Ab ins kühle Nass!
Spätestens mit der Hardware-Power des Nintendo 64 konnte man Wasser und seine physikalischen Eigenheiten in Videospielen recht gut darstellen. Der Vorzeigetitel schlechthin hierfür war natürlich das hochgelobte „Wave Race 64“ auf dessen Fortsetzung viele heute noch warten.
Doch leider ist in diesem Segment der Funsport-Spiele nicht mehr viel passiert in den vergangenen Jahren. Abhilfe könnte hier das jüngst für PlayStation4 und PC erschienene „Kandagawa Jet Girls“ schaffen, das auf der gleichnamigen Animeserie basiert.
Dieses entstand bei Honey Parade Games, die seit einigen Jahren auch für „Senran Kagura“ verantwortlich sind, einer Reihe die häufiger durch ihren Fanservice-Gehalt als durch die hohe spielerische Qualität von sich Reden machte.
Ob „Kandagawa Jet Girls“ auch mehr zur Fleischbeschau wurde oder ein ernstzunehmender Funracer ist, lest ihr in unserem Test der PlayStation4-Version.
Ich will die Allerbeste sein!
In Sachen Story bleibt „Kandagawa Jet Girls“ sehr übersichtlich. So müsst ihr es in sieben verschiedenen Story-Arcs mit acht bis zwölf Kapiteln, also Rennen, schaffen, den Kandagawa-Pokal mit eurem Jetski-Team zu gewinnen.
Ein Team besteht dabei immer aus zwei Damen, die mal eher idealistische Gründe für den Sieg haben oder aus Spaß an der Freude an dem Wettbewerb teilnehmen. In kurzen Zwischensequenzen, die mit ihren nur spärlich animierten Figuren eher an eine Visual Novel erinnern, werdet ihr auf die Rennen vorbereitet. Dort gibt es schon einmal ein Wortgefecht mit der Konkurrenz und meist den Grund für das kommende Rennen. So gibt es zum Beispiel Streit um die Nutzung des Flusses oder ganz banal um einen Schlüsselanhänger.
Die Charaktere sind dabei recht vielfältig, entsprechen aber häufig gängigen Anime-Klischees. So gibt es ein Team aus zwei Pop-Idols, die vorlauten US-Amerikanerinnen oder die beiden Hauptprotagonistinnen Rin und Misa, die ganz persönliche Gründe für die Teilnahme am Kandagawa-Cup haben.
Es wird nicht nur gerast!
Während sich der Hauptfokus bei „Kandagawa Jet Girls“ natürlich auf das Renngeschehen richtet, hat es einen Grund, warum euer Team aus zwei Mitgliedern besteht. Denn während sich die Fahrerin um die perfekte Runde kümmert, muss euer Partner die Konkurrenz am Überholen hindern. Und das mit Waffeneinsatz!
Wie in anderen Funracern könnt ihr nämlich durch das Überfahren von Fragezeichen-Symbolen Waffen ergattern, mit denen ihr euch die anderen Jetskis vom Leib halten könnt. Hier gibt es mal ein Snipergewehr, mal eine Panzerfaust oder ein Maschinengewehr, natürlich nur mit harmloser Munition ausgestattet. Diese aktiviert ihr durch Druck auf den Quadrat-Button, um das Schießen kümmert sich dann die CPU. Gegner können sowohl vor als auch hinter euch anvisiert werden.
Habt ihr mal keine der Waffen im Gepäck, verfügt ihr noch über einen schwächeren Standard-Schuss, den ihr mit der Kreis-Taste auslöst. Um das Energiefeld der Gegner zu durchbrechen und sie somit zu einem kurzen Geschwindigkeitsabfall zu zwingen, braucht es zwar ein paar Schuss mehr, zur Not tut es dies aber auch einmal.
Auch euer Energiefeld kann natürlich zerstört werden, lädt sich aber nach einiger Zeit wieder auf und bringt euch dann wieder zu Normalgeschwindigkeit. Stichwort „Geschwindigkeit“: wie in „Mario Kart“ könnt ihr in Kurven einen Drift starten und dann einen zusätzlichen Boost bekommen, wenn ihr diesen sauber beendet. Mit den Analogsticks könnt ihr außerdem bei Schanzen Tricks absolvieren, die eure EPO-Leiste füllen. Ist diese voll, nutzt ihr sie entweder für einen Tempo-Boost oder für eine vernichtende Waffe wie einen Laser oder einen Tornado.
Mach mich schön!
Abseits des Story-Modus’ mit seinen sieben Geschichten, bietet euch „Kandagawa Jet Girls“ nicht so viel. Neben einzelnen Rennen und einem Time Attack-Modus könnt ihr auch online gegen andere Jetskis fahren.
Da ist der angehängte Shop noch einmal deutlich umfangreicher. Wie vom Entwickler gewohnt, kann man für die Charaktere unzählige Outfits und Accessoires kaufen, angefangen beim Badeanzug über die Halskette bis zu den Katzenohren. Hier wird also jeder Fetisch…Verzeihung…jeder Geschmack bedient. Gefällt euch der Look der einzelnen Damen nicht, könnt ihr auch Hautfarbe, Frisur und Co. verändern. Gleiches gilt auch für euren Jetski, den man sowohl technisch aufmotzen als auch optisch mit Aufklebern oder neuen Farben aufhübschen kann.
Die Menge an kaufbaren Objekten in diesem Ingame-Shop erweitert sich durch das Absolvieren der Karriere und dem Erfüllen der Missionen, die ihr während der Rennen habt. So gibt es nach einiger Zeit wirklich eine Fülle an neuen Kostümen und Upgrades. Aber auch Hintergrundmusik oder Zwischensequenzen könnt ihr dort erwerben.
Recht gut in diesem Shop versteckt, sind auch vier Minispiele. Diese bieten spielerisch keinen besonderen Tiefgang und sind zum Großteil Quick Time-Events, sind aber für zwischendrin ganz ok.
Technischer Durchschnitt
Auf der grafischen und technischen Seite gibt es bei „Kandagawa Jet Girls“ nicht viel zu meckern. Das Spiel ist auf einem guten Niveau und bietet vor allem – mal einige fragwürdige Design-Entscheidungen ausgenommen – sehr schöne Charaktermodelle und recht fantasievolle und bunte Rennstrecken. Diese sind vor allem Stadtteilen Tokyos gewidmet, so fahrt ihr mal durch das berühmte Schrein-Tor in Asakusa oder durch das Elektronikviertel Akihabara.
Sicherlich sind einige grafische Effekte nicht ganz so ausgefallen oder hochwertig wie in teureren Produktionen, aber generell ist an der Grafik nichts negativ aufgefallen. Das Renngeschehen läuft flüssig, die Steuerung ist anfangs aber etwas ungewohnt und leicht überladen.
Die Dialoge in den Zwischensequenzen sind alle japanisch vertont und mit englischen Untertiteln versehen, Tutorial-Einblendungen sind gut erklärt und übersichtlich. Was nach einigen Stunden etwas genervt hat, ist die musikalische Untermalung. Diese bietet nicht gerade viel Abwechslung und dudelt im Hintergrund eher so vor sich hin.
Seichter Rennspaß ohne richtige Höhen und Tiefen
„Kandagawa Jet Girls“ ist ein typisches Durchschnitts-Spiel. Während es technisch in Ordnung geht, bietet es auch spielerisch keine großen Highlights. Die Rennen gestalten sich sehr abwechslungsarm, was auch durch den Schwierigkeitsgrad bedingt ist. Denn in den meisten Rennen seid ihr der Konkurrenz schnell enteilt und könnt daher nicht einmal eure Waffen richtig einsetzen. Im krassen Gegenzug dazu stehen dann aber einige Rennen, in denen ihr keinen Fehler machen dürft, sonst fahren euch die Gegner uneinholbar davon. Sehr unausgegoren!
Die Story ist im ersten Arc vielleicht noch ganz nett, aber wenn Aufhänger wie ein Streit um einen Schlüsselanhänger für ein Rennen gebraucht werden, ist das schon alles sehr skurril. Irgendwann ertappt man sich dabei wie man die Zwischensequenzen wegdrückt und nur noch von Rennen zu Rennen eilt.
Zum Waffeneinsatz noch ein paar Worte: wenn es doch einmal die Gelegenheit gibt, euren Gegner zu beschießen und dieser hinter euch ist, schaltet die Kamera in die entsprechende Perspektive und der Fahrer lenkt selbständig. Leider ist das Zurückschalten in den Fahrmodus doch immer wieder für einen Knall in die Bande verantwortlich, da man natürlich nicht unbedingt sieht, wie sich die Strecke gerade vor einem entwickelt. Auch ist die Distanz zu den Gegnern für den Waffeneinsatz viel zu gering und somit fährt man häufig ein komplettes Rennen ohne je eine Waffe benutzt zu haben.
In diesen Momenten wirkt das Spiel doch recht schlecht durchdacht. Auch in Sachen Umfang ist man relativ schnell durch, pro Arc kann man so 60 bis 80 Minuten rechnen. Immerhin hat man bei „Kandagawa Jet Girls“ auf zu viel Fanservice verzichtet. Zwar gibt es auch hier die ein oder andere Dame mit großer Oberweite und natürlich recht viel knappe Badeoutfits, so anzüglich wie in „Senran Kagura“ wird es aber nie. Ob dies schon ein Ergebnis der strengen Vorgaben von Sony bezüglich Nacktheit in Spielen ist? Denn die Animeserie ist sehr freizügig.
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