Nachschub für den Hobby-Samurai
Während Spieler*innen im Juli 2020 noch immer über das ach so skandalöse „The Last of Us: Part II“ diskutierten und im Netz jeden noch so kleinen Info-Schnipsel zur PlayStation5 analysierten, veröffentlichte Sony mit „Ghost of Tsushima“ das vermeintlich letzte große AAA-Spiel für die PS4.
In unserem Test konnte der Open World-Titel vor allem mit seiner sagenhaft schönen Umgebung, der grandiosen Atmosphäre und einigen netten UI-Ideen glänzen, musste sich aber auch einiges an Kritik gefallen lassen. So waren manche Elemente zu sehr nach bekannten Open World-Mustern gestrickt, auch die Kämpfe gefielen uns nicht immer so gut und ließen vor allem Übersicht vermissen.
Dennoch konnte wir es kaum abwarten, den Director’s Cut von „Ghost of Tsushima“ in die PS5 einzulegen und endlich wieder in das feudale Japan zu reisen. Wie der Ausflug gelungen ist, lest ihr in unserem Test.
Jin goes Iki
Nachdem unser Held die Insel Tsushima von den Mongolen befreit hat, kehrt leider noch immer keine Ruhe ein. Denn er hat von einer seltsamen Krankheit gehört, von der Bewohner des Eilands an der Westküste befallen wurden. Als er dort ankommt, erzählen ihm die Menschen von dem mongolischen Warlord „Der Adler“.
Dieser hat einige Anwohner in den Wahnsinn getrieben und stellt somit eine neue Gefahr für Tsushima dar. Also macht sich Jin auf den Weg nach Iki, um sich dort dem Adler entgegenzustellen. Was er allerdings nicht ahnt: für ihn wird es eine Reise in seine eigene Vergangenheit. Eine Konfrontation mit eher unschönen Erlebnissen, die vor allem seinen Vater betreffen, steht ihm somit bevor.
Licht und Schatten
In Sachen Gameplay unterscheidet sich der Director’s Cut von „Ghost of Tsushima“ nicht groß vom Original, daher sei HIER auf unser Review von vergangenem Jahr verwiesen. Dank unzähliger Fähigkeiten könnt ihr als ehrenwerter Kämpfer die direkte Auseinandersetzung wählen oder euch in den Schatten hinterrücks an die Feinde heranschleichen.
Neben einem neuen Gegnertypen ist auch euer treuer Begleiter von einer der wenigen Änderungen betroffen. So kann euer Pferd nun mit einem mächtigen Ramm-Angriff Feinde umwerfen und bekämpfen. Weiterhin lassen sich neue Rüstungen, Schwerter und Kopfbedeckungen finden, welche hin und wieder hinter einer Nebenmission versteckt sind.
Auch auf Iki findet ihr Quellen, um eure Lebensenergie zu erhöhen, löst an Götter-Schreinen kleinere Rätsel oder beweist euer Geschick an Bambusständen. Komplett neu sind hier die tierischen Schreine, an denen ihr Rehen, Affen oder Katzen mit eurer Flöte beruhigende Melodien vorspielt und letztlich die Bogen-Herausforderungen. Hier müsst ihr in einem gewissen Zeitlimit Lampen ausschießen, was durchaus knifflig sein kann.
Ich will nach Japan!
Wir haben die neue Version von „Ghost of Tsushima“ auf einer PlayStation5 gespielt und sind einfach nur sprachlos. War der Titel schon auf der PS4 ein echter Hingucker, optimiert die Current Gen-Fassung die alten Macken und bietet euch ein flüssiges Spielerlebnis.
An einigen Stellen(vor allem an Felsen und der Küste) ist Jin gerne mal hängengeblieben, auch die Kämpfe sind dank Feinden von allen Seiten immer noch recht unübersichtlich – und das trotz Lock-on-Funktion. Aber der Rest stimmt einfach. Kräftige Farben lassen Blumenwiesen strahlen, unglaublich schöne Wettereffekte zaubern realistischen Regen und Gewitter auf den Bildschirm, zahlreiche Partikel in der Luft oder das kräftige Licht des Mondes im nebeltriefenden Wald…wow! Obendrauf gibt es einen fantastischen Soundtrack, der einen direkt zehntausend Kilometer nach Osten versetzt und von Japan träumen lässt. Während man das Abenteuer eigentlich auf Japanisch verfolgen sollte, ist aber auch die deutsche Sprachfassung hörenswert.
FAZIT: Pflichtprogramm!
In der neuen PS5-Fassung ist „Ghost of Tsushima“ ein (fast) perfektes Spiel. Das Samurai-Abenteuer rund um Jin reißt einen mit seiner Geschichte mit und vertieft in der Erweiterung rund um Iki nochmal sein Verhältnis zu seinem Vater und seinem Erbe. Somit bekommt die Figur eine unglaubliche Tiefe…perfekt für weitere Teile der Reihe!
Die Kämpfe sind – trotz einiger chaotischer Momente und einer anfangs überfordernden Steuerung – brachial und wenn man wieder seinen Flow gefunden hat, wunderschön anzusehen. Mit knapp zehn Stunden Spielzeit hat der DLC ein gutes Pacing und bietet eine ausgewogene Mischung aus Neben- und Hauptmissionen. Auch das neue Gebiet selbst ist mit dem Pferd flott zu bereisen, da braucht man fast keine Schnellreise(die übrigens komplett ohne Ladezeiten auskommt). Wer sich „Ghost of Tsushima“ noch nicht zugelegt hat, der hat jetzt den perfekten Grund dazu. Besser wird das Spiel wohl nicht mehr!
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