Obwohl Ridley Scotts neuer Film „Napoleon“ einen erfolgreichen Start an den Kinokassen verzeichnete, stößt er in Frankreich auf harte Kritik. Historiker und Kritiker werfen dem Historienepos des renommierten Regisseurs zahlreiche Fehler vor und bezeichnen es als eine Art „Schändung“. Die französische Tageszeitung „Le Figaro“ bezeichnet den Film als „total misslungen“, langweilig und peinlich.
Besonders angegriffen werden falsche historische Fakten, die im Film präsentiert werden. Kritiker betonen, dass Napoleon nicht an der Hinrichtung von Marie Antoinette teilnahm, die Schlacht bei den Pyramiden nicht direkt vor den Pyramiden stattfand und es unwahrscheinlich sei, dass der Feldherr persönlich in der Schlacht von Waterloo kämpfte. Historiker fühlen sich durch solche Ungenauigkeiten veranlasst, den Film als faktenfrei zu bezeichnen.
Die eigentliche Empörung der Franzosen geht jedoch über historische Ungenauigkeiten hinaus. Die Darstellung von Napoleon als weinerlichem und verklemmtem Müttersöhnchen wird als besonders beleidigend empfunden. Der Historiker Patrice Gueniffey bringt es auf den Punkt, indem er den Film als „antifranzösischen Film eines Engländers“ bezeichnet. Die Abwesenheit des überlegenen Staatsmanns und erfolgreichen Politikers in der Darstellung von Napoleon scheint den Nationalstolz der Franzosen zu verletzen.
Trotz des finanziellen Erfolgs steht „Napoleon“ von Ridley Scott in Frankreich vor einem empfindlichen Imageschaden aufgrund der starken Ablehnung durch Kritiker und Historiker.
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