Der blutige Weg der Rache
Der Name Ryu Hayabusa wird für die meisten Spieler ein Begriff sein. Der sich nach Rache sehnende Ninja verfolgt uns schon seit 1988 auf dem Amiga und wagt nun nochmal einen Sprung auf die Last Gen- und dank Abwärtskompatibilität auch auf die Next Gen-Konsolen.
In dieser Master Collection von Koei Tecmo erwartet uns die „Ninja Gaiden“-Trilogie, also alle drei Haupteile der Reihe, nämlich: „Ninja Gaiden Sigma“ (2007), „Ninja Gaiden Sigma 2“ (2009), und „Ninja Gaiden 3: Razor’s Edge“ (2012). Die ursprüngliche Trilogie (zumindest Teil 1 und 2) sorgten nicht nur für viele kaputte Controller und Frustmomente, sondern waren auch erstklassige Hack’n Slay Spiele die viele nachfolgende Titel wie unter anderem „Devil May Cry“ oder „Bayonetta“ inspirierten.
In unserem Test von „Ninja Gaiden Master Collection“, welches Mitte Juni für Xbox One, Playstation 4, Nintendo Switch und PC erschienen ist, erfahrt ihr, ob sich ein erneuter Ausflug nochmal lohnt.
Auf der Suche nach der dunklen Drachenklinge
Die Master Collection ist ein Remaster eines Remaster. Dieser Satz klingt erstmal befremdlich aber im weiteren Verlauf dieser Review wird dieser noch deutlich erklärt werden. Die beiden Teile „Ninja Gaiden Sigma 1“ und „Ninja Gaiden Sigma 2“ sind bereits ein Remaster gewesen, dabei hat man noch zusätzliche Abschnitte, DLCs und eine höhere Auflösung zur Verfügung gestellt.
Bevor wir aber ins Detail gehen, schauen wir uns erstmal den ersten Teil des Spiels an.
Das erste Spiel der Sammlung, „Ninja Gaiden Sigma“, ist ein Remake von „Ninja Gaiden“ für die ursprüngliche Xbox-Konsole. Das Spiel spielt in der gleichen Umgebung wie die „Dead or Alive“-Reihe und enthält sogar einige Namen aus dieser Serie. Die Handlung folgt den Ereignissen nach der Auslöschung des Hayabusa-Clans und dem Raub der dunklen Drachenklinge, die den Clan beschützte. Diese Klinge besitzt eine schreckliche Macht, die das Böse auf die Welt entfesseln wird. Bevor die Apokalypse ausbricht muss Ryu nun also handeln und sich den Gestalten der Unterwelt stellen.
Man muss sagen, das erste Spiel kann immer noch überzeugen. Die Grafik ist zwar nicht topaktuell, aber dennoch kann man es gut spielen. Der Kampf ist flüssig, rasant und erfordert schnelle Reflexe, um die Feinde zu besiegen. Die Feinde sind brachial, teilen richtig viel Schaden aus und das Spiel ist sehr unversöhnlich. Man stirbt also sehr schnell, wenn man das Blockieren und Ausweichen nicht beherrscht. Der größte Feind in „Ninja Gaiden Sigma“ sind jedoch die Kamerawinkel, in denen das Spiel sein Alter am meisten zeigt. Oft ist der Feind im Vorteil, da die meisten Angriffe erst gesehen werden, wenn die Kamera herumschwenkt. In manchen Levels sind auch Etappen, in denen man sich leicht verirren kann und oft ist nicht klar wohin man eigentlich gehen soll. Einen Wegweiser gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber mit verschiedenen Waffen, unterschiedlichen Techniken, die es zu entdecken gilt, und dem Einsatz von Ninpo – einem mächtigen magischen Angriff – gibt es in diesem Spiel immer noch viel zu genießen.
Eine Fortsetzung die maßgeblich die Spieleindustrie geprägt hat
„Ninja Gaiden Sigma 2“ ist der Teil der Reihe, an dem die Serie ihren Groove gefunden hat. Eine CIA-Agentin namens Sonia sucht nach Ryu, bevor sie entführt wird. Als er sie rettet, erfährt er von einem Angriff der Black Spider Ninjas auf das Dorf Hayabusa, die die Dämonenstatue stehlen wollen. Diese Statue soll verwendet werden, um einen Erzunterweltler wiederzubeleben und somit steht die Welt wieder mal vor einem Chaos.
„Sigma 2“ fühlt sich an, als hätte es alles Gute aus dem ersten Spiel genommen und seine Schwächen verbessert. Die Grafik ist viel detaillierter und fühlt sich nicht so alt an, und zum Glück sind die Kamerawinkel viel besser gewählt. Der Kampf fühlt sich viel befriedigender an, vor allem durch das Abtrennen von Gliedmaßen und Köpfen, auch wenn dies grausamer klingt als es letztlich dargestellt wird – dazu gleich noch mehr. Außerdem bekommen wir größere Bosskämpfe, die es wirklich in sich haben und die großen Spaß machen. Es gibt eine andere Gesundheitsleiste in diesem Spiel, denn wenn ein Feind dich verletzt, werden nicht nur deine HP reduziert, sondern auch deine maximalen Trefferpunkte. Dies führt oft zum Bildschirmtod, also ist Verteidigung hier wichtiger denn je. Auch in „Sigma 2“ stehen euch immer noch viele verschiedene Waffen, Techniken und Ninpo(Magie) gegen die Feinde zur Verfügung.
Oft konnte man die Frage lesen: War „Ninja Gaiden 2“ nicht eines der brutalsten und schwersten Spiele der damaligen Zeit? Ja genau das ist es, aber „Ninja Gaiden Sigma 2“ ist es nicht. Um die Verwirrung zu klären, muss man sich einmal den Titel des zweiten Teils ansehen und wird als Unterschied lediglich das Wort „Sigma“ lesen. In dieser Collection sind ausschließlich die „Sigma“-Teile enthalten, die damals erweitert und angepasst wurden und nicht die Urversionen von „Ninja Gaiden“ sind. In „Ninja Gaiden Sigma 2“ wurde die Brutalität runter geschraubt, statt Blutfontänen sieht man hier nämlich nur blaues Licht bei den abgetrennten Gliedmaßen. Damals wurde es gemacht um eine weltweite Veröffentlichung zu garantieren, denn „Ninja Gaiden 2“ war in manchen Ländern (auch in Deutschland) indiziert!
Kurz noch ein paar Worte zu dem Schwierigkeitsgrad, denn auch dieser wurde in der „Sigma“-Version angepasst. „Ninja Gaiden 2“ ist bis heute auf diversen Top10-Listen der schwierigsten Konsolenspiele, und das zurecht. Der zweite Teil war absolut frustrierend und stellenweise richtig unfair, jeder Fehler wurde mit dem sofortigen Ableben bestraft, gut vergleichbar mit „Sekiro“. Die ursprüngliche Version hatte aber leider auch den selben Effekt wie ein „Dark Souls“: ein hoher Schwierigkeitsgrad spricht nur eine bestimmte Zielgruppe von Gamern an, deswegen wurde „Ninja Gaiden Sigma 2“ deutlich vereinfacht. Man kommt durch die ersten Bosse beim ersten Versuch ohne Probleme durch. Bis zur Mitte des Spiels bekommt man ein um einiges einfacheres Ninja-Abenteuer, trotzdem macht es nicht weniger Spaß und Herausforderungen bekommen Spieler spätestens in den zusätzlichen Arealen.
Das Finale einer epischen Reise
Das bringt uns zu „Ninja Gaiden 3 Razors Edge“. Als dies ursprünglich veröffentlicht wurde, wurde das Spiel nicht allzu gut aufgenommen. Der dritte Teil der Reihe wurde dafür kritisiert, dass er deutlich cineastischer mit vielen Zwischensequenzen gestaltet ist und vielen fehlte die Herausforderung und das Gefühl der Originale. Die Handlung schien auch ganz anders zu sein als das übliche „Schütze alte Relikte, die sonst in die falschen Hände geraten“. In „Ninja Gaiden 3“ wird Ryu aufgefordert, dem Premierminister des Vereinigten Königreichs zu helfen. Der wurde vom Regenten der Maske gefangen genommen wurde um Ryu herauszulocken. Unser Ninja wird dann mit dem Griff des Mordes, der ihn langsam töten wird, verflucht. Ryu muss also einen Weg finden den Fluch zu brechen. Es stellt sich heraus, dass der Regent der Maske Teil der Gruppe der Lords of Alchemy ist, die die Nationen der Welt auffordert, sich zu ergeben oder der Vernichtung zu begegnen. Ein letztes Mal schlüpfen wir in die Rolle des Ninjas und sehen uns unter anderem mit Verrat & Co. konfrontiert.
Beim Spielen dieses Titels hatte man ein anderes Gefühl als bei den beiden vorherigen Spielen. Ryu fühlt sich weniger wie jemand an der im Schatten töten, sondern eher wie ein knallharter Ninja eines Actionfilms. Die Art und Weise, wie sich die Eröffnungsszene abgespielt hat und er in die Action eintaucht, wirkt nicht sehr ninjahaft. Aber abgesehen von diesem Gefühl konnte die Art und Weise der Kämpfe gefallen. Die Kamerawinkel sind in Ordnung, wenn auch manchmal etwas niedrig, und „NG3“ hat die Zerstückelung des zweiten Spiels beibehalten. Zusätzlich hat Teil 3 die Mini-Cinematic-Kills für zusätzlichen Mut hinzugefügt, was ziemlich cool ist. Wenn man Feinde tötet und Kombos ausführt, kann man auch einen ultimativen Angriff entfesseln, der Feinde komplett vernichtet, was richtig gut aussieht. Verschiedene Waffen, Techniken und Ninpo-Magie sind auch hier wieder verfügbar. Man hat zusätzlich eine Kunai-Klettermechanik, die es Ryu ermöglicht, bestimmte Wände zu erklimmen und auch Feinde in der Höhe anzugreifen. Im Allgemeinen kann man sagen, dass es sich in Bezug auf die Geschichte anders anfühlt als die anderen beiden Spiele, dennoch sind die Kämpfe im dritten Spiel am besten und die Grafik sieht sehr knackig aus.
Der lange Weg eines Ninjas
Diese Spielesammlung ist gut geeignet, um die Geschichte von Ryu zu präsentieren und zu zeigen, wie sich das Spiel im Laufe der Jahre entwickelt hat. Vom sehr harten ersten Spiel mit den klobigen Kamerawinkeln und gealterten Grafiken bis hin zur glatten Filmatmosphäre des neuesten Spiels mit viel schärferen Grafiken und den filmischen Kills. Die „Ninja Gaiden“-Reihe wurde zu einem Vorbild vieler Spiele dieser Ära und sogar aktuelle Spiele werden noch inspiriert. Für alle drei Teile sind schnelle Reflexe und gute Abwehr nötig, um den schnellen Bildschirmtod zu vermeiden. Aber lasst euch von der hohen Herausforderung nicht abschrecken. Team Ninja hat einen einfachen „Helden“-Modus hinzugefügt, um Casual-Spieler*innen oder denen, die nur das Spiel durchspielen möchten, zu helfen. Dies ermöglicht eine automatische Verteidigung, wenn die HP unter ein bestimmtes Niveau sinken, damit man nicht getötet werden kann. Außerdem gibt es unendliche Ninpo-Magie für Ryu. Endlos einsetzen kann man diese aber nicht, man muss innerhalb eines Zeitrahmens etwas Gesundheit wiederherstellen, sonst kann man immer noch sterben.
Fazit: Umfangreiche Spielesammlung die jede Menge Spaß macht aber unterschiedliche Qualitäten aufweist
Wer noch nie ein „Ninja Gaiden“ gespielt hat, der hat definitiv etwas verpasst und kann diese Verfehlung jetzt endlich nachholen. Die Master Collection umfasst drei grandiose Spiele von denen zahlreiche Spieler*innen vielleicht noch nie etwas gehört haben. Und das ist schade! Der hohe Schwierigkeitsgrad von dem man im Zusammenhang mit „Ninja Gaiden“ immer gelesen hat, dürfte durch das Hinzufügen des einfachen Heldenmodus kein Argument mehr gegen das Spielen dieser Reihe sein. Trotzdem kriegen aber auch erfahrene Spieler*innen, das was sie wollen: ein erbarmungsloses und schnelles Hack’n Slay-Spiel! Getestet haben wir das Spiel übrigens auf der Xbox Series X, auf der die Xbox One-Version flüssig läuft und schick aussieht.
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