Rollenspiel-Meister
Die „Persona“-Reihe gehört seit mittlerweile 25 Jahren zum Reigen der beachtenswerten JRPGs und hat sogar seine Ursprungs-Serie, „Megami Tensei“, in Sachen Beliebtheit locker überholt. Der Grund dafür war der starke dritte Teil, aber so richtig durch die Decke schoss die Reihe dann mit „Persona 4“. Dort wurde der Fokus nämlich noch stärker auf das soziale Leben der Protagonist*innen gerichtet und somit war der Schul-Simulator mit fantasiereichen Rundenkämpfen und interessanten Coming of Age-Geschichten geboren.
Das absolute Highlight der „Persona“-Reihe stellte dann aber „Persona 5“ dar, welches alle bisherigen Elemente auf ein neues Level heben konnte. Doch das war Atlus nicht genug, denn drei Jahre nach dem Release wurde der fünfte Teil mit dem Zusatz „Royal“ versehen und um einige Inhalte erweitert.
Und genau diese Fassung erscheint nun auch für die Nintendo Switch und wird so den Forderungen der Fans gerecht, die das Spiel auf der Hardware des Mario-Konzerns sehen wollten. Doch kann sich der Port sehen lassen oder sollte man „Persona 5 Royal“ lieber auf anderen Konsolen spielen?
Die Phantomdiebe sind hier!
Nach einem Zwischenfall und ordentlich viel Ärger mit Familie und Schule zieht unsere Hauptfigur zu einem entfernten Bekannten nach Tokyo. Dort soll er zur Ruhe kommen und geht künftig an die Shujin-Akademie, wo er seine schulische Laufbahn fortsetzen soll.
Doch auch wenn er unauffällig bleiben will, hat ihn der Rektor von Tag 1 an im Blick, denn sein – unberechtigt schlechter – Ruf eilt ihm voraus. Als er sich dann auch noch mit Problemschüler Ryuji anfreundet und sich für eine Mitschülerin einsetzt, scheint sein Weg ähnlich steinig zu werden wie früher.
Doch noch ahnt er nicht, welche Abenteuer ihm noch bevorstehen. Denn plötzlich erscheint eine mysteriöse App auf seinem Handy, welche ihn und Ryuji in eine noch mysteriösere Parallelwelt zieht. Dort angekommen wird er Zeuge wie einer der Lehrer der Shujin-Akademie, Sportlehrer Yoshida, die Mitglieder des schulischen Volleyballteams quält und sich obendrein eine seiner Schülerinnen als quasi Liebessklavin hält. Dies ist nur der Auftakt für die Abenteuer der Phantomdiebe, die es sich künftig zur Aufgabe machen, die Welt vor solchen seltsamen und bösen Menschen zu befreien.
Rundenkämpfe in der Schule
„Persona 5 Royal“ unterteilt sich grob in zwei Bereiche, den Dungeons mit allerlei Kämpfen und dem Schüler-Alltag eures Helden und seiner Truppe. Denn die Phantomdiebe sind außerhalb ihrer Missionen ganz normale Schüler*innen und haben so natürlich einen geregelten Alltag. So geht es von Montag bis Samstag am Vormittag und Mittag regulär in die Schule, bevor sie ihre Freizeit genießen können.
In der Shujin-Akademie nehmt ihr natürlich am Unterricht teil und werdet dort hin und wieder vom Lehrer ausgefragt. Beantwortet ihr seine Fragen richtig, erhöht dies eure Werte wie Können oder Wissen, was sich wiederum positiv auf die Herstellung von Objekten auswirken kann. Nach der Schule können eifrige Spieler*innen in der Bücherei noch weiterlernen oder man unternimmt etwas mit einem seiner Phantomdieb-Mitstreiter. Denn durch gemeinsame Aktionen und Unternehmungen verbessert ihr die Beziehung zueinander und somit die Werte für Kämpfe.
Um euch die Zeit nach der Schule vertreiben zu können, hält „Persona 5 Royal“ einige Örtlichkeiten für euch bereit. So könnt ihr im Viertel Shibuya allerlei Läden und Restaurants entdecken, aber auch rund um eure Wohnung lassen sich Dinge wie ein Badehaus oder eine Arztpraxis besuchen.
Persona-Kampf!
Neben den vielen sozialen Aspekten bietet „Persona 5 Royal“ aber natürlich auch klassische JRPG-Kämpfe. Zum einen in den großen, storyrelevanten Dungeons – hier Paläste genannt – , die sehr kreativ gestaltet sind und von einem Schloss über ein Museum bis hin zu einer Bank reichen, aber auch in den eher unspektakulären Mementos. Diese spielen in einer Art alternativen Version von Tokyos U-Bahn-System und haben eher Nebenmissions-Charakter. Sie eignen sich somit perfekt zum Leveln eurer Truppe oder dem Ergattern rarer Items.
Doch kommen wir mal zu den eigentlichen Auseinandersetzungen. Diese basieren auf dem bekannten Rundenkampfsystem. Eure Figuren – maximal vier je Party – können dabei auf Fern- und Nahkampfangriffe setzen und verfügen alle noch über eine zusätzliche Schusswaffe. Die Munition letzterer lädt sich nach jedem Kampf wieder vollständig auf und kann perfekt zum Betäuben von Gegnern genutzt werden. Natürlich spielen aber vor allem die titelgebenden Persona eine große Rolle im Kampfsystem. Diese haben verschiedene, elementare Kräfte, die natürlich immer auf den Feind abgestimmt werden sollten. Hat dieser eine Schwäche für euer gewähltes Persona, kann ein Angriff ordentlich Schaden machen.
Habt ihr einen Gegner ausreichend geschwächt, könnt ihr ihn entweder durch einen mächtigen Angriff den Gnadenstoss versetzen oder ihr sprecht ihn an. Ja, richtig gelesen. So könnt ihr ihn entweder dazu bewegen, dass er euch Geld oder einen Gegenstand gibt oder euch künftig im Kampf als neues Persona zur Seite steht. Eure gesammelten Persona können neue Angriffe lernen, aber auch im Velvet Room zu neuen, mächtigeren Wesen fusioniert werden.
Wie von anderen Genre-Beiträgen bekannt, rüstet ihr eure Party-Mitglieder mit neuen Kleidungsstücken oder Items aus, die sich auf deren Werte auswirken. Außerdem erhaltet ihr Erfahrungspunkte, die eure Figuren bei Stufenaufstieg zusätzlich stärker machen.
Stylisch ohne Ende!
Die „Persona“-Spiele sind spätestens seit Teil 3 für ihre sehr guten Designs bekannt, egal ob in Sachen Kleidung, Charaktere, Monster, Spielwelt oder UI. Und auch „Persona 5 Royal“ steht dem in nichts nach. Es ist ein unfassbar gut aussehendes Spiel, das mit einem sehr zeitlosen Artstyle gesegnet ist. Denn auch wenn der Titel ursprünglich auf der leistungsfähigeren PlayStation4 erschienen ist, sind die Figuren und die Welt drumherum auch auf der Switch sehenswert. Das ikonische rot-schwarze Design ist schon jetzt einfach Kult!
Während das Spiel zu jedem Zeitpunkt, egal ob im TV- oder Handheldmodus, flüssig lief, muss man bei der Auflösung ein paar Abstriche hinnehmen. Vor allem auf dem Switch-Bildschirm ist diese recht gering und somit alles andere als knackig scharf. Besonders einige Details gehen hier leicht verloren, an vielen Objekten sieht man auch häßliches Kantenflimmern. Alles in allem muss man aber sagen, dass es sich hier um einen ordentlichen Port handelt und man getrost auch zur Switch-Version von“ Persona 5 Royal“ greifen kann.
Neben einer englischen Synchro ist auch der japanische Originalton vorhanden, generell ist die Musik – egal ob im Kampf oder im Alltag – ein Genuss für die Ohren und sehr abwechslungsreich gestaltet. Außerdem gibt es endlich auch deutsche Texte für das Spiel, welche relativ gut geschrieben sind.
FAZIT: JRPG-Meisterwerk mit Stil!
Schon mit dem ursprünglichen „Persona 5“ hat Atlus damals ein Meisterwerk geschaffen. Auch wenn die Spielzeit locker bei 80 Stunden und mehr liegen kann, verstand es das JRPG die Spieler*innen bei Laune zu halten. Auch die erweiterte „Royal“-Fassung muss man hier jedem Rollenspiel-Fan sehr deutlich ans Herz legen.
Dies beginnt beim Offensichtlichen, dem genialen Artstyle und der wunderschönen Optik, geht über die mitreißende Geschichte bis hin zur kreativen Inszenierung der einzelnen Dungeons und Paläste. Neben einigen Anpassungen im Spielgeschehen hat „Persona 5 Royal“ gegenüber dem Original noch ein neues potentielles Mitglied für eure Truppe und – die Voraussetzungen erfüllt – auch ein komplett neues Trimester zu bieten.
Vor allem der tolle Mix aus Kämpfen und dem Meistern des Schulalltags, bietet einen zusätzlichen Reiz, den man so nur selten in anderen Spielen findet. Vorwerfen kann man dem Spiel eigentlich nur wenig, was es zu einem fast perfekten Erlebnis für JRPG-Fans macht.
Und das sogar auf der Nintendo Switch, die sich mit vielen Ports bekanntermaßen ja recht schwer tut. Aber wer auf die knackscharfe 4K-Optik der anderen Fassungen verzichten kann, sollte hier zugreifen. Schon alleine aufgrund des mobilen Faktors und dass man Nebenmissionen „mal schnell“ im Bus oder im Bett erledigen kann.
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