Im Frühjahr 2006 identifizierten Alliierte Kommandeure die Kleinstadt Kamdesh im Hundi Kush Gebirge als einen militärischen Schlüsselpunkt, um Splittergruppen der ehemaligen Taliban-Regierung die Versorgungswege zu kappen. Der im Anschluss errichtete Außenposten Keating war aufgrund der lokalen Wetterbedingungen und seiner Position in einem Tal, umgeben von hohen Gebirsketten, aber äußerst schwer zu verteidigen und hatte in seiner Bestandszeit von etwa drei Jahren einen Hubschrauber- und einen Autounfall mit Todesopfern zu beklagen.
Die ungünstige Lage des Posten wurde diesem zum Verhängnis als er am 3. Oktober 2009 von einem über 300 Mann starken Trupp der Neo-Taliban angegriffen wurde. Bei der 11 Stunden andauernden Schlacht kamen 8 US-Amerikaner und schätzungsweise 150 Taliban-Kämpfer ums Leben. Weitere 27 US-Soldaten, sowie 8 Soldaten der Afghanischen Armee und zwei afghanische Security Guards wurden an jenem Tag verletzt.
Der TV-Journalist Jake Tapper verfolgte die Geschehnisse des 3.Oktobers im Krankenhaus mit, wo seine Frau am Vortag ihr erstes Kind zur Welt gebracht hatte. Der Fernsehbericht über die Schlacht von Kamdesh und der Heldenmut der dort stationierten Soldaten berührten ihn so sehr, dass er sich kurzhand dazu entschied dem Thema ein Sachbuch zu widmen.
“The Outpost: An Untold Story of American Valor“ schaffte es drei Jahre später in die Top 10 der New York Times Best Seller Liste und wurde später von “The Fighter“-Autor Paul Tamasay zu einem Drehbuch umgeschrieben.
Ursprünglich plante “Tanz der Teufel“- Regisseur Sam Raimi dieses zu verfilmen, verlor nach Schwierigkeiten in der Vorproduktion aber schlussendlich wieder das Interesse an dem Projekt. In seine Fußstapfen trat der “Die letzte Festung“- Regisseur Rod Lurie, welcher vor seiner Karriere als Filmkrittiker und Filmemacher and der Westpoint Militärakademie studiert hatte. Mit Scott Eastwood, dem Sohn von Western-Star Clint Eastwood, “Herr der Ringe“-Darsteller Orlando Bloom und dem großartigen Caleb Laundry Jones (Three Billboards outside Ebbing Missouri) wurde dem Projekt auch ein namhafter Cast zuteil.
Jene bekannten Schauspieler wirken auf den ersten Blick am Poster von “The Outpost“ äußerst deplaziert, da dieses einen 0815 “Direct-to-DVD“Actionfilm darzustellen scheint. Gott sei Dank sagt dieses billig produzierte Plakat aber nichts über die Qualität des eigentlichen Filmes aus, da die Beschreibung 0815 Actionfilm nicht weniger auf diesen zutreffen könnte.
Die Erzählstruktur des Drehbuchs orientiert sich stark an dem Graham Greene Zitat, dass „ein Großteil von Krieg nur aus herumsitzen, warten und Nichtstun bestehe“. Die ersten Hälfte der 2 Stunden langen Laufzeit befasst sich intensiv mit der Psyche seiner Figuren und schafft es, dem Zuschauer die immerwährende Bedrohung im Alltag eines aktiven Soldaten näherzubringen. Ausserdem hebt sich die Inszenierung der Kampfszenen stark von anderen Genrevertretern ab. Während die meisten Kriegsfilme dem Publikum durch schier willkürliches herumgeballere zwischen zwei Parteien, die sich wenige Meter voneinander entfernt befinden, oft ein falsches Bild einer Schlacht suggerieren, setzt Regisseur Rod Lurie hier auf eine realistische Darstellung. US-Militärberater sowie Veteranen von Kamdesh halfen ihm dabei, den Hergangan jener Schalcht so akkurat wie möglich widerzuspiegeln und klassische Hollywood-Cliches zu vermeiden. Die feindlichen Talbian sind im Großteil der Laufzeit nur als kleine Punkte in einer riesigen Gebirgskette zu sehen, während die Hauptfiguren oft Schwierigkeiten haben festzustellen, aus welcher Richtung sie beschossen werden.
Dieser Realismus schadet der Dramaturgie und Spannung des Filmes aber keineswegs, da Munitionsknappheit und Kommunikationsschwierigkeiten – wenn gut in Szene gesetzt- für mehr Nervenkitzel sorgen, als seelenloses Explosionsspektakel. Auch der Historische Kontext rund um die Geschehnisse im Hindu Kush wird dem Zuschauer in “The Outpost“ gut verständlich rübergebracht ohne unnötig zu politisieren oder dem Erzählfluss zu schaden.
Kurz vor Beginn des Drehs hatte Hauptdarsteller Scott Eastwood sich den Knöchel gebrochen, was die gesamte Produktion um drei Wochen hinauszögerte. Komplikationen wie diese sorgten selbstverständlich für viele weitere Komplikationen im Management, jedoch meinte Kameramann Lorenzo Senatore (Northmen – A Viking Saga) in einem Interview mit goldderby.com, dass die gewonnene Zeit ihm die Arbeit deutlich erleichtert habe. Wie der Film ohne die extra Vorbereitung ausgesehen hätte, kann ein Aussenstehender selbstverständlich nicht sagen, sehrwohl aber, dass sich das finale Produkt sehen lassen kann. Die Bilder von “The Outpost“ treffen die perfekte Nuance zwischen zu verwackelt und zu ruhig, zu farbintensiv und zu grau und zu dunkel oder zu ausgeleuchtet. Wie auch schon Regisseur Rod Lurie, schafft Senatore es, durch seine Arbeit die ungünstige Lage des Postens zu unterstreichen und die damit einhergehende Furcht unter den Soldaten widerzuspiegeln. Selbiges gilt für den Schnitt von Michael J. Duthie (London has Fallen), der dem Zuschauer ausreichend -aber nie zu viel- Übersicht in der so unübersichtlichen Schlacht verschafft.
Auch die Performance von Eastwood (als Staff Seargent Clint Romesha) selbst litt nicht unter dessen Verletzung. Zwar musste die Kampfchoreographie teilweise an seinen Körperzustand angepasst werden, auffallen tut das im eigentlichen Film aber keineswegs. “Fluch der Karibik“-Darsteller Orlando Bloom weiß in der Rolle des First Lieutenant Benjamin Keating (Daher auch der Name Combat Outpost Keating) zu überzeugen, obwohl dem zu unrecht von der Bildfläche verschwundenen Hollywoodstar auch hier nur wenig “Screen-time“ zur Verfügung stand. In den Schatten gestellt werden die beiden aber vom großartigen Caleb Landry Jones, der mit der Darstellung von Staff Sargeant Ty Carter eine der besten Performances seiner Karriere abliefert.
Neben den Hauptrollen werden manche der Soldaten von den echten Veteranen selbst gespielt. Entscheidungen wie diese können sich, trotz der lobenswerten Intention, schlecht auf einen Film auswirken. Beispielsweise wurden die drei amerikanischen Helden, die 2015 den Anschlag auf den Thalyszug vereitelten, in Clint Eastwoods Kino-Adaption “15:17 to Paris“ von sich selbst gespielt. Zwar sorgt eine Casting-Entscheidung wie diese in den Schlüsselszenen defintiv für eine interessante Dynamik, da die drei aber keine professionelle Schauspieler sind, wirken sie an anderen Stellen doch etwas überfordert. Die Veteranen von Kamdesh verkörpern in “The Outpost“ jedoch nur kleinere Rollen, während der Großteil der Dialoge und Schlüsselszenen den Schauspielern überlassen wurde: Ein Kompromiss der voll und ganz aufgeht.
Fazit
Summa Summarum lässt sich Rod Luries “The Outpost“ als ein packendes, authentisches und sensibles Drama beschreiben, das neben “Wir waren Helden“ oder “Black Hawk Down“ als einer der besten modernen Kriegsfilme betitelt werden kann. Außerdem wird der Streifen seiner massiven Verantwortung gerecht und versäumt es nicht, den Opfern der Schlacht von Kamdesh den nötigen Respekt zu zollen.
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