Japanische Kult-Firma
Bereits seit 1993 existiert die Firma Nippon Ichi Software und veröffentlichte in den Anfangsjahren vorwiegend Spiele für die erste PlayStation. Angetrieben vom großen Erfolg der PlayStation2 und der Nachfrage durch das westliche Publikum gründete man dann im Jahr 2003 die westliche Tochter NIS America und konnte fortan die vielen Japan-exklusiven Spiele auch in Europa und den USA an die Spieler*innen bringen.
Neben dem ersten Spiel der „Disgaea“-Reihe, die mittlerweile stellvertretend für die Firma steht, war „Phantom Brave“ im Jahr 2005 einer der ersten von NIS America veröffentlichten Titel. Und genau diesen hat man nun mit einem weiteren Klassiker, nämlich „Soul Nomad & the World Eaters“ in einer Kollektion zusammengefasst.
„Prinny Presents NIS Classics Volume 1“ ist seit einigen Wochen für die Nintendo Switch erhältlich und wir haben uns beide Strategie-Rollenspiel für euch einmal angeschaut.
„Phantom Brave“ – Bäume werden Charaktere
Im ersten Spiel der Sammlung schlüpft ihr in die Rolle von Marona, einer jugendlichen Kopfgeldjägerin. Diese kann nicht nur Ash, einen eigentlich verstorbenen Mitstreiter ihrer Eltern, als Phantom wahrnehmen, sie verfügt auch über die Gabe weitere Krieger*innen durch Gegenstände in ihrer Umgebung zu materialisieren.
Und genau das ist auch der spielerische Kniff in „Phantom Brave“. Denn zieht ihr in die Kämpfe auf dem isometrischen Schlachtfeld, steuert ihr zu Beginn lediglich Marona und müsst mit dem „Confine“-Kommando weitere Party-Mitglieder heraufbeschwören. Abhängig davon welches Objekt ihr für die jeweilige Figur wählt, können sich deren Statuswerte ändern. Ein Stein bringt zum Beispiel Boni für einen Krieger, Bäume oder Pflanzen verstärken die Magiewerte von Mitstreiter*innen.
Gekämpft wird dann in rundenbasierter Form, wobei die Charaktere über eine gewisse Strecke verfügen, die sie auf dem Schlachtfeld zurücklegen können. Eher aus Prügelspielen bekannt, ist das Out of Bounds-Feature. Im Klartext heißt das, ihr könnt eure Widersacher auch einfach vom Rand des Spielfeld schlagen. Im Umkehrschluss kann euch aber das gleiche passieren. Solltet ihr mal Nachschub für eure Party benötigen, könnt ihr auf eurer Heimatinsel Phantom Isle neue Figuren beschwören.
Optisch und akustisch merkt man „Phantom Brave“ sein Alter deutlich an. Die Figuren sind recht pixelig, dafür die Hintergründe aber meist recht schön gezeichnet. Bei den 3D-Objekten verschwimmen die Texturen häufig mal, was nicht ganz so schick aussieht. Die englische Vertonung ist gelungen, generell ist das Spiel recht geschwätzig und daher voll mit Text- und Infoboxen.
„Soul Nomad“ – Feinde essen Welten auf
In Spiel Nummer 2 der „Prinny Presents NIS Classics“-Sammlung wird euch erneut ein Strategie-RPG von ausuferndsten Ausmaßen geboten. „Soul Nomad & the World Eaters“ setzt dabei wie auch schon „Phantom Brave“ auf taktische Rundenkämpfe. In der Story schlüpft ihr in die Rolle eines Helden oder einer Heldin, der beziehungsweise die von Gig, dem Meister des Todes heimgesucht wird. Aus eurer Verbindung heraus entsteht eine interessante Form der Abhängigkeit, den ihr könnt euch Gigs Kraft leihen, lauft aber auch Gefahr komplett von ihm übernommen zu werden. Zusammen müsst ihr den Kampf gegen die World Eater antreten, die eine Gefahr für die Menschheit darstellen.
Wie auch schon im anderen der beiden Spiele kann euer Held neue Mitstreiter erschaffen, wobei man hier ganze Armeen aufstellen kann. Im Gegensatz zu „Phantom Brave“ habt ihr hier auf dem Schlachtfeld einen vorgegebenen Aktionsradius, dafür aber wesentlich mehr Platz und somit weitläufigere Areale.
In Sachen Grafik und Technik könnten beide Spiele fast eineiige Zwillinge sein. Sowohl Stil als auch die Mixtur aus 2D- und 3D-Effekten und -Techniken sind sehr ähnlich, gleiches gilt für das NIS-typische Charakterdesign.
FAZIT: Rollenspiel-Schwergewichte für Experten
Strategie-Rollenspiele haben bisher selten in den Mainstream geschafft, sieht man mal von der Über-Serie „Fire Emblem“ ab. Die beiden Spiele der „Prinny Presents NIS Classics Volume 1“ zeigen auch deutlich, warum das meistens so ist. Denn zum einen machen sie einem den Einstieg trotz Tutorials nicht gerade leicht. Hier gibt es einfach zu viele Features auf einmal und gerade Neulinge dürfte dies schnell überfordern. Auch die Präsentation trägt ihr übriges dazu bei und so dauert es ewig bis man endlich mal selber ans Pad darf und die ersten Gefechte austragen kann. Obendrauf gibt es noch eine Spieldauer, die garantiert nicht unter 30 Stunde je Titel liegt und für Komplettisten sicherlich die dreistellige Zahl auf der Uhr übertrifft.
Dennoch sind „Phantom Brave“ und „Soul Nomad“ keine schlechten Spiele. Neben dem schönen Grafikstil wirkt auch das komplette Drumherum wohl durchdacht und die Kampfsyteme bieten einiges an Tiefe und taktischer Finesse. Wenn da eben nicht die hohe Einstiegshürde wäre…
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