Shin Megami Tensei V [Nintendo Switch – Review]

Dämonische Reihe 

Ihren Ursprung hat die „Shin Megami Tensei“-Reihe eigentlich in den „Digital Devil Story“-Spielen, die  ab Ende der 1980er Jahre für PCs und das NES in Japan erschienen sind. Aus dieser Reihe selbst haben sich dann weitere Spin-offs entwickelt, allen voran „Devil Summoner“ und vor allem „Persona“. Mittlerweile muss man der Reihe um Schüler*innen, die ihr Leben zwischen Dämonen und Schulalltag geregelt bekommen müssen, sogar die Krone zusprechen. Schon lange hat „Persona“ die „Megami Tensei“-Reihe überholt.

Dennoch war die Freude über die Ankündigung eines fünften Teils bei der Enthüllung der Switch groß, leider verschwand das JRPG aber lange in der Versenkung. Doch nachdem im letzten Jahr der dritte Teil ein HD-Remaster spendiert bekam, ging es auch in Sachen „Shin Megami Tensei V“ ganz schnell. Zur E3 wurde ein Release im November 2021 angekündigt und nun halten wir das gute Stück in unseren Händen.

Wir haben uns das postapokalyptische JRPG mal genauer angeschaut und verraten euch in unserem Test, wie es sich schlägt.

Schule kann die Hölle sein

Wie gewohnt schlüpfen wir in „Shin Megami Tensei V“ in die Rolle eines eigens benannten Highschool-Schülers. Auf dem Heimweg kommt ihr nicht nur an einem grausigen Tatort im Bahnhof vorbei, euch machen auch Gerüchte über ein angebliches Monster in einem nahen Tunnel neugierig. Dort angekommen trefft ihr auf Mitschüler, die eure Hilfe benötigen, doch eine Ohnmacht und ein Erdbeben später finden wir uns selber in einer misslichen Lage wieder.

In der postapokalyptischen Version von Tokyo namens Da’at werden wir nämlich mit einigen gefährlichen Dämonen konfrontiert, die uns ans Leder wollen. Zwar bietet uns das Wesen Aogami Hilfe an, dafür müssen wir aber mit ihm fusionieren. 

Aber was bleibt uns schon anderes übrig, werden im Nu zum Nahobino und schon sind wir mittendrin im Kampf Engel gegen Dämonen. Doch wie kam es zu der Welt wie wir sie gerade erleben? Und können wir je in „unser“ Tokyo zurück? Fragen, die geklärt werden wollen…

 

 

Kämpfen oder Anfreunden?

In „Shin Megami Tensei V“ erwartet euch zunächst ein rundenbasiertes Kampfsystem, das mit den üblichen Kommandos daher kommt. Wählt ihr einen Angriff aus, könnt ihr euch zwischen Standard-Attacken oder magischen Aktionen entscheiden. Letztere kosten euch natürlich MP-Punkte, somit sind diese mit Köpfchen einzusetzen. Auch den Einsatz von Items oder die Flucht vor den Feinden kennt man aus anderen JRPGs. Doch ihr könnt eure Feinde auch ansprechen und euch mit diesen sogar anfreunden. Wählt ihr die richtigen Antworten oder habt die passenden Items in Gepäck, beenden die Dämonen den Kampf und schließen sich eurem Team an.

Fortan könnt ihr also allerlei böse Schergen um euch sammeln und diese in eurer, bis zu vierköpfigen Party, einsetzen. Diese leveln auch auf und können neue Fertigkeiten erlernen, außerdem könnt ihr sie in der Welt der Schatten zu mächtigeren Wesen fusionieren. 

In dieser Welt der Schatten, die ihr an den Speicherpunkten in der Spielwelt finden könnt, kann euer Held außerdem Wunder erlernen und eure Dämonen können die Fertigkeiten anderer Wesen übernehmen.

Stichwort Speicherpunkt: dort habt ihr auch Zugriff auf Funktionen wie eine Schnellreise, eine Heilung der Gruppe(gegen Ingame-Geld versteht sich) und die Kadaverkaverne, den Shop des Spiels. Außerdem könnt ihr nicht nur hilfreiche Items finden und Relikte verkaufen, Besitzer Gustave freut sich auch über wiedergefundene Mimans, kleine Dämonenwesen. Habt ihr eine bestimmte Zahl dieser kleinen Kerle aufgespürt, belohnt er eure Neugier mit verschiedenen Items.

Herumstreunen lohnt sich

Während ihr euch in den Level von „Shin Megami Tensei V“ bewegt und eine Auseinandersetzung nach der anderen bestreitet – die Feinde sind übrigens auf der Karte sichtbar – könnt ihr aber auch viele andere Entdeckungen machen.

So findet ihr Energieorbs in der Welt verstreut, die eure HP, MP oder Magatsuhi-Leiste wieder auffüllen. Letztere Leiste füllt sich auch durch erfolgreiche Attacken auf und bringt euch bei Aktivierung wesentlich kräftigere Angriffe plus einen zusätzlichen Angriff pro Party-Mitglied. 

Ansonsten sind immer mal wieder große gelbe Energiebälle versteckt, deren Zerstörung euch Items einbringt oder ihr checkt alte Getränkeautomaten nach Relikten. Hin und wieder begegnet ihr anderen, freundlich gesinnten Dämonen, die euch mit einer Nebenmission beschäftigen wollen. Dann heißt es eine bestimmte Anzahl von Gegner XY zu besiegen oder den Preta-Dämonen Nahrung zu besorgen. Neben weiteren Items bekommt ihr für die Erledigung dieser Aufgaben natürlich Erfahrungspunkte, die euch stärker und robuster machen. 

Zwischen euren Aufträgen in der postapokalyptischen Dämonenwelt, kehrt ihr aber auch immer wieder mal in das Tokyo der Gegenwart zurück und besucht dort weiterhin die Schule. Hier sind es aber vor allem Gespräche und handlungsrelevante Events, die ihr erlebt. Eine Simulation des Schul-Alltags wie in „Persona“ gibt es hier nicht.

 

 

Schön und hässlich

Spielerisch klingt das also alles recht ordentlich, oder? Doch wie so häufig in den letzten Monaten macht einem die Technik immer wieder mal einen Strich durch die Rechnung. Der Artstyle der „Shin Megami Tensei“-Spiele war schon immer sehr hübsch und überzeugte vor allem mit seinen kreativen Charakterdesigns. Das ist auch in Teil 5 so geblieben, die unterschiedlichen Dämonen sind eine Augenweide und wesentlich kreativer als so manch absonderliches Pokémon. Die Umgebungsgrafiken hingegen sind eher trist und wiederholen sich schnell. Dafür glitzert der Sand aber sehr schön…generell gibt es schon tolle Beleuchtungseffekte zu sehen.

Doch leider sieht man von der hübschen Optik vor lauter Pixelmatsch oft nicht sehr viel. Gerade im mobilen Modus muss man mal wieder mit einer unfassbar geringen Auflösung leben, die Folge sind vor allem grob wirkende Texturen und kantige Ecken. Immerhin läuft der Titel im Handheld-Modus recht flüssig.

„Shin Megami Tensei V“ ist komplett englisch vertont und diese Synchro geht auch in Ordnung. Dennoch wäre es schön gewesen, wenn auch der japanische O-Ton mit an Bord gewesen ist. Diesen kann man zwar aus dem eShop herunterladen, das muss man aber auch erstmal wissen. In Sachen Akustik ist das Spiel auf jeden Fall gelungen. Auch die Themes und Kampf-Untermalungen gehen gut ins Ohr und leisten ihren Beitrag zur Stimmung.

 

  • Story
  • Grafik
  • Gameplay
  • Spielspaß
3.8

FAZIT: Viel Grind, wenig Story

„Shin Megami Tensei V“ ist ein JRGP durch und durch. Denn um für den Kampf gegen die Dämonen – oder doch die Engel? – anständig gerüstet zu sein, braucht ihr eine potente Gruppe. So seid ihr also nicht nur gezwungen, euch eine schlagkräftige Truppe zusammenzusuchen, diese sollten auch in ihren Fertigkeiten unterschiedlich und vor allem potent sein. Und hierfür braucht es einiges an Grind…Kämpfe, Kämpfe, Kämpfe.

Somit kommt vor allem zu Beginn die Story schon etwas arg kurz und wird höchstens mal vor größeren Bosskämpfen etwas vorangetrieben. Vor eurer erstmaligen Rückkehr nach Tokyo vergehen so locker schon mal zehn Stunden ohne das wirklich viel passiert ist. Dann zieht die Story aber etwas an.

Da die Kämpfe also im Mittelpunkt stehen, sollten diese schon gut sein. Und das kann man definitiv bestätigen. Durch die vielen taktischen Kniffe – kritische Treffer zum Beispiel versorgen euch mit einem Zusatz-Angriff – machen die Auseinandersetzungen schon Spaß, können aber echt hart sein. Selbst auf dem leichten Schwierigkeitsgrad…

Technisch sollte man von „Shin Megami Tensei V“ nicht all zu viel erwarten. Der Stil ist Atlus-typisch genial und kreativ, geht aber auf dem Switch-Bildschirm leider immer wieder im Pixelmatsch unter. Dafür sind die Zwischensequenzen wiederum echt schön. Licht und Schatten also…oder eher Engel und Dämonen.

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Über Christian Suessmeier 3855 Artikel
Nachdem ich schon in jungen Jahren Prinzessinnen aus den Klauen bösartiger Reptilien rettete und mich mit einem kleinen Raumschiff durch das Weltall ballerte, ließ mich die Faszination Videospiele nicht mehr los. Besonders japanische Spiele haben es mir angetan, außerdem war ich auch immer ein großer Fan von spezielleren Konsolen wie dem Sega Saturn. Ein Herz für Außenseiter quasi! In Sachen Spielen verehre ich die "Yakuza"-Reihe, mag filmische Abenteuer wie "The Last of Us" und absolviere gerne mal eine Partie "PES" zwischendurch. Ansonsten schlägt mein Herz aber auch für den japanischen Film, Regisseure wie Shion Sono, Shinya Tsukamoto oder Takeshi Kitano sind einfach Gold wert. Weiterhin investiere ich meine Zeit aber auch gerne in Comics und dem kreativen Arbeiten(Schreiben, Zeichnen...).

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