Süße Wesen
Nintendo greift zwar gerne auf altbekannte Marken zurück, beweist aber auch immer wieder mal Mut auf neue Konzepte zu schauen und diese dann auch umzusetzen. Anfang des Jahrtausends setzte sich „Mario“-Schöpfer Shigeru Miyamoto so an eine neue IP, die für den GameCube erscheinen sollte.
Inspiriert von den Geschehnissen in seinem eigenen Garten, entwickelte er daraufhin „Pikmin“. Die Mischung aus Taktik und Echtzeit-Strategie wurde mit dem typisch-knuffigen Nintendo-Stil verbunden und heraus kam eine neue Marke, die sofort ihre Fans fand.
Neben den regulären Hauptspielen für GameCube, Wii und WiiU, brachte es „Pikmin“ in all den Jahren auch auf 3DS-Spin-offs und sogar ein Spiel für Smartphones. Und auch auf der Switch kann man sich als Anhänger der kunterbunten Pflanzenwesen nicht beschweren. So erschien vor rund eineinhalb Jahren die Deluxe-Variante von „Pikmin 3“, in wenigen Wochen folgt dann das Release von Teil 4.
Damit ihr auf der aktuellen Nintendo-Hardware aber aus dem Vollen schöpfen könnt, hat Nintendo kurzerhand nun auch noch die HD-Ports von „Pikmin“ und „Pikmin 2“ veröffentlicht. Ob die Spiele auch rund zwanzig Jahre nach ihrer Veröffentlichung noch spielbar sind, lest ihr in unserem Test.
Eine Bruchlandung und ein Bankrott
In „Pikmin“ schlüpft ihr in den Raumfahrer Captain Olimar, der dank eines Zusammenstosses seines Schiffs mit einem Meteor, auf der Erde notlanden muss. Leider verliert er dabei aber dreißig Teile seines Raumschiffs, so dass er unmöglich ins All zurückkehren kann ohne diese vorher aufgesammelt zu haben.
Doch aufgrund der toxischen Atmosphäre mit dem unheimlichen Gemisch namens Sauerstoff kann er auf der Erde auch nicht länger als dreißig Tage überleben, so dass er etwas unter Zeitdruck steht und schnell sein Raumschiff reparieren muss.
Glücklicherweise trifft er aber recht schnell auf kleine und seltsame Wesen namens Pikmin, die ihm bei der Beschaffung der Teile helfen wollen.
Auch in „Pikmin 2“ dreht sich alles um unseren lieb gewonnenen Captain Olimar. Dank der Pikmin konnte er wieder zu seinem Heimatplaneten Hocotate zurückkehren, muss dort aber mit anschauen wie sein Arbeitgeber kurz vor dem Bankrott steht. Um die Firma zu retten, fliegen Olimar und sein Kollege Louie zurück auf den Planeten der Pikmin und sammeln dort Schrott ein, um die Schulden zu begleichen.
Kommandeur Olimar
Das Spielprinzip von „Pikmin“ ist in beiden Teilen gleich. In der Rolle von Captain Olimar – später eben auch Louie – befehligt ihr eine Gruppe von Pikmin, die sich in unterschiedliche Farben unterteilen. Rote Pikmin sind feuerresistent, gelbe Pikmin können Bomben aufnehmen und platzieren und die blauen Pikmin können durch Wasser gehen. Im zweiten Teil kommen dann noch weiße(giftig) und violette Pikmin dazu, wobei letztere stark, dafür aber recht langsam sind.
Ihr könnt immer eine Gruppe aus bis zu 100 Pikmin kommandieren, müsst dabei aber auch immer wieder auf Nachschub achten. Denn eure lieben Freunde können auch sterben, zum Beispiel durch Feinde oder natürliche Hindernisse wie Feuer oder Wasser.
Damit der Nachschub garantiert ist, müsst ihr erledigte Gegner oder die in den Level verteilten und mit einer Zahl versehenen Tabletten aufsammeln. Diese bringen die Pikmin dann zurück zu ihrer Zwiebel und nach einer kurzen Wartezeit entstehen daraus neue Pikmin.
In beiden Teilen unterliegt das Spiel einem gewissen Zeitdruck, so dass ihr immer von Tag zu Tag spielt. Da es nachts zu gefährlich für die Pikmin ist, müsst ihr bei Dämmerung langsam zurück zum Schiff und die possierlichen Wesen in Sicherheit bringen. Immerhin wird das Prinzip in Teil 2 etwas aufgeweicht, da ihr in den neuen Höhlen-Systemen nicht diesem Zeitdruck unterliegt.
Generell hat man sich bei „Pikmin 2“ ein paar schöne Neuerungen einfallen lassen. So könnt ihr euer Team dank Louie und Olimar aufsplitten, da passt auch der hinzugekommene Zwei Spieler-Modus gut.
Miniatur in HD
„Pikmin 1+2“ können ihre GameCube-Herkunft nicht wirklich verheimlichen. Beide Teile bekamen keine große Überarbeitung, liegen hier aber zumindest in HD-Optik vor. Die Figuren und Objekte sind teilweise zwar etwas arm an Polygonen, sind aber noch gut anzusehen. Schwieriger verhält es sich da schon mit den Texturen der Level, denn diese sind teilweise schon arg grob aufgelöst .
Auch in Sachen UI und deren Bedienung muss man sich wieder in die gute alte GameCube-Zeit zurückdenken. Die Textboxen und Schriftarten sind groß gewählt, daher eigentlich beinahe perfekt für den kleinen Bildschirm der Switch und in Zeiten von Miniaturtexten beinahe eine Wohltat.
Die Steuerung geht auch in Ordnung, am Anfang muss man sich aber erst einmal zurechtfinden. Gerade das Sortieren der Pikmin ist manchmal fummelig, vor allem weil gerne mal ein paar verloren gehen und an den kleinsten Hindernissen im Level hängenbleiben.
Auch die Kamera ist manchmal etwas bockig und weigert sich hin und wieder in eine niedrigere Position zurückzukehren. Alles kein Drama, aber vor allem bei Auseinandersetzungen mit Feinden oder kurz vor Sonnenuntergang – also unter Zeitdruck – ein Ärgernis.
FAZIT: Minimale Behandlung, maximaler Gewinn
Einige HD-Ports oder Remaster für die Switch sind ja nicht gerade unumstritten, hat Nintendo doch oft nur das Nötigste daran gemacht und kassiert dann aber beim Preis ordentlich ab. Auch für „Pikmin 1+2“ gilt dieses Prinzip leider wieder.
Denn auch wenn die Spiele sicherlich ein großer Spaß und ein kreatives Feuerwerk – man beachte alleine schon die Gegenstände, die man in Teil 2 so sammeln kann – sind, ist der angesetzte Preis frech. Denn Nintendo nimmt hier für Spiele, die 22 beziehungsweise 19 Jahre alt sind, nochmal stolze 50,-€ im Bundle. Wollt ihr nur einen der beiden Titel haben, seid ihr mit je 30,-€ dabei. Dreißig Euro!! Wie schon erwähnt, qualitativ sind die Titel über alle Zweifel erhaben. Bunt, komisch und kreativ…aber die Preisgestaltung ist frech. Immer noch günstiger als beide Titel im GameCube-Original, aber dennoch hätte es hier sicherlich ein Preis von 30,-€ für beide Spiele getan.
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