„Als ich ihn 1983 das erste Mal getroffen habe, fragte ich ihn nur, ob er denn auch animieren könne. Er nahm einen Stapel Zettel und einen Stift. Dann zeichnete er, direkt an dem Tisch an dem wir saßen, die beeindruckenste Mech-Explosion, die ich je gesehen hatte.“
Mit diesen Worten beschreibt der Gainax-Mitbegründer und Studio Daicon Legende Yasuhiro Takeda sein erstes Treffen, in dem äußerst lesenswerten Buch „Notenki Memoirs“, mit Hideaki Anno, dem Mann, der Studio Gainax immer wieder retten sollte.
Hideaki Anno startete als Animator bei Hayao Miyazaki und dessen „Nausicaä aus dem Tal der Winde“. Dort war er für die Animation des Kriegs-Titanen verantwortlich. Danach fand er immer wieder einen Platz bei Studio Gainax.
Für Gainax animierte er große Teile des inzwischen legendären Clips zur Daicon IV Convention:
Danach kam er, eher zufällig, an die Regie von „Gunbuster“. Die erste, der insgesamt sechs Folgen, waren eine Auftragsarbeit, bei dem Rest, änderte Hideaki Anno dann so ziemlich alles und wich vom Konzept ab. Er wollte das psychologische Drama herausarbeiten, die Beziehungen und der Geschichte eine fast schon religiöse Dimension geben. „Gunbuster“ ist und war ein Megahit und zählt heute zu den ganz großen Klassikern der Anime-Geschichte:
Direkt danach ging es mit „Nadia – The Secret of Blue Water“ weiter. Eine sehr freie, aber kongeniale Adaption von Jules Vernes „20.000 Meilen unter den Meeren“:
Leider war er ziemlich unzufrieden mit der Serie. Sie war zwar ein gigantischer Erfolg, aber Anno durfte nicht seine ganzen Ideen unterbringen. Die Rechte an der Serie besitzt nämlich noch heute NHK. Deshalb antwortet Anno auch immer wieder auf die Frage, warum er denn, wenn er mit „Nadia“ nicht zufrieden sei, kein Remake machen würde, damit, dass die Rechte bei NHK liegen und dort nachgefragt werden müsse.
Auf jeden Fall stürzte die Situation Hideaki Anno in eine tiefe Depression. Diese wiederum verhalf ihm zu einem der erfolgreichsten Animes überhaupt: „Neon Genesis Evangelion“. Die Serie kann auf viele Weisen interpretiert werden, sicher ist aber, dass Anno auch damit seine Depression quasi selbst heilte. „Evangelion“ war die erste Serie, die weit über den Anime-Bereich hinaus bekannt wurde und anfing ganz andere Personengruppen für Animes zu interessieren, als die, die sich ohnehin schon für die Materie begeisterten.
Nachdem allerdings das Ende der Serie für massig Diskussionen sorgte und manch ein „Fan“ Anno sogar Todesdrohungen schickte, sah sich der Regisseur genötigt, noch zwei Filme nachzuschieben. „Death and Rebirth of Evangelion“ ist die Zusammenfassung der Serie und „The End of Evangelion“ das (vorläufige) Ende, welches viele als sehr depressiv, andere aber auch sehr hoffnungsvoll deuten.
Direkt danach stürzte sich Hideaki Anno auf seine nächste Serie, „Kare Kano“, welche er aber nicht vollendete, da es zu kreativen Differenzen kam. Er führte bei nur 12 Folgen Regie, bei denen man aber deutlich sieht, dass das Budget eigentlich nicht vorhanden war:
Nach dieser Serie und der Frustration heraus, dass fast niemand „Evangelion“ wirklich verstanden hat (er sagte einst, dass er „End of Evangelion“ so konzipiert hätte, dass die Otakus lernen sollen, aus ihren Schneckenhäusern zu kommen und das wahre Leben zu starten. „Was ist ein Traum? Die Weiterführung der Realität! Was ist Realität? Die beginnt, wenn der Traum endet!“
Er drehte fortan zwei Realfilme, welche vor allem durch ihre ungewöhnlichen Kameraperspektiven augefallen sind. „Love and Pop“ und „Shiki Jitsu“:
Auch danach blieb er der Life-Action treu: Er drehte die Echt-Version von „Cutie Honey“:
2007 dann holte ihn seine Schöpfung abermals ein, denn er startete das „Rebuild of Evangelion“-Projekt, mit welchem er, die Geschichte in vier Filmen verständlicher erzählen und die Animation auf den neusten Stand bringen wollte (ehrlich: Die Serie ist auch für heutige Verhältnisse noch grandios animiert, obwohl sie schon über 25 Jahre alt ist!).
Die Filme „Evangelion 1.0 und „Evangelion 2.0“ wurden gigantische Kassenschlager und „Evangelion 3.0“ sogar der erfolgreichste des Trios.
Mit den Einnahmen machte er seinen Traum wahr und ließ ein Museum für die liebevoll gestalteten Miniaturen der „Godzilla“ Filme bauen. Tokusatsu Museum for Special Effects. Er drehte auch einen Kurzfilm für das Museum, in welchem der Kriegs-Titan aus „Nasuicaä“ durch ein Minatur-Tokyo Set stapft.
Die Arbeiten an seinem „Evangelion“-Finale kamen aber immer wieder ins Stocken, auch bedingt durch eine neuerliche Depression.
So entschied er sich, erst „Shin Godzilla“zu drehen:
„Shin Godzilla“ war für viele die ersehnte Rückkehr der Echse und knüpft in Sachen Ton und Ernsthaftigkeit direkt an das Original aus dem Jahre 1954 an. In Japan ist „Shin Godzilla“ der bisher erfolgreichste Film des Franchises und die Verarbeitung des Fukushima-Traumas.
Diese Jahr klappte es dann auch endlich mit dem Abschluss der „Eva“-Saga: „Evangelion 3.0+1.0 – Thrice upon a time“ lieferte einen herausragenden Kinostart.
Heute wird Hideaki Anno 61 Jahre alt und sein nächstes Projekt ist schon in der Pipline: „Shin Kamen Rider“!
Alles Gute zum Geburtstag, Hideaki Anno.
Fun Fact: Kennt Ihr die Verbindungen zwischen „Sailor Moon“ und „Evangelion“? Vergleicht doch mal das Pony von Misato mit dem von Usagi… Außerdem war Anno der Gast-Animator für die Verwandlung von Sailor Uranus:
Was ist Eure Lieblingsserie oder Film von Hideaki Anno? Schreibt es in die Kommentare:
Ein wahres Genie, das uns hoffentlich noch mit weiteren Filmen beehren wird!