gealtert!
„Final Fantasy Crystal Chronicles“ mag bei seinem Release im Jahr 2004 neuartig gewirkt haben, leider kann man das von der Remastered-Fassung nicht behaupten. Eigentlich erreicht das Spiel in keinem Moment die Qualität der Reihe…egal ob in Sachen Story oder Gameplay. Natürlich handelt es sich offiziell um ein Spin-off, trotzdem wirkt es ein bißchen wie eine Grundschul-Version der eigentlichen RPGs.
Könnte man über die maue Grafik noch hinwegsehen, wenn das Gameplay stimmen würde, ist dies aber fast das größte Problem. Neben den unübersichtlichen und langweiligen Welten, sind es vor allem die Kämpfe, die im Einzelspieler-Modus keinerlei Spaß machen. Diese sind nämlich spürbar auf Multiplayer-Partien ausgelegt. Denn leider braucht eure Figur ewig bis ein Zauber ausgeführt wird. Das fängt an beim Auswählen des jeweiligen Kommandos, geht über den ersten Tastendruck bis hin zum Zielen mit dem jeweiligen „Fadenkreuz“. In dieser Zeit hat euch ein starker Gegner meist schon die Hälfte der Energie abgezogen und es droht mal wieder ein Bildschirmtod.
Auch die restliche Steuerung, sei es in den Menüs oder beim Ausrüsten diverser Items oder Zauber, ist so umständlich gelöst. Hier hätte eine Modernisierung viel Sinn gemacht.
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