„Dark Souls“ mit Pistolen
Dank „Dark Souls“ und Konsorten wurden interessierte Spieler*innen in den vergangenen Jahren mit unzähligen Klonen versorgt. „Lords of the Fallen“, „The Surge“, „Nioh“…sogar „Final Fantasy“ hatte mit „Strangers of Paradise“ einen ähnlich gelagerten Action-Titel plötzlich im Repertoire.
Dabei haben die meisten der genannten Spiele aber eines gemeinsam: sie setzen hauptsächlich auf klassische Waffen wie Schwerter, Lanzen oder den Einsatz von Magie. Schusswaffen sucht man in den Titeln – zumindest als Primärwaffe – meist vergebens, daher stach „Remnant: From the Ashes“ bei seinem Release im Jahr 2019 umso deutlicher hervor.
Denn nun konnte man auch zu Maschinengewehr, Pistole und Schrotflinte greifen, um der gegnerischen Übermacht Herr zu werden. Zusätzlich dazu setzte man auch noch auf eine ausführliche Charakter-Individualisierung und Multiplayer…fertig war der Überraschungshit! Umso neugieriger waren nun die Blicke auf den Nachfolger, „Remnant II“, das erneut bei Gunfire Games entwickelt und von Gearbox Studios veröffentlicht wurde.
Wir haben uns die PlayStation5-Fassung des fordernden Shooters mal angeschaut und verraten euch, wie sich das Spiel schlägt.
Ab in den Kristall!
Zusammen mit der Begleitung Cass begibt sich unsere Spielfigur – zu Beginn steht ein Charakter-Editor zur Verfügung – auf die Suche nach der geheimnisumwitterten Station 13. In einer Welt von Zerstörung und Hoffnungslosigkeit, hat die Menschheit nämlich den Kampf gegen die mysteriösen Wurzelwesen verloren, welche nach einem gescheiterten Experiment auf die Erde kamen und schnell die Macht an sich gerissen haben.
Umso glücklicher sind die beiden als sie wirklich auf Überlebende aus der besagten Station treffen und diese sie bereitwillig mitnehmen. Doch gerade der Stationsvorsteher Andrew Ford wirkt von der ersten Minute an nicht ganz ehrlich, will unseren Held beziehungsweise unsere Heldin aber mit einer mysteriösen Maschinerie vertraut machen. Denn nahe der Station in einer Höhle findet sich einer der Weltenkristalle wieder, mit dem man zwischen den verschiedenen Dimensionen reisen kann. Als eine der Bewohnerinnen der Station, Clementine, in das Gespräch platzt, eskaliert die Situation plötzlich. Denn sowohl Ford als auch sie verschwinden in dem Kristall und nun liegt es an euch, die beiden zu suchen.
Ballern und sterben
Bei „Remnant II“ handelt es sich um einen klassischen Thirdperson-Shooter, der aber vor allem mit seinem hohen Schwierigkeitsgrad auffällt und wenig Fehler verzeiht. Nachdem ihr euch für eine der Klassen, hier Archetypen genannt, entschieden habt, könnt ihr eigentlich schon in das Abenteuer starten.
Wir entscheiden uns im Rahmen des Review für den Revolverheld, der vor allem mit seinen Schuss- und Waffenfertigkeiten auffällt. Daneben gäbe es noch Figuren mit Fokus auf Heilung, Fern- oder Nahkampf. Unser Charakter hingegen besitzt neben dem Revolver eine Flinte und eine Waffe für die direkten Konfrontationen mit den Monstern. Verschiedene Mods und Spezialattacken verstärken weiter den individuellen Charakter der Spielklasse, später gibt es hier noch mehr Auswahlmöglichkeiten, um seinem Spielstil gerecht zu werden.
Die ersten Auseinandersetzungen sind vor allem dazu gedacht, sich mit den Eigenheiten der Figur auseinanderzusetzen. Schießen kann man über die übliche Kombination aus L2 und R2, obendrein gibt es Tastenbefehle für das Ausweichen, Nachladen und den Einsatz von Heilungskristallen beziehungsweise weiteren Hilfs-Items. Letzteres ist über die Kombination L1 mit einer der Aktionstasten möglich, im Eifer des Gefechts aber oft etwas chaotisch.
Die einzelnen Spielwelten sind in mehrere Abschnitte unterteilt, an – fair verteilten – Checkpoints könnt ihr außerdem Munition und Heilkristalle auffüllen oder euch der Neusortierung eurer Ausrüstung widmen.
Vergleichen, verbessern, modden
Das Grundprinzip von „Remnant II“ sollte somit klar sein und orientiert sich an den gängigen Genre-Mechanismen. Tiefgreifender wird es dann aber bei den vielen anderen Spiel-Mechaniken. So findet ihr in den Level Fähigkeitspunkte mit denen ihr eure Figur in unterschiedlichen Attributen verbessern könnt. Zusätzlich dazu kann euer Archetyp verschiedene, für seine Klasse spezifizierte Herausforderungen abschließen, um neue Spezialangriffe zu lernen.
Die Station 13, die auch als Hubwelt dient, bietet euch dann noch mehrere Händler*innen, bei denen man seine Waffen modifizieren und verbessern kann oder man sich lediglich mit neuen Hilfsitems oder Ausrüstungsgegenständen für den nächsten Run ausstattet.
Nicht zu verachten ist außerdem der Online-Part von „Remnant II“. An den Checkpoints und Kristallen ist nämlich auch der Multiplayer des Spiels verfügbar, der es ermöglicht mit bis zu zwei anderen User*innen loszuziehen. Hier kann man entweder direkt eines der vielen Level anwählen oder man lässt sich überraschen und nutzt das schnelle Spiel, um an einer Partie teilzunehmen. Gefundenes Loot wird hier fair untereinander geteilt, lediglich bei der Munition muss man sich absprechen. Auf Befehl aus dem Kommandorad kann man aber auch seine Mitspieler*innen um Munition bitten, falls doch mal kein Checkpoint in der Nähe ist.
Feine Optik, die üblichen Probleme
Schon zu Beginn fällt die sehr detailreiche Optik von „Remnant II“ positiv auf, was sich dann auch über die folgenden Stunden bestätigt. Die Monster und Feinde sind sehr abwechslungsreich gestaltet und auch an den Spielwelten kann man sich gar nicht satt sehen. Verfallene Ruinen, magische Wälder, Städte und Irrenanstalten wie in „Bloodborne“ oder karge Wüstenlandschaften…“Remnant II“ bietet echt etwas für das Auge.
Dabei läuft der Titel auch mit einer relativ stabilen Framerate, lediglich in einigen Multiplayer-Partien mit vielen Figuren auf dem Bildschirm stotterte es hin und wieder mal.
Es gibt aber auch einige Aspekte bei denen sich das Spiel sehr altbacken anfühlt. Gesprochene Dialoge ohne Mundbewegung, lang andauernde Animationen beim Ansprechen von NPCs oder die etwas hakelige Steuerung der Figuren, muss man hier nennen. Und die Kamera! Die hat oft ziemliche Probleme bei der Übersichtlichkeit, vor allem wenn die Gänge etwas enger sind oder die Feinde recht schnell. Hier fehlt einfach eine Log-on-Funktion zum Erfassen der Feinde.
Was recht blass bleibt, ist sicherlich die musikalische Untermalung. Die geht im Eifer des Gefechts komplett unter und kann getrost ignoriert werden. Die deutsche Synchro hingegen ist in Ordnung und fügt sich gut in das Gesamtbild ein.
FAZIT: Fordernder Shooter, der zusammen mehr Spaß macht als alleine
„Remnant II“ bietet zwar auch eine Kampagne für Solospieler*innen, dennoch würde ich jedem ans Herz legen, dass man sich einen Online-Partner schnappt und zusammen auf Wurzel-Jagd geht. Denn erst dann entfaltet der fordernde Shooter sein ganzes Potential und fühlt sich nicht ganz so unfair an wie wenn man alleine unterwegs ist.
Gerade fliegende Gegner können nämlich ganz schön nerven und sind in Kombination mit der zähen Übersichtlichkeit aufgrund der mangelnden Zuverlässigkeit der Kamera schnell mal für einige Bildschirmtode verantwortlich. Da ist es einfach wesentlich komfortabler, wenn man jemanden in seinem Rücken hat und sich auf seine Gefährten verlassen kann. Und dank der unterschiedlichen Klassen kann hier auch eine ganz besondere Dynamik entstehen unter den verschiedenen Archetypen entstehen.
In technischer Hinsicht gefällt „Remnant II“, wie oben schon erwähnt, mit seinen vielen Details und den ziemlich coolen Designs der Spielwelt und ihrer Figuren. Abzüge in der B-Note gibt es aber für die altbackenen Animationen und Formen der Interaktion mit den NPCs. Auch die Steuerung hätte man gerne nochmal etwas polieren dürfen, so wirkt sie vor allem überbelegt.
Alles in allem wird hier aber jeder Freund von fordernden Shootern glücklich werden. Zumindest bietet das Spiel einiges an Inhalt für die aufgerufenen 50,-€.
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