Ys VIII: Lacrimosa of Dana [PlayStation5 – Review]

Serie mit Tradition

„Ypsilons“? Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Kontakt mit der japanischen Traditionsserie, da ich den Namen schon immer irgendwie seltsam fand, er aber recht häufig in den alten Magazinen wie der Video Games auftauchte. Auch der Exotenstatus der Reihe, die zu Beginn kaum den Weg in den Westen fand, wurde durch den kryptischen Namen, den man übrigens „Üss“ ausspricht, befeuert. 

Glücklicherweise verbesserte sich die Situation der Reihe in den letzten zehn bis zwölf Jahren und die Spiele erschienen meist auch im Westen, wenn auch etwas unter dem Radar von Genre-Kollegen wie „Final Fantasy“ oder „Dragon Quest“. Dennoch hat die Serie eine treue Fanbasis und kann auf über 15 Spiele stolz sein, die mal Spinoff, mal Hauptteil waren.

Obwohl es den neunten Teil der Reihe bereits für die aktuellen Konsolen gibt, schiebt man nun nochmal „Ys VIII: Lacrimosa of Dana“ für die PlayStation5 nach. Immerhin bedeutet dieses Spiel sowas wie den Durchbruch im Westen. 

Eine Schifffahrt ist ganz und gar nicht lustig

In der Rolle von Adol Christin befindet ihr euch an Bord der Lombardia, einem eindrucksvollen Segelschiff, welches auf dem Weg nach Eresia ist. Doch leider kommt ihr ganz plötzlich und unerwartet in ein Unwetter und ein riesiges, tentakelbehaftetes Monster zerstört euer Schiff.

Zum Glück überlebt ihr den Zwischenfall aber an einem Stück und erwacht so am Ufer einer unbekannten Insel wieder, die es fortan zu erforschen gilt. Zusammen mit anderen Gestrandeten des Schiffsunglücks begebt ihr euch auf die Mission, das Geheimnis der Insel zu lösen. Denn bei dieser handelt es sich um Seiren Island, welche schon für andere solcher Unfälle verantwortlich sein soll. Dabei trefft ihr auf unzählige Monster und seltsame Kreaturen, müsst euch aber zeitgleich auch um das Wohl eurer Gefährten kümmern und ein Lager für diese aufbauen.

 

 

Für Genre-Fans

Klassische, japanische Rollenspiele zeichnen sich oft durch den etwas schwierigen und langatmigen Einstieg aus. Und auch „Ys VIII“ ist da keine Ausnahme. Denn nach vielen Dialogen und einem kurzen Kampf gegen das Tentakelwesen, folgen noch mehr Dialoge und Tutorials. Doch habt ihr diese erst einmal hinter euch, offenbart sich ein großartiges JRPG. 

So seid ihr schon bald in einer Gruppe von drei Abenteurern unterwegs, die ihr auch während der Kämpfe immer wieder abwechselnd spielen könnt. Die Echtzeitkämpfe basieren dabei auf einem einfachen Kampfsystem, in dem ihr einen Knopf für die Grundattacke nutzt und durch Druck von R1 in Kombination mit einer der Aktionstasten mehrere verschiedene Spezialattacken auslöst. Auch ausweichen dürft ihr gegnerischen Attacken. Habt ihr diese Aktion gut zeitlich abgestimmt startet ein sogenannter Flash Move, der euch in Zeitlupe angreifen lässt. Während der Auseinandersetzungen erlernt ihr dabei immer wieder einmal eine neue Spezialattacke, außerdem levelt ihr eure Figuren natürlich genre-gemäß hoch. Jedes eurer Teammitglieder ist auf unterschiedliche Gegnerarten spezialisiert und kann auch im Bereich des Taktikverhaltens individualisiert werden. 

Zelda Light

Wie auch so viele andere Genre-Vertreter im Jahr 2017 reicherte Entwickler Nihon Falcom das Spiel um ein anderes beliebtes Element an. Denn neben den Kämpfen mit kleinem und sehr großen Getier und dem Erforschen eurer Umwelt, gehören auch viele Craftingmöglichkeiten zum Spiel. So könnt ihr nicht nur Heiltränke herstellen, sondern auch Waffen verbessern oder Rezepte für verschiedene Speisen erlernen. Außerdem ist des rollenspielenden Japaners liebste Beschäftigung mit an Bord: das Angeln, welches aber im Vergleich zu anderen Genre-Vertretern wesentlich einfacher in seiner Mechanik ist. Trotzdem gibt es wieder einen umfangreichen Katalog an Fischarten, den es zu fangen gilt.

Die stärkeren Feinde und Bossgegner entsprechen dabei ebenso dem damaligen Trend, dass alles größer wurde. Ähnlich wie in „Dark Souls“ oder dem „Zelda“-Abenteuer  „Breath of the Wild“ werden euch meist überdimensionierte Feinde entgegengestellt, deren Taktik ihr zunächst einmal analysieren solltet. Sonst ist ganz schnell Schluss…

Zum Glück sind über die ganze Insel mehrere Kristalle verteilt an denen ihr nicht nur eure HP wieder herstellt, sondern die auch als Rücksetz- bzw. Warppunkte dienen. So könnt ihr recht schnell von A nach B reisen, was bei dem hin und wieder eingesetzten Backtracking recht hilfreich ist und Zeit spart. Zum Glück ist Speichern aber zu jedem Zeitpunkt möglich.

 

 

Dorfleben und Vogelwelt

Neben der Erkundung der Insel und ihres Geheimnisses steht aber auch das Wiederauffinden eurer Begleiter vom Schiff auf dem Tagesprogramm. Nachdem ihr den Kapitän wiedergefunden habt, gründet dieser eine Basis, die mit jedem gefundenen Passagier wächst und gedeiht und dann die üblichen JRPG-Inhalte offenbart. Neben einer Wirtschaft gibt es dann auch eine Schmiede oder ein Schwarzes Brett, welches mit Nebenquests gespickt ist. 

Außerdem gesellt sich später auch ein Papagei zu eurer Gruppe, der nicht nur Hilfe aus dem Dorf anfordern kann, sondern auch wichtige Punkte auf der Karte im Voraus markiert, funktioniert also quasi wie eine Luftaufklärung. 

Diese Basis muss hin und wieder auch gegen die Angriffe von Feinden verteidigt werden. Sollte es dazu kommen, erhaltet ihr eine Benachrichtigung und begebt euch am besten ganz schnell zu euren Mitstreitern zurück. Dass dies gerne mal beim Erkunden anderer Inselteile geschieht und somit den eigentlich Spielfluss etwas stört, muss man hier leider in Kauf nehmen. 

Bunt….wirklich bunt!

Bereits in den ersten Minuten des Spiels wird klar, „Ys VIII“ ist ein klassisches JRPG. Und das bezieht sich nicht nur auf die Spielmechaniken, sondern auch auf die Optik. Denn diese ist unglaublich farbenfroh, in manchen Abschnitten vielleicht etwas zu bunt. Das sollte man sich vor dem Kauf des Spiels bewusst machen und wirklich mögen. Dennoch sind die Figuren in einer detaillierten Art und Weise dargestellt, die wirklich Spaß macht. Dies gilt nicht unbedingt für die ein oder andere Umgebung, in der mal Texturenmatsche vom Feinsten herrscht, aber dennoch gibt es sehenswerte Spots im Spiel. Sicherlich ist dies auch der Tatsache geschuldet, dass „Ys VIII“ ursprünglich für die PS Vita erschienen ist und das Ausgangsmaterial dementsprechend war. 

O-Ton-Verfechter wählen zu Beginn natürlich die japanische Sprachausgabe, Texte gibt es jedoch nur in Englisch oder Französisch. Die Synchro beschränkt sich dabei allerdings auf wichtige Cutscenes, im Spiel selbst gibt es meist nur kurze Phrasen zu hören. Da eure Mitstreiter auch gerne während eures Streifzugs oder der Kämpfe reden, muss man ab und an einen Blick in die rechte obere Hälfte des Bildschirms wagen. Dort befinden sich dann nämlich die Untertitel zum Gesagten.

Ansonsten läuft das Spiel ruckelfrei und geschmeidig. Etwas störend sind aber die vielen kleinen Level-Abschnitte, die durch – sehr kurze – Ladebildschirme voneinander getrennt sind. Das ist nicht mehr ganz zeitgemäß, aber sicherlich auch ein strukturelles Problem welches aus der Grundversion für die PS Vita stammt. 

  • Story
  • Grafik
  • Gameplay
  • Spielspaß
4

FAZIT: Ein erstklassiges Rollenspiel, das es auch mit den ganz Großen aufnehmen kann

Zugegebenermaßen unterschätzt man „Ys VIII“ zunächst recht leicht. Sowohl der Einstieg als auch die gute, aber nicht Current Gen-gerechte Grafik schrecken auf den ersten Blick etwas ab, doch spätestens nach der ersten Stunde hat einen das Spiel vollkommen in sich aufgesogen. Seien es die tollen Monsterdesigns oder die immer wieder spaßigen Unterhaltungen der Hauptfiguren, irgendwie macht der Titel Laune. Hinzu kommt das zwar einfache, aber motivierende Kampfsystem und auch das immer mehr heranwachsende Dorf zu beobachten ist einfach befriedigend.

Nicht vorzustellen wie der Titel sich gegen „Final Fantasy XV“ & Co. schlagen würde, wenn er technisch auf dem aktuellsten Stand wäre und die Serie an sich mehr Publicity hätte. JRPG-Fans haben das Spiel sowieso auf dem Radar, aber auch als Genreneuling kann und sollte man sich „Ys VIII“ definitiv einmal anschauen. Denn das hat es sich redlich verdient! Mit der PlayStation5-Version erhält man sicherlich die technisch einwandfreiste Fassung des Spiels und so kann man bedenkenlos zum Kauf raten. 

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About Christian Suessmeier 3855 Articles
Nachdem ich schon in jungen Jahren Prinzessinnen aus den Klauen bösartiger Reptilien rettete und mich mit einem kleinen Raumschiff durch das Weltall ballerte, ließ mich die Faszination Videospiele nicht mehr los. Besonders japanische Spiele haben es mir angetan, außerdem war ich auch immer ein großer Fan von spezielleren Konsolen wie dem Sega Saturn. Ein Herz für Außenseiter quasi! In Sachen Spielen verehre ich die "Yakuza"-Reihe, mag filmische Abenteuer wie "The Last of Us" und absolviere gerne mal eine Partie "PES" zwischendurch. Ansonsten schlägt mein Herz aber auch für den japanischen Film, Regisseure wie Shion Sono, Shinya Tsukamoto oder Takeshi Kitano sind einfach Gold wert. Weiterhin investiere ich meine Zeit aber auch gerne in Comics und dem kreativen Arbeiten(Schreiben, Zeichnen...).

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