Der richtige Weg?
„Resident Evil“ gehörte mit seinen ersten drei Teilen zur Speerspitze des Survival Horror-Genres und revolutionierte mit Teil 4 dann auch noch das selbst geschaffene Spielprinzip. Doch schon Teil 5 spaltete die Fans in zwei Lager, schlimmer wurde es dann mit „Resident Evil 6“, welches zu einer Actionorgie deluxe verkam und den Horror fast komplett vergaß.
Auch bei Capcom selbst schien man sich nicht mehr ganz so sicher zu sein, wie man mit der Reihe weitermacht und legte diese erst einmal auf Eis. Spin-offs wie „Resident Evil Revelations“ konnten zwar wieder mit bekannten Gameplay- und Horrorelementen auftrumpfen, blieben aber eher in ihrer Nische und erreichten nie den Mainstream wie die Hauptreihe. Doch dann kam die E3 2016 und die Enthüllung von „Resident Evil: Biohazard“. Schon der Titel deutete an, dass man mit Teil 7 wieder zurück zu den Wurzeln möchte und vor allem in Sachen Horror erfüllte man dieses Versprechen definitiv. Doch auch wenn der Grusel zurück war, spaltete Capcom die Fans erneut und zwar mit der Entscheidung, das Spiel aus der Egoperspektive zu zeigen.
Mit dem jüngst erschienenen „Resident Evil Village“ geht man diesen Weg nun weiter und präsentiert erneut ein Horror-Spektakel aus der Egoansicht, das die Geschichte rund um Ethan Winters weitererzählt. In unserem Test der PlayStation5-Version erfahrt ihr, ob sich ein Kauf lohnt.
Eine schrecklich nette Dorfgemeinschaft
Nach den wilden Geschehnissen aus Teil 7 leben Mia und Ethan Winters in Osteuropa und versuchen das Erlebte zu vergessen. Mittlerweile haben die beiden eine Tochter namens Rose, die die Beziehung der beiden am Leben hält, denn anscheinend haben die zwei recht große Differenzen wenn es um das Thema „Familie Baker“ und die damit verbundenen Ereignisse geht. Eines schönen Abends bringt ihr die Kleine ins Bett und setzt euch mit Mia an den Tisch, als plötzlich Kugeln die Fenster durchschlagen und eure Frau töten. Ein Swat-Team, angeführt von Chris Redfield, stürmt das Haus und entführt euch und das Kind. Warum? Wohin? Das erfahrt ihr nicht.
Nachdem euer Konvoi angegriffen wird und verunglückt, könnt ihr jedoch fliehen und findet euch plötzlich in einem Dorf wieder. Doch auch dort scheint irgendetwas nicht zu stimmen, Einwohner findet ihr in den ersten Minuten nämlich keine, nur Blut und Zerstörung. Als euch dann auch noch ein Rudel Werwölfe angreift, seht ihr dem Tod schon fast ins Auge…im letzten Moment rettet ihr euch jedoch in den scheinbar sicheren Bereich des Dorfs. Aber auch dort sind rätselhafte Kreaturen unterwegs und schon bald macht ihr nicht nur mit den letzten Überlebenden, sondern auch mit Heisenberg Bekanntschaft. Dieser entführt euch in ein Schloss, wo ihr auf die Grafen des Dorfes trefft. Lady Dimitrescu, Salvatore Moreau, Donna Beneviento und besagten Karl Heisenberg, die ihre Befehle von Mutter Miranda bekommen. Und genau diese scheint auch etwas mit dem Verschwinden von Rose zu tun zu haben…
Altbekanntes Gameplay
Wer „Resident Evil 7“ gespielt hat, wird sich auch in Teil 8 gleich wieder zurechtfinden. Auch hier seht ihr wieder alles aus der Egoperspektive – also aus Ethans Sicht – und ballert und rätselt euch durch die Level. Das Dorf fungiert hier als Hub von dem aus ihr zu den unterschiedlichen Grafen und ihrer Areale kommt. Außerdem findet ihr hier schon einige Geheimnisse und Rätsel, die ihr mit fortdauernder Spielzeit entdecken und lösen könnt und die euch einige hilfreiche Items bringen. Am zentralen Dorfplatz findet ihr mit Duke außerdem den etwas schrägen Händler und eine Schreibmaschine, an der ihr speichern könnt.
Neben vielen Schusswaffen wie einer Pistole, einem Granatwerfer oder einer Schrotflinte, habt ihr außerdem ein unkaputtbares Messer dabei. Munition, Rohrbomben oder Heiltränke könnt ihr entweder regulär im Spiel finden oder mit Hilfe von Rohstoffen craften. Das Inventar ist – wie von „Resident Evil“ gewohnt – immer recht knapp und muss daher gut verwaltet werden. Glücklicherweise kann man beim Händler Duke Erweiterungen dafür und weitere hilfreiche Items kaufen. Die Waffen verseht ihr dank Anbauteilen mit besserem Zielen oder weniger Rückschlag, ihr könnt diese aber auch in Sachen Feuerkraft und Magazingröße tunen. Besonders hilfreich ist die Kochfunktion, mit der euch Duke Speisen aus gefundenem Fleisch zubereitet. Dank dieser bekommt ihr zum Beispiel mehr Lebensenergie oder mehr Effektivität beim Blocken.
Spielerische Vielfalt
Während sich also in Sachen Gameplay-Mechaniken vieles auf bekanntem Niveau bewegt, sieht das in den Arealen selber schon etwas anders aus. Denn jeder der vier Grafen präsentiert sich mit einem recht eigenen Level, in dem es mal actionbetonter, mal gruseliger zugeht. Während zum Beispiel Lady Dimitrescus Anwesen sehr an das klassische „Resident Evil“ mit einer guten Mischung aus Horror, Action und Rätsel erinnert, ist man in Donna Benevientos Haus ganz ohne Waffen unterwegs und wird von seltsamen Visionen geplagt während man einige Rätsel lösen muss. So wird viel Abwechslung geboten und es sollte für jeden „Resident Evil“-Fan etwas dabei sein.
Zwischen den Grafen und während der Zeit im Dorf findet ihr immer wieder neue, hilfreiche Items, die ihr an anderer Stelle einsetzen könnt. So kommt es hin und wieder zu etwas Backtracking, die Wege sind aber nicht allzu lang und so kann man das verschmerzen. Gefundene Schätze oder Hinterlassenschaften von Gegnern verkauft ihr für viel Geld bei Duke, weiterhin kann man Notizen lesen, Vogelkäfige finden und kleine Holzziegen suchen. Hin und wieder findet man außerdem einen Ball für ein Kugellabyrinth, dessen Lösung euch mit einem wertvollen Schatz belohnt.
Habt ihr „Resident Evil Village“ durchgespielt, könnt ihr euch nicht nur an einem der schweren Schwierigkeitsgrade versuchen, auch der „The Mercenaries“-Modus ist dann verfügbar. In diesem geht ihr auf Highscore-Jagd und versucht Gegner so schnell wie möglich zu erledigen und schraubt so euren Kombo-Score nach oben.
Schick!
„Resident Evil Village“ sieht wirklich hervorragend aus! Die Spielwelt ist sehr detailreich, in jedem Zimmer finden sich unzählige Objekte und so hat man immer das Gefühl, das dort wirklich jemand wohnt. Gerade im Schloss von Lady Dimitrescu oder Donna Benevientos Haus gibt es zahlreiche Zimmer in denen man sich minutenlang umschauen kann. Getragen wird die tolle Stimmung außerdem von den – dank Raytracing – sehr feinen Lichteffekten, die alles wunderschön ausleuchten.
Das Monsterdesign ist auch hervorragend. Es gibt schon einige echt widerliche Feinde, die einem einen kalten Schauer über den Rücken jagen. Stichwort Monster-Baby oder Moreau…brrrr! Die Bosskämpfe sind ähnlich abwechslungsreich wie die Level und bieten euch immer wieder neue Ansätze, in denen stumpfes Ballern nicht immer hilft.
„Resident Evil Village“ läuft auf der PlayStation5 sehr flüssig und ruckelfrei. Hin und wieder konnte man etwas verzögerten Bildaufbau bemerken, vor allem im Dorf und wenn Ethan rennt. Aber das sind eigentlich Kleinigkeiten, sonst läuft das Spiel astrein.
Die musikalische Untermalung hält sich im achten „Resident Evil“-Teil stark zurück. Nur in wirklich entscheidenen Szenen setzt Musik ein, in der Regel hört man nur die Geräusche der Spielwelt. Aber diese können manchmal schon schreckenserregend genug sein…Ein Hoch und Tief ist aber definitiv die deutsche Synchronisation. Diese wirkt in manchen Momenten etwas arg dramatisch, besetzt die Rollen aber recht gut.
FAZIT: So kann es gerne weitergehen!
Ja, „Resident Evil Village“ wirkt irgendwie wie ein Best-of der bisherigen Teile und könnte somit auf den ein oder anderen als lieblose Aneinanderreihung von früheren Gameplay-Elementen wirken. Und auch in Sachen Story wird hier wieder eine Trash-Granate nach der nächsten gezündet…aber seien wir mal ehrlich: das hat ja schon Serien-Tradition!
Ich hatte sehr viel Spaß mit dem achten Teil von „Resident Evil“, gerade die große Abwechslung bei den Grafen sorgte immer wieder für neue spielerische Aspekte und wenig Langeweile. Das Setting im dem osteuropäischen Dorf mit seinen verschrobenen Charakteren ist gut gelungen und sorgt für eine frische Atmosphäre. Ebenso die neuen Gegnerarten wie Vampire und Werwölfe…
Auf der PlayStation5 sorgen Features wie Raytracing und kaum vorhandene Ladezeiten für Next Gen-Feeling, außerdem nutzt man die Fähigkeiten des DualSense und merkt zum Beispiel einen spürbaren Widerstand beim Abdrücken einiger Waffen.
Alles in allem spielt sich „Resident Evil Village“ sehr flüssig durch und hat keine erzählerischen Durchhänger. Dank der unterschiedlichen Ansätze in den Arealen muss man spielerisch immer wieder umdenken und erlebt Neues, richtig langweilig wird es also nie. Insgesamt kann man Capcom zu „Resident Evil Village“ also nur beglückwünschen. So kann es mit der Serie gerne weitergehen!
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