Final Fantasy XVI [PlayStation5- Review]

Vom Retter zum Kult!

Die Geschichte um das allererste „Final Fantasy“-Spiel kennt mittlerweile wohl jeder! Umso beeindruckender ist es unter diesem Aspekt, wie sich die Reihe vom einstigen „letzten Strohhalm“ zu der Marke schlechthin von Square Enix gemausert hat. Und auch wenn die Zeiten rund um „Final Fantasy XIII“, dessen Spin-offs und dem misslungenen Start von „FF14“ schwierig waren, so hat sich die Vorzeige-Reihe in Sachen JRPG in den letzten Jahren wieder gut gefangen. Vor allem das Remake von „Final Fantasy VII“ war stark und umso neugieriger wurde man auf einen künftigen Teil 16.

Als dieser erstmals gezeigt wurde, fiel sofort die düstere Atmosphäre und das sehr erwachsene Setting auf – „Game of Thrones“ wurde hier häufiger als Vergleich herangezogen. Vorbei anscheinend die Zeiten von Hochglanz-Bubis, bunten Fantasiewelten und den üblichen JRPG-Tropes. Passend dazu sollten auch die Rundenkämpfe der Vergangenheit angehören und wurden gegen actionreiche Echtzeit-Auseinandersetzungen ausgetauscht. Dass die alteingesessenen Fans da kritisch werden, war sicherlich von Vornherein klar.

Doch nach der ersten Demo waren die Meinungen durchweg positiv und es entstand ein großer Hype um den Titel. Ob „Final Fantasy XVI“ diesem wirklich gerecht wird, lest ihr in unserem Test des PlayStation5-exklusiven Spiels.

Von Domini und Trägern

Im Reich Valisthea existieren sechs Nationen, die alle über einen sogenannten Mutterkristall und einen Dominus verfügen. Während die Kristalle für die Energieversorgung der Städte und Dörfer sorgen, sind die Domini übermächtige Menschen, die die Souveränität des Staates sichern. Doch als eine Fäule über das Land hereinbricht und einen Großteil der Welt unbewohnbar macht, werden auch die Spannungen zwischen den einzelnen Herrschaftsgebieten größer.

Auch das Großherzogtum Rosaria bereitet sich mal wieder auf solch eine Auseinandersetzung vor, wird aber vom Feind überrascht. Der Herzog stirbt und auch Rosarias Dominus, Joshua – gleichzeitig Bruder unseres Helden Clive Rosfield – kommt in einem tragischen Kampf mit einem mysteriösen Feuerwesen ums Leben.

Da er seiner Rolle als Schild des Dominus’ nicht nachkommen konnte, wird Clive in die Armee gesteckt und muss künftig niederste Arbeiten erledigen. Doch die Frage, wer ihnen den Hinterhalt stellte und wer seinen Bruder auf dem Gewissen hat, lassen ihn nicht los. 

 

 

Ist das noch „Final Fantasy“?

Wie im Eingangstext schon geschrieben, Square Enix setzt bei seinem neuesten „Final Fantasy“-Teil alles auf Null zurück. Und das wird schon in den ersten Minuten von „FF16“ deutlich. Die Stimmung ist wesentlich düsterer, die Farbpalette sehr minimalistisch, es gibt Tod und Verzweiflung. Auch mit Blut und nackter Haut geizt man hier nicht, auch wenn man in den entscheidenden Momenten die Kamera weg vom Geschehen schwenkt.

Und natürlich ist da das vollkommen neue Action-Gameplay. In „Final Fantasy XVI“ übernehmt ihr zu 99,9% die Rolle von Clive Rosfield und steuert in den Kämpfen auch lediglich diesen. Begleitet werdet ihr von eurem treuen Wolf Torgal, die restliche Besetzung der Party ändert sich immer wieder mal abhängig von den Geschehnissen der Story.

Die Kämpfe selbst erinnern etwas an „Bayonetta“ und „Devil May Cry“. Während man mit der Quadrat-Taste sein Schwert zieht und Angriffe damit vollführt, kann man über den Dreieck-Button einen Feuerball auf die Gegner schießen. Mit der Kreis-Taste teleportiert ihr euch quasi an den Feind heran und überrascht ihn so mit einem Angriff. Doch Clive lernt nach und nach verschiedene Elementar-Kräfte zu beherrschen, die dann mit einem Druck auf R2 und einer der Aktionstasten ausgelöst werden können, sich aber nach Gebrauch auch immer erst wieder aufladen müssen.

Feinde verfügen über eine klassische Energieleiste, größere Gegner zusätzlich über eine Willens-Anzeige. Leert man diese komplett, verfällt der Angreifer in eine Schockstarre und ihr könnt eure Attacken auf ihn regnen lassen ohne dass er sich wehren kann.

Doch „Final Fantasy XVI“ gibt sich nicht mit normalen Auseinandersetzungen zufrieden und konfrontiert euch teilweise mit Monstern, die Godzilla Konkurrenz machen könnten. Hierfür nutzt unser Held seine Esper-Fertigkeiten und teilt in Form von Ifrit allerlei Backpfeifen aus. Diese Kämpfe bieten sicherlich ein etwas rudimentäres Gameplay, sind dafür aber exzellent inszeniert.  

Es geht auch traditionell!

Der neue Teil der JRPG-Reihe ist also in Sachen Kämpfen eine komplett neue Erfahrung für die Spieler*innen. Das ganze Drumherum kennt man so aber eigentlich auch aus anderen „Final Fantasy“-Titeln.

Für erledigte Aufträge und Kämpfe bekommt Clive Erfahrungspunkte gutgeschrieben, die seine Stufe verbessern. Außerdem gibt es Punkte, die ihr in eure Esper-Fertigkeiten investieren könnt und somit den Feinden noch mächtigere Angriffe um die Ohren hauen könnt. Später im Spiel kommt außerdem noch ein Ruhm-System hinzu, das hin und wieder ein paar Goodies und Items freischaltet.

Clive kann neben neuen Ausrüstungs-Gegenständen auch drei verschiedene Medaillons tragen. Diese können euch das Spiel dank zahlreicher Auto-Funktionen erheblich erleichtern, müssen aber nicht ausgerüstet werden. Alternativ tragt ihr Medaillons, die eure Angriffskraft verstärken oder gewisse Angriffe besser machen. 

Auch Nebenmissionen bietet euch das Spiel in Hülle und Fülle, diese entsprechen aber leider Genre-Klischees und gehen oft nicht über „Gehe zu Punkt A, spreche mit Person B und erledige Gefallen C“ hinaus. Sonderlich tolle Belohnungen gibt es dafür auch nicht, wodurch man diese Art von Missionen schnell links liegen lässt. 

In Städten oder eurem Versteck trefft ihr auf weitere Charaktere zum Interagieren. Beim Schmied verbessert ihr eure Waffen, bei der Händlerin stockt ihr euren Vorrat auf oder verkauft ungenutzte Items. Im Archiv könnt ihr außerdem eure Erlebnisse mit dem Archivar Harpokrates teilen und so das Kompendium erweitern.

Dieses ist ein weiteres neues Feature, das ihr in den Zwischensequenzen mit Druck auf das Touchpad aktivieren könnt. So bekommt ihr eine Übersicht, welche Personen aktuell in dieser beteiligt sind und was deren Hintergründe sind. Bei der Vielzahl an Figuren, Königreichen und politischem Interesse ist das ein lobenswertes Feature, das man so schon aus der ein oder anderen Visual Novel kennen könnte.

Blickt ihr trotzdem nicht mehr durch, könnt ihr auch zu Vivian gehen, die euch die Truppenbewegungen und Auswirkungen der Konflikte in Animationen ausführlich erklärt.

 

 

Keine AAA-Standards!

Nachdem das Remake von „Final Fantasy VII“ auch in grafischer Hinsicht eine echte Granate gezündet hatte, war man natürlich umso gespannter auf Teil 16. Und hier macht sich dann doch etwas Ernüchterung breit.

Denn das Spiel sieht zum Großteil eher unspektakulär aus und erinnert in seiner Farbwahl leider häufig an die alten braun-grauen Zeiten von PlayStation3 und Xbox 360. Natürlich ist das der Atmosphäre geschuldet, denn die düstere Stimmung würde mit knallig bunten Welten sicherlich nicht so gut rübergebracht werden, aber trist sieht es dennoch aus. 

Auch bei den Charaktermodellen sollte sich Square Enix mal was überlegen. Einige der Hauptfiguren sind toll anzusehen und haben viele Details an ihrer Kleidung, der Rest entstammt aber dem Baukasten, der schon die Charaktere in „Forspoken“ nicht gut hat aussehen lassen. 

Dagegen scheint man bei Square Enix alles in die Esper-Kämpfe und deren Inszenierung gesteckt zu haben. Was man hier auffährt, ist teilweise das krasseste was es in den letzten Jahrzehnten im Bereich der Videospiele zu sehen gab. 

Und hier kommen wir zu einer der ganz großen Stärken des Spiels, der Musik!! Wie gut klingt „Final Fantasy XVI“ bitte?!? Dabei greift man nicht nur auf klassische Stücke zurück, in den gerade genannten Esper-Fights wird es gerne auch mal elektronischer und rockiger. Der Wahnsinn! Vermutlich einer der besten Soundtracks überhaupt und immer wieder mal mit Jingles aus vergangenen Teilen versehen. 

Die deutsche Vertonung des Spiels geht in Ordnung. Während Hauptfigur Clive sagenhaft synchronisiert ist, fallen einige Nebenfiguren eher negativ auf, wirken teilweise vor allem zu jung. 

Neben einem Grafik-Modus gibt es übrigens auch wieder einen Qualitäts-Modus für geschmeidige 60fps. Der Test fand hauptsächlich mit Fokus auf der besseren Optik statt, was hin und wieder in ein paar Rucklern endete. Aber alles noch im Rahmen und nicht so wie man es im Netz schon wenige Stunden nach Release lesen konnte.

  • Story
  • Grafik
  • Gameplay
  • Spielspaß
3.9

FAZIT: Hochs und Tiefs

„Final Fantasy XVI“ macht es den Spieler*innen sicherlich nicht einfach und auch ich bin hin- und hergerissen. Zum einen ist da dieses großartige und neue Design der Kämpfe. Die schnellen Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Elementarkräften und der wuchtige Einsatz der Attacken, machen schon sehr viel Spaß, erinnern dabei aber eben eher an die schon genannten „Devil May Cry“ und „Bayonetta“. Die Esper-Kämpfe sind spielerisch oft etwas limitiert – hier hat man hin und wieder auch auf Quick Time Events zurückgegriffen – sind aber in ihrer Inszenierung sensationell und lassen jedes Kaiju- und „Attack on Titan“-Herz höher schlagen.

Generell merkt man dem Spiel schon deutlich an, dass sich die Entwickler*innen die großen Trends der letzten Jahre angeschaut haben. „Game of Thrones“, „Godzilla“ & Co. standen hier schon deutlich Pate für einige Charaktere, Monster und Settings. Das ist nicht unbedingt schlecht, aber könnte vielleicht dem ein oder anderen „Final Fantasy“-Ultra negativ aufstossen. 

Was mir persönlich nach rund zwanzig Stunden begann zu fehlen, war die spielerische Abwechslung. Die Nebenmissionen kann man getrost ignorieren, denn sie erzählen nur ganz selten wirklich Spannendes. Leider versteckt man ausgerechnet die Möglichkeit einen Chocobo als Reittier zu nutzen, hinter solch einer. Und auch die Story hatte da einen kleinen Hänger und so war das Weiterspielen recht schwierig. Aber es lohnte sich dran zu bleiben!

Alles in allem ist „Final Fantasy XVI“ sicherlich nicht das Über-Spiel wie es zum Beispiel Teil 7 war. Es macht Vieles neu und das zum Teil richtig gut, wirkt aber in vielen Momenten auch ziemlich angestaubt und altbacken. Sicherlich könnte dem ein oder anderen das Spiel teilweise auch zu düster sein, da waren die meisten der Haupt-Teile dann doch etwas lockerer im Ton.

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Christian Suessmeier
Über Christian Suessmeier 3855 Artikel
Nachdem ich schon in jungen Jahren Prinzessinnen aus den Klauen bösartiger Reptilien rettete und mich mit einem kleinen Raumschiff durch das Weltall ballerte, ließ mich die Faszination Videospiele nicht mehr los. Besonders japanische Spiele haben es mir angetan, außerdem war ich auch immer ein großer Fan von spezielleren Konsolen wie dem Sega Saturn. Ein Herz für Außenseiter quasi! In Sachen Spielen verehre ich die "Yakuza"-Reihe, mag filmische Abenteuer wie "The Last of Us" und absolviere gerne mal eine Partie "PES" zwischendurch. Ansonsten schlägt mein Herz aber auch für den japanischen Film, Regisseure wie Shion Sono, Shinya Tsukamoto oder Takeshi Kitano sind einfach Gold wert. Weiterhin investiere ich meine Zeit aber auch gerne in Comics und dem kreativen Arbeiten(Schreiben, Zeichnen...).

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