Volles „Pikmin“-Paket
Der Blick in seinen eigenen Garten hätte Shigeru Miyamoto damals auf die Idee zu „Pikmin“ gebracht und so durften die lustigen Pflanzenwesen im Jahr 2001 ihr Debüt auf dem GameCube feiern. Der Erfolg war schnell gegeben, der Titel brachte es in den folgenden Jahren auf zwei offizielle Nachfolger und ein paar Spin-offs. Außerdem lag Nintendo immer viel daran, dass die Hauptspiele auch auf aktuellen Konsolen verfügbar sind und so wurden noch zwei HD-Varianten veröffentlicht.
Auch die Switch ist mittlerweile die perfekte Plattform für „Pikmin“-Fans, denn nachdem vor einigen Jahren der dritte Teil als Deluxe-Variante für die Hybrid-Konsole erschien, gab es erst kürzlich auch eine Veröffentlichung der beiden HD-Versionen von „Pikmin 1+2“. Und nun also auch noch Teil 4, womit Switch-Besitzer*innen wirklich die komplette Geschichte der Pikmin und Captain Olimar nachverfolgen und -erleben können.
Doch was hat sich Nintendo für „Pikmin 4“ eigentlich einfallen lassen? Kann man das Gameplay noch sinnvoll erweitern? Das und vieles andere, erfahrt ihr in unserem Review.
Wo ist der Captain?
Captain Olimar, seines Zeichens Held aus den vorangegangenen Spielen, ist verschwunden. Bei einem seiner Aufträge geriet er in Schwierigkeiten und so musste eine Rettungscrew losgeschickt werden. Doch auch diese meldet sich mittlerweile nicht mehr bei euch, so dass sich unser namenloser Held selbst auf die Suche nach seinen Kolleginnen und Kollegen begibt.
Glücklicherweise findet ihr schon bald die ersten Team-Mitglieder wieder und auch das Raumschiff, die Shepherd, kann schnell wieder genutzt werden. Doch leider ist deren Energieversorgung recht knapp bemessen, so dass die Suche nach Olimar nur in einem begrenzten Radius durchgeführt werden kann.
Der Auftrag ist also klar: Schätze sammeln und Energie für die Shepherd ranschaffen! Dabei bekommt ihr Unterstützung von den fleißigen und unermüdlichen Pikmin, die euch beim Überwinden so mancher Hindernisse helfen können. Und glücklicherweise habt ihr ja auch noch Rettungshund Otschin mit an Bord.
Mit Hund und Kegel
In seinem Grundkonzept bleibt „Pikmin 4“ seinen Vorgängern treu. So seid ihr in der Rolle des Rettungscrew-Mitglieds in verschiedenen Arealen unterwegs und befehligt dabei mehrere Dutzend Pikmin. An der Basis könnt ihr deren Zusammensetzung individuell festlegen, denn auch diesmal gibt es wieder mehrere Arten der süßen Helferlein.
Wie schon von früher bekannt sind die roten Pikmin feuerresistent, die Gelben etwas stärker beim Tragen und Angreifen und die blauen Pikmin können durch Wasser gehen. Um Eis zu gefrieren oder den Gegner erstarren zu lassen, sind die hellblauen Pikmin nützlich, während die Fels-Pikmin auch härtere Hindernisse aus dem Weg räumen können.
Dann gibt es noch fliegende, besonders starke und sogar leuchtende Pikmin, so dass man sich beim Lösen von Rätseln und in Kämpfen eigentlich immer gut gerüstet fühlt.
Dazu trägt auch noch euer neuer Begleiter Otschin bei, der als Rettungshund eurer Crew an die Seite gestellt wurde und nicht nur in den Kämpfen mit Rammattacken helfen kann, sondern auch Gegenstände trägt. Das praktischste Feature darf man dabei nicht vergessen: Otschin kann all eure Pikmin und eure Spielfigur auf sich reiten lassen. So ist die Bewegung durch die Level wesentlich leichter und man verliert nicht mehr so schnell Pikmin wie in den Vorgängern.
Ebenfalls aus früheren Teilen bekannt, ist das Zeitlimit. Denn bei Nacht treiben sich fiese Wesen in den Welten herum gegen die die Pikmin nur wenig Chancen hätten. Bei Sonnenuntergang versammelt man also alle Pikmin an der Basis und schickt diese wieder zurück in ihre Knospe. Anschließend wird das Ergebnis des Tages besprochen und man darf sich erst einmal ausruhen. Neu hingegen sind jedoch einige Nachtexpiditionen in denen die oben angesprochenen, leuchtenden Pikmin zum Einsatz kommen. Diese sind wesentlich stärker als ihre Artgenossen am Tage und können sich ganz gut gegen die aggressiveren Feinde wehren. Das Spielprinzip hier ähnelt eher dem Tower Defense-Genre, müsst ihr doch bestimmte Leuchtbauten verteidigen.
Allerlei Helferlein und Items
Ein paar neue Pikmin-Arten, Missionen bei Nacht und ein Hunde-Helfer…schön und gut. Aber was macht „Pikmin 4“ noch alles neu? Nun, eine ganze Menge. So findet ihr euch zwischen den Missionen in einer Hubwelt an der Shepherd wieder. Dort trefft ihr alle Crew-Mitglieder, die ihr nach und nach in den Level findet und manche davon sind ziemlich nützlich. So stellen euch ein paar der Kolleginnen und Kollegen kleinere Nebenaufträge, die euch mit Rohmaterial belohnen. Dieses könnt ihr dann wiederum bei Wissenschaftler Russ gegen nützliche Items eintauschen. Bomben mit verschiedenen Status-Effekten, ein Motivier-Spray für die Pikmin oder ein Knochen, also Energie für Otschin sorgen für Hilfe, wenn benötigt.
Obendrein gibt es auch noch zahlreiche andere Gegenstände, die euch die Suche nach Schätzen erleichtern. Ein Radaranzeiger für ebensolche? Eine Drohne zum Erkunden des Gebiets? Alles kein Problem und erhältlich beim Wissenschaftler des Teams.
Als wäre das nicht alles schon genug, kann man auch Otschins Fertigkeiten verbessern. Denn für jedes gerettete Crew-Mitglied bekommt man einen Motivations-Punkt, den man dann bei seiner Kollegin in das Training des Rettungshundes investieren kann. Ein mächtigerer Sprint oder mehr Kraft für das Tragen von Items sind hier nur einige Beispiele für neue Fähigkeiten.
Zu guter Letzt lassen sich in den Spielwelten auch noch zwei andere Missionstypen finden. Neben einer Zeit-Herausforderung in der man eine bestimmte Menge an Energie in einer vorgegebenen Zeit sammeln muss, sticht hier vor allem der Dandori-Modus heraus. Denn hier tritt man gegen einen Laubling an und sammelt um die Wette Energie und Kreaturen. Diese Spielart ist übrigens auch als Zwei Spieler-Modus im Hauptmenü erhältlich und ganz spaßig.
Eines der hübschesten Switch-Spiele überhaupt?
Nintendo wechselt mit „Pikmin 4“ zur Unreal Engine und das sieht man dem Spiel deutlich an. Zwar hat sich an dem Grafikstil, also dem Mix aus knubbeligen Cartoon-Figuren und realistischer Umgebung, nicht viel geändert, dennoch sieht alles irgendwie hochwertiger aus.
Auch hier greift man wieder auf einen leichten Tilt Shift-Effekt zurück, so dass das Spiel eine tolle Tiefe und Plastizität hat. Die Beleuchtung der Level und Objekte ist sehr gut gelungen und so kann man auch gut anhand der Lichtstimmung erkennen, ob es Zeit ist mit den Pikmin wieder in das Basislager zurückzukehren.
Auch andere Effekte, wie zum Beispiel das Wasser, sehen gut aus und lassen „Pikmin 4“ wirklich aus der Masse an Switch-Spielen der jüngsten Vergangenheit – „Tears of the Kingdom“ mal ausgenommen – herausstechen.
Obendrauf läuft das Spiel auch einigermaßen ruckelfrei, sowohl im Handheld- wie auch TV-Modus. Von flüssigen 60fps ist man hier klar weit entfernt, aber für das sowieso eher chillige Spielgefühl langt das Gebotene vollkommen aus.
Die Musik dudelt im Hintergrund unauffällig vor sich hin, spannender waren da hingegen die vielen tollen Soundeffekte. Die Geräusche der Pikmin, das Kauderwelsch eurer Crew-Mitglieder oder die Umgebungseffekte…das ist schon ziemlich gut gemacht.
FAZIT: Von Teil zu Teil besser und durchdachter
Eigentlich dachte man nach „Pikmin 3“, dass da auf spielerischer Ebene bei dieser Reihe nicht mehr so viel passieren könne. Doch falsch gedacht! Denn „Pikmin 4“ ist mal wieder ein kreatives Nintendo-Fest par excellence und feuert aus allen Rohren. So stellen nicht nur die neuen Pikmin eine sinnvolle Erweiterung dar, auch Features wie Rettungshund Otschin oder die vielen nützlichen Items will man nicht mehr missen. Und vor allem verliert man dank Aufsitz-Funktion keine Pikmin mehr an irgendwelchen Hindernissen.
So bekommt das Gameplay noch einmal deutlich mehr Tiefe und vor allem Abwechslung. Habt ihr mal keine Lust die Schätze für den Energie-Gewinn zu sammeln, sucht ihr euch entweder eine der neuen Herausforderungen wie das Dandori-Duell oder macht auf Höhlen-Forscher und schaut, was man im Untergrund noch alles entdecken kann. Toll!
Wie weiter oben schon geschrieben, auch technisch gefällt „Pikmin 4“ auf der Switch und zählt vermutlich zu einem der schönsten Titel der Konsole. Die Mixtur aus Realismus und den Pikmin samt Spielfiguren ist einfach nett anzusehen.
Kritik findet sich bei „Pikmin 4“ also kaum und so sichert sich der Titel hinter Links letztem Abenteuer den bisherigen Platz 2 in den Switch-Jahrescharts. Sollte man sich zulegen, wenn man die Nintendo-Konsole besitzt.
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