Endlich ein Hit!
„Star Wars“-Fans mit einem Faible für Videospiele hatten es vor einigen Jahren nicht gerade leicht. Denn während im Kino die neue Trilogie – zumindest teilweise – für Begeisterungsstürme sorgte, saß Electronic Arts auf der Lizenz und „verwöhnte“ die Spieler*innen mit Titeln wie dem Pay2win-Simulator „Star Wars Battlefront II“.
Doch zum Glück arbeitete auch „Titanfall“-Macher Respawn Entertainment an einem Titel aus dem Lucas‘schen Universum, welcher schon auf dem Papier für neugierige Blicke sorgte. Souls-Mechaniken, Singleplayer-Fokus und frische Figuren abseits von Luke, Leia und Han…das musste doch einfach was werden, oder? Und „Star Wars Jedi: Fallen Order“ lieferte wirklich ab. Zwar gab es hier und da ein paar technische Macken auf der alten Konsolen-Generation, aber die Erleichterung über ein spielenswertes „Star Wars“-Game war einfach riesig.
Nach vielen Gerüchten und einer langen Wartezeit, gab es dann im vergangenen Jahr auch endlich die Bestätigung, dass ein Nachfolger kommen wird. Dieser ist mit „Star Wars Jedi: Survivor“ nun auch erschienen und wir haben uns die PlayStation5-Version mal genauer angeschaut.
Ein Jedi kommt selten allein
„Star Wars Jedi: Survivor“ spielt einige Jahre nach den Ereignissen aus Teil 1. Cal Kestis ist immer noch fleißig mit dem Kampf gegen das Imperium beschäftigt und ist mit einem komplett neuen Team unterwegs. So lernen wir unter anderem Bode kennen, der sich prima mit unserem Jedi-Nachwuchs versteht und eine wichtige Rolle für Cal einnimmt.
Nach dem der gemeinsame Auftrag aber alles andere als gut gelaufen ist und die Mantis, Cals Raumschiff, beschädigt wird, entscheiden sie einem alten Bekannten einen Besuch abzustatten. Auf dem Planeten Koboh erhoffen sie sich nämlich Hilfe von Greez, dem ehemaligen Captain der Mantis. Dort angekommen trifft Cal nicht nur auf seinen alten Weggefährten, sondern erfährt etwas von einem geheimnisvollen Planeten namens Tanalorr, der einst den Jedi als Schutz vor dem Imperium gelten sollte. Auf der Suche nach Hinweisen trifft er dabei auf den Alt-Jedi Dagan Gera, der in der Hochzeit der Jedis ganz andere Pläne mit Tanalorr hatte und so nach einer Auseinandersetzung mit Meisterin Khri in einen Cryo-Tank gesperrt wurde.
Als Cal ihn versehentlich befreit, ahnt er noch nicht was er damit losgetreten hat. Somit beginnt ein galaktisches Abenteuer, das den Jedi auf einige Planeten führen und mit altbekannten Gesichtern zusammenbringen wird.
Nathan im Weltall
Schon im Test des ersten Teils fanden sich viele Anspielungen auf Reihen wie „Dark Souls“, „Uncharted“ und „Tomb Raider“ und auch „Star Wars Jedi: Survivor“ spielt hier in einer ähnlichen Liga. So bekommen die Spieler*innen ein actionorientiertes Singleplayer-Abenteuer serviert, das sowohl vielfache und abwechslungsreiche Kämpfe bietet, aber auch halsbrecherische Sprung- und Kletterpassagen. Wieder einmal kommt Respawn hier die Erfahrung aus „Titanfall 2“ zu Gute, denn Cal springt, rennt und hechtet hier ähnlich elegant durch die Level-Architektur wie euer Charakter in dem Mech-Shooter.
Um euch gegen die unterschiedlichen Feinde zur Wehr setzen zu können, greift Cal vor allem wieder auf das Lichtschwert zurück. Dieses kann diesmal in mehreren Modi benutzt werden, einhändig, als geteiltes Schwert oder im Stile von Kylo Rens Waffe mit einem Crossguard-Schaft. Zusätzlich dazu bekommt unser Held nach einigen Stunden auch noch einen Blaster an die Hand und kann somit auch auf Fernangriffe setzen.
Generell sind die Kämpfe recht gut gestaltet, dank Parier-Feature, dem Zurückschicken von Blasterschüssen oder brachialen Finishing Moves, kann Cal sich ordentlich zur Wehr setzen. Habt ihr außerdem den passenden Balken gefüllt, kann er eine Zeitlupe aktivieren in der euch die Feinde hilflos ausgeliefert sind. Jedi-Kräfte sind überhaupt wieder ein Thema und so könnt ihr Gegner und Gegenstände heranziehen oder wegstossen. Auch der altbekannte Gehirnwäsche-Trick ist wieder mit an Bord und so greifen Stormtrooper plötzlich ihre eigenen Leute an.
Zu guter Letzt stellt euch das Spiel – abgesehen von BD-1 – regelmäßig einen Begleiter an die Seite, dem ihr bei Bedarf auch Kommandos geben könnt. Bode wirft zum Beispiel mit Elektroschock-Granaten, während Merrin ihre Opfer bewegungsunfähig macht.
Leveln für den All-Frieden
Wie auch schon Teil 1 geht „Star Wars Jedi: Survivor“ als astreines Metroidvania durch den Spiele-TÜV. Denn auch wenn Cal viele seiner Fähigkeiten aus dem Erstling noch beherrscht, sind nicht alle Bereiche der weitläufigen Planeten-Areale sofort erreichbar. Generell sind die Level aber toll gestaltet und so kann man viele Abkürzungen freischalten, die das Bewegen durch diese sehr angenehm machen. Auch hier atmet das Spiel etwas Soulsborne-Luft!
Ein weiterer Aspekt findet sich im Talentbaum von Cal wieder. Erhaltene Erfahrungspunkte können dann gegen eine bessere Wirkung der Stim-Packs, mehr Macht-Aktionen oder einfach umfangreichere Lichtschwert-Kombos eingetauscht werden. Zusätzlich dazu kann man Cal auch noch mit Boni-Fertigkeiten ausstatten, die sich positiv auf seine Attribute auswirken.
Als wäre man damit schon nicht genug beschäftigt, findet man in der Spielwelt sogenannte Echos, die einem etwas zu den Geschehnissen im Universum erklären oder Machtrisse, die euch verschiedene Aufgaben(aus den Sektoren Kampf und Geschicklichkeit) stellen. Zusätzlich dazu trefft ihr hin und wieder auf Charaktere, die ihr in euren Main-Hub, Greez’ Saloon auf Koboh, schicken könnt. So ist dort dann endlich für Musik gesorgt, man kann eine Runde Holotaktik spielen oder auf dem Dach gefundene Samen von Pflanzen anbauen. Auch ein Aquarium kann man bestaunen, in denen es die gefangenen Fischarten zu sehen gibt.
Als wäre der Kampf gegen das Imperium, die Bedlam-Raiders und den abtrünnigen Jedi Dagan nicht schon genug, sind die Planeten auch noch voll von anderen feindlichen Wesen und Personen. Neben legendären und baumhohen Monstern trefft ihr so hin und wieder auch noch auf Kopfgeldjäger, die es zu besiegen gilt.
Besser als befürchtet
Kurz nach Release wurde „Star Wars Jedi: Survivor“ vor allem aufgrund der mangelhaften Technik von Spieler*innen und Kritiker*innen zerrissen. Zum Zeitpunkt unseres Tests gab es glücklicherweise schon den ein oder anderen Patch, so dass sich die Probleme und Bugs im Rahmen hielten. Abgesehen von einigen Stotterern in den Zwischensequenzen und gelegentlichem Flackern von Texturen(nur für wenige Sekunden und in Abstand von mehreren Stunden), lief das Spiel auf der PlayStation5 im Qualitäts-Modus recht stabil.
Generell ist Cals Abenteuer vor allem in den ersten Stunden ein echter Hingucker, Coruscant ist wunderschön detailliert gestaltet und vor allem die Lichtstimmung überzeugt über die komplette Spielzeit hinweg. Leider sind die anderen Planeten optisch eher etwas eintönig, da waren die Settings in Teil 1 wesentlich abwechslungsreicher.
Die Animationen der Figuren sind super und wirken wie aus einem Guss, in Kombination mit den bombastischen Soundeffekten kommt hier astreines „Star Wars“-Feeling auf. Generell ist die audiovisuelle Seite einem AAA-Spiel absolut würdig. Hier versteht Respawn Entertainment sein Handwerk.
Die Steuerung geht recht gut von der Hand, was bei der Masse an Eingabemöglichkeiten wirklich zu loben ist. Denn spätestens wenn Cal noch ein paar zusätzliche Macht-Kräfte beherrscht und ein paar neue Move-Sets drauf hat, hätte es schnell verwirren sein können. Aber hier läuft alles wie aus einem Guss!
FAZIT: Perfektes „Star Wars“-Feeling, aber Schwächen in der Story
Das Alles klingt doch jetzt nach einem vernünftigen „Star Wars“-Spiel, das man uneingeschränkt empfehlen kann, oder? Ja…nein…jein…denn „Star Wars Jedi: Survivor“ hat leider eine ganz große Baustelle und das ist die Story. Am Anfang nimmt diese die Spieler*innen noch gut mit, man möchte unbedingt das Geheimnis hinter Tanalorr und Dagan lüften. Doch irgendwann verliert sich das Spiel in klassischen Open World-Mechaniken und schickt einen kreuz und quer durch die Galaxis. Das wird spätestens nach 15 Stunden dann doch auch mal ermüdend, obendrauf plätschert dann auch die Geschichte so vor sich hin. Umso überraschender kommt dann das Finale ums Eck und ehe man sich versieht, ist das Spiel vorbei. Mich hat der Titel dann etwas sitzen lassen und richtig befriedigend fühlte sich das nicht an.
In Sachen Gameplay ist „Star Wars Jedi: Survivor“ aber ein richtig toller Titel geworden. Das Kampfsystem – was übrigens in Sachen Schwierigkeitsgrad gut skalierbar ist – macht richtig viel Spaß und lässt einen die Kraft eines Jedi toll spüren. Auch die audiovisuelle Seite ist eine Wucht und wird jeden „Star Wars“-Fan glücklich machen. Ob es aber die vielen Open World-Inhalte wirklich gebraucht hätte, ist fraglich. Die vielen Sammelobjekte, die unnützen kosmetischen Gegenstände und die vielen künstlichen Grenzen wirken oft leider fehl am Platz.
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