Die Zeit, die der Apokalypse vorangeht, wenn Welt und Werte auseinanderbrechen und sich das Oberste nach unten kehrt, heißt in der germanischen Mythologie „Wolfzeit”. Eine Mittelstandsfamilie – Vater, Mutter und zwei Kinder – flüchtet vor einer undefinierten Katastrophe aus der Großstadt in ihr Privatrefugium auf dem Land. Sie glauben, so dem allgemeinen Chaos zu entgehen. Schnell und schmerzhaft werden sie eines Besseren belehrt. Eine Irrfahrt durch ein zerstörtes Land beginnt, und es sieht aus, als wären ihre Stationen die eines Kreuzwegs.
Düster geht es in „Wolfzeit“ zu, einer unheilvollen Erzählung einer Odyssee durch die Apokalypse, die zerfallende Zivilisation. Wie es dazu kommen konnte, lässt Michael Haneke („Funny Games“) unbestimmt, Erwartungshaltungen scheren ihn nicht. Er richtet den Blick stattdessen auf die menschlichen Instinkte, die sich infolge der unbestimmten Katastrophe und inmitten einer feindlichen Umwelt Bahn brechen. Die beklemmende Dunkelheit, der kühle Minimalismus und Hanekes objektivierende Inszenierung erzeugen darüber hinaus eine Distanzlosigkeit, die „Wolfzeit“ zu einer echten Herausforderung für das Publikum macht.
Genau das Richtige für die dunkle Jahreszeit also, möchte man meinen. Und so veröffentlicht Camera Obscura „Wolfzeit“ am 10. Dezember 2022 in einer Limited Mediabook Edition, die mit der Blu-ray des im Jahr 2003 entstandenen Films bestückt ist. Das Booklet enthält ein Essay von Prof. Dr. Marcus Stiglegger, in den Extras sind ein Making of, der französische Trailer sowie Behind-the-Scenes-Fotogalerie enthalten.
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