Gran Turismo 7 [PlayStation5 – Review]

Auto-Porno!

Wenige Jahre nach dem Start der ersten PlayStation revolutionierte Polyphony Digital mit „Gran Turismo“ das Genre der Renn-Simulationen auf Konsolen. Wo bisher nur Arcade-Racer das Geschehen dominierten, konnte man plötzlich mit Feinjustierungen an Federung, Aufhängung oder dem Einbau von Tuning-Teilen mehr Leistung aus den Kisten herauskitzeln. Dazu gab es eine – für damalige Verhältnisse – fotorealistische Optik zu bestaunen und einen riesigen Fuhrpark.

In den Jahren danach und dank leistungsfähigerer Konsolen wurde aus „Gran Turismo“ ein Vorzeige-Produkt für Sony und die PlayStation. Feine Spiegelungen auf den Autos, unzählige Details und ein großer Fokus auf die Geschichte des Rennsports und des Automobils, machten die Spiele zu einem Muss für Fans mit Benzin im Blut.

Nach einer gehörigen Durstrecke und einem umstrittenen „Gran Turismo Sport“, das den Fokus eher auf Online-Inhalte legte, erschien nun mit „Gran Turismo 7“ der erste richtige Haupt-Teil der Reihe seit 2013. In unserem Test lest ihr, wie sich der Titel so schlagen und ob man an alte Erfolge anknüpfen kann.

Das ist ja wie früher!

Auch wenn „Gran Turismo 7“ die Spieler*innen mit dem neuen Musik-Rally-Modus begrüßt – dazu später mehr – fühlen sich die ersten Schritte wie ein Nach-hause-kommen an. Denn ihr findet euch in einer Stadt-Übersicht wieder wie man sie aus früheren Teilen kennt Begleitet von einer netten Dame machen wir die ersten Schritte in „Gran Turismo 7“, kaufen uns eines von drei Gebrauchtautos für den schmalen Geldbeutel und erfahren unsere ersten Credits in einem Rennen. So weit, so bekannt…

Neu ist jedoch das Café, in dem euch der Host nicht nur interessante Details zur automobilen Geschichte erzählt, sondern euch außerdem verschiedene Aufgaben in Form von Menükarten stellt. Als erstes gilt es ein Set von drei potenten japanischen Kleinwägen zu sammeln. Hierfür müsst ihr vorgegebene Rennen absolvieren und mindestens mit Platz 3 abschneiden und sackt anschließend ein Auto als Gewinn ein. Zusätzlich dazu belohnt euch das Spiel mit Punkten für das Autosammeln und natürlich Credits, die ihr später in neue Autos oder das Tuning investieren könnt. 

Was ist denn alles zu tun?

Während ihr also Menükarte nach Menükarte abschließt, erschließen sich immer mehr Punkte auf der Weltkarte. So öffnen verschiedene Händler ihre Tore für euch, neben Gebrauchtwagen könnt ihr auch bei den Marken selber shoppen oder sucht für ganz spezielle Bedürfnisse – einen entsprechenden Haufen an Credits vorausgesetzt – den Händler für legendäre Fahrzeuge auf.

Weitere Standorte lassen euch verschiedenen Herausforderungen absolvieren, Rennlizenzen machen oder sind auf Multiplayer-Events fokussiert. Ganz wichtig für alle „Gran Turismo“-Spieler*innen ist natürlich auch die Werkstatt, in der man das Auto nicht nur waschen oder einem Ölwechsel unterziehen kann, sondern auch allerlei Tuning möglich ist. Wollt ihr also einen Spoiler anbauen, eure Karosserie verbreitern oder einfach eure Lackierung ändern, seid ihr hier an der richtigen Stelle.

Eine ganze Ecke wichtiger ist der Teile-Shop, in dem ihr euer Fahrzeug mit neuen Bremsen, Chiptuning oder anderen Verbesserungen ausstattet und damit noch das ein oder andere PS mehr rausholt. Unverzichtbar, um mit der Konkurrenz mithalten zu können.

In Sachen Fahrzeug-Auswahl enthält „Gran Turismo 7“ aktuell rund 420 Autos sämtlicher Klassen. Egal ob japanischer Kleinwagen, deutsche Mittelklasse oder PS-protzende Konzeptautos…wer hier nicht fündig wird, hat schon einen sehr speziellen Geschmack. 

Auch die Streckenauswahl kann begeistern und überzeugt mit seiner Mischung aus realen Strecken wie dem Nürburgring oder dem Red Bull Ring, bringt aber auch wieder zahlreiche fiktive Kurse mit sich. Darunter Serien-Klassiker wie Trial Mountain und Deep Forest. 

Ein Wort noch zum oben genannten Musik-Rally-Modus. Hier entdeckt Polyphony Digital klassische Arcade-Rennen von früher für sich und so muss man innerhalb eines bestimmten Zeitlimits entsprechende Checkpoints erreichen. Die Besonderheit hier: das Zeitlimit orientiert sich an der gespielten Musik, so dass schnellere Songs natürlich auch etwas anspruchsvoller sind.

Wun-der-schön!

„Gran Turismo 7“ gehört ohne Zweifel zu einem der schönsten Rennspiele aller Zeiten. Die Autos sind mit so viel Liebe zum Detail modelliert, dass man sich wie in einem echten Showroom vorkommt. Obendrauf kann man übrigens jedes Auto auch aus der Cockpit-Perspektive fahren und die realen Armaturen bewundern. Auch die Spiegelungen und Lichteffekte wissen zu überzeugen und unterstreichen den Realitätsanspruch des Spiels.

In Sachen Menü-Führung fühlt sich „GT7“ oft etwas altbacken an, gleichzeitig zollt man hier aber auch den Vorgängern Tribut und alteingesessene Fans finden sich gleich zurecht. Ähnliches gilt für die Auswahl an Songs. Hier ging Polyphony ja schon immer einen anderen Weg und mischte Stile wild durcheinander, was sich auch für den siebten Teil sagen lässt. Und hier liegt in der audiovisuellen Hinsicht auch der größte Kritikpunkt, denn manchmal passen die Songs einfach gar nicht zur Renn-Action und dudeln ganz schön vor sich hin.

Ein absolutes Highlight auf der Technik-Seite ist aber die Einbindung des DualSense. Selten konnte man mit einem Controller so gut und feinfühlig ein Auto über die digitale Rennstrecke manövrieren wie hier. Über die Trigger lassen sich Gas und Bremse geschmeidig dosieren, die Vibrationsfunktion gibt außerdem tolle Rückmeldung über den Untergrund der Strecke. Wahnsinn!